Julien wachte auf. Für ihn fühlte es sich so an, als wären wenige Sekunden vergangen, doch in Wirklichkeit sah das ganz anders aus.
Er öffnete seine Augen und realisierte, dass er in einem Bett lag, was aber nicht sein eigenes war.
Innerhalb weniger Sekunden gingen ihm all die schlimmen Erinnerungen wieder durch den Kopf und er riss die Decke, die auf ihm lag so kräftig zur Seite, sodass seine Beine freigelegt waren.Julien trug nur Boxershorts und an seinem rechten Bein einen Gips, der sich wie ein Fremdkörper anfühlte. Geschockt wollte er an vorne greifen, doch erst jetzt sah er die Verbände an seinen Händen, welche nun begannen zu brennen.
Stimmt ... die Scherben.Da er seine Decke so schnell von sich gerissen hatte, hatte er automatisch auch die Schnittwunden an seinen Händen erneut verletzt.
Sein Herz schlug ihm bis in den Kopf und hektisch sah Julien sich um.
Schnell bemerkte er, dass er sich in einem Krankenhaus befand."Julien ... du bist ja wach."
Julien zuckte heftig zusammen und drehte sich um. In dem gedimmten Licht sah er jemanden in einem Stuhl sitzten.
Schnell wusste Julien, wer da saß und ließ sich erleichtert zurück in sein temporäres Bett fallen.
"Zum Glück ... man, wie geht's dir?", hörte er die Person fragen, die aus der dunklen Ecke in das schwummrige Licht trat.
Dima sah Julien mit einem leichten grinsen an und klopfte ihm so sanft es ging auf die Schultern, um ihn nicht weiter zu verletzen."Wo sind'n wir denn genau? Wieviel Uhr ist es?", fragte Julien nun und rieb sich die Augen vor lauter Müdigkeit.
"Ist grad ma' kurz nach acht Uhr abends.", beantwortete Dima seine Frage lehnte sich an das Bettgestell. "Wie geht's dir?"Julien sah seine Hände und sein vergipstes Bein an. "Tut weh und kratzt, aber passt schon. Können wir ... können wir schon gehen?" Julien sah Dima fragend an, der nun seinen Stuhl näher an sein Bett schob.
"Ich glaub's nicht, sorry. Immerhin warst du beinahe 'ne ganze Stunde bewusstlos." Besorgt sah Dima ihn von der Seite an, was Julien jedoch nicht sah.
"Eine Stunde?!", rief Julien fassungslos aus.
"Ja ... die Scheißkerle haben dir ganz schön zugesetzt. Wer greift denn bitte eine Person zu sechst an?!" Beinahe wütend formten sich Dima's Hände zu Fäusten.
"Hat man die Hurensöhne identifizieren können? Hat man sie gefunden?", fragte Julien nach, obwohl er bereits die Antwort wusste.
"Nein ... du konntest keine Fragen beantworten und auch die Polizei konnte bis jetzt nichts nachweisen. Höchstens du weißt noch wie sie ausgesehen haben."
Julien schüttelte den Kopf und atmete laut aus. "Nein, die waren alle maskiert. Das war so ein richtiges Psychospiel. Keiner hat gesprochen. Nicht mal das könnt' ich beschreiben ... aber Dima, kannst du nicht mal den Arzt holen gehen? Der soll mich entlassen, verdammte Scheiße, ich bin doch kein Pflegefall.", warf er ein und schwang beide Beine vom Bett.Bevor Dima reagieren konnte, versuchte Julien sich aufstellen und laufen, drohte aber nach vorne zu fallen, weshalb Dima ihn packen und mit seinem Körper stützen musste.
"Langsam, Kumpel." Dima griff mit einer Hand unter Julien's Arm und drückte mit der anderen sanft gegen seine Brust, da er sonst nach vorne umgekippt wäre, um ihm so viel Eigengewicht zu nehmen, bis er wieder saß.
Julien erwiderte nichts. Stumm saß er da als Dima sich wieder aufrichtete und sich unsicher am Hinterkopf kratzte."Es sind sicher noch ein paar Ärzte hier. Ich hol' ma' jemanden der deine Lage checkt. Vielleicht können wir schon abhauen." Gerade als er loslaufen wollte, meldete sich Julien wieder zu Worte.
"Warte, du musst das nicht machen ... außerdem, wie lange bist du schon hier?"Dima sah auf seine Uhr und überlegte kaum drei Sekunden bevor er antwortete. "Jetzt sind's so circa fünf Stunden. Kein Problem. Du kannst sowieso nicht fahren. Ich bring' dich nach Hause."
Ohne auf Julien's Antwort zu warten, lief Dima aus den kleinen Einzelzimmer hinaus auf den etwas helleren Gang und verschwand.Fünf Minuten später, die sich für Julien wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatten, kam Dima zurück, dicht gefolgt von einem der Doktoren.
Erst jetzt bemerkte er, dass er Krücken mitgebracht hatte, die der Kitteltragende ihm mitgebracht hatte."Wie ich sehe wollen Sie keine Sekunde länger hier bleiben, nicht wahr? Wir haben Sie bereits gecheckt und ich bin dazu verpflichtet, Ihnen Ihren körperlichen und gesundheitlichen Zustand zu erklären. Offensichtlicher Weise wurde Ihr rechtes Bein einmal gebrochen. Versuchen Sie Ihre es bitte so wenig es nur geht zu belasten. Dafür sind auch die Krücken gedacht. Ihre Hände haben Schnittwunden erlitten. Ihre linke Hand wurde mit drei Stichen genäht, die restlichen Wunden, einschließlich die an der rechten Hand, sollten schneller heilen. Die fünfte Rippe auf der von Ihnen ausgesehen, rechten Seite ist außerdem geprellt. Glücklicherweise haben Sie keine Kopfverletzungen. Dennoch habe ich Ihnen Schmerzmittel verschrieben. Bitte morgens und abends nehmen. Zudem sollten Sie sich die kommenden Wochen vollkommen ausruhen. Ich habe ein Attest, dass dies bestätigt. Lassen Sie sich bitte helfen, soweit dies möglich ist, ob es nun von Freunden oder Familienmitgliedern ist, ist völlig egal. Alles was sie nun tun müssen, ist Ihre Krankenversicherungskarte an der Rezeption vorzulegen, damit ihre angefallenen Kosten übernommen werden. Anschließend sind Sie frei zu gehen."
Der Doktor überreichte Julien das Attest und schüttelte sowohl Dima's als auch seine Hand.
Julien bedankte sich bei dem Kerl in Anzug und atmete erleichtert aus, bevor er wieder zu Dima aufsah."Hier ist deine Joggers. Mehr wie die und deine Jacke da hast du ja nicht dabei gehabt oder?", hakte Dima nach und hielt ihm beides hin.
Nickend nahm Julien beides an und zog sich unbeholfen seine Jogginghose über, die glücklicherweise weit genug war, um über den dicken Gips zu reichen. Anschließend zog er seine Jacke an.
Ohne ein Wort streckte Dima seinem Gegenüber die Krücken hin, die Julien schweigend annahm. "Verdammter Mist.", fluchte dieser leise und zusammen mit Dima checkten sie aus und verließen das Krankenhaus."Dima ... du musst den Scheiß hier nicht machen. Ich bin kein behinderter oder so. Ob Krücken oder nicht, ich komm schon klar." Julien warf seine Schlüssel auf die Treppe neben der Eingangstüre und humpelte auf den neuen und ungewohnten Krücken in seine Wohnung. Hinter ihm schaltete Dima den Lichtschalter an und folgte ihm.
Kaum hatte Julien jedoch diese Worte ausgesprochen, stolperte er über ein Spielzeug seines Hundes Mika und drohte zu fallen, als Dima ihn noch rechtzeitig umgriff und wieder zum Gleichgewicht verhalf.
Dima sagte nichts. Er wusste genau, wie sehr Julien's Ego gerade beschädigt war und etwas zu sagen, was ihn aufheitern sollte, hätte alles nur noch schlimmer gemacht.
Stattdessen tat er so, als hätte er nicht gehört was er gesagt hatte.
"Ich kann mit Mika rausgehen, damit du das nicht machen musst. Ist kein Problem.", erklärte er Julien und beobachtete Mika dabei, wie sie ihr Herrchen schwanzwedelnd begrüßte.
Julien ließ sich auf seine Couch fallen und sie legte sich neben ihn, sodass er sie streicheln konnte."Ich kann jemanden bezahlen, der das macht. Du bist nicht mein Hausmädchen.", kommentierte Julien und sah Dima mit einem undeutenden Blick an.
"Bin ich nicht, man. Aber ich mach's trotzdem. Sowas tut man eben untereinander, okey? Und jetzt nimm' das Angebot an." Dima setzte sich neben Julien, der seine Krücken auf den Boden gelegt hatte, sodass er sie nicht sehen musste.
"Alles klar. Vielen Dank. Für alles hier. Und dass du so lange bei mir gewesen bist im Krankenhaus. Was da noch jemand da außer dir?", hakte Julien zögerlich nach.Dima schüttelte betrübt den Kopf. "Nein. Sorry. Ich war der Einzige. Ich hab' aber auch keinem davon erzählt, damit das nicht die Runde macht. Ich hoffe das ist okey ansonsten ...-"
Bevor Dima nach Julien's Smartphone auf dem Couchtisch vor ihnen greifen konnte, hielt dieser ihn zurück.
"Nein, du hast Recht. Ich hätte mehr nachdenken sollen. Es ist besser wenn das hier keiner rausfindet." Julien atmet schwer ein. "Ich nehm die Tabletten und leg' mich noch etwas hin, du kannst ruhig gehen. Ich komm' klar."Dima schüttelte verneinend den Kopf. "Ich bleib hier. Wenn's ok ist penn' ich auf'm Sofa"
Julien sah Dimitri unsicher an. "Bist du dir da wirklich sicher?"
"Klaro."--------------------------------------------------------------------------------
Kapitel eins und ihr wisst gar nicht was auf euch zukommt 😂 bitte, hasst mich nicht 🙏🏻
Über Kommentare und Support würde ich mich sehr freuen :)
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Freundschaft Plus [Dima x Julien FF]
FanfictionNach einem Zwischenfall, der für Julien schlecht ausging, ist er körperlich auf die Hilfe von anderen angewiesen. Natürlich bietet Dima ihm seine Hilfe an, da das ja für beste Freunde so üblich ist. Doch in der Zeit, in der sie ständig miteinander...