52.

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Julien's Sicht:
"Man, haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass ich im Alltag die Hosen anhab'?" Dima konnte einfach nicht aufhören zu reden, was uns beide noch in eine dumme Situation bringen würde. "Wieso lässt du mich nicht ausreden ... stimmt doch gar nicht was du da gesagt hast."
Ich schüttelte energisch den Kopf, hob beschwichtigend die Hände und versuchte dabei, locker auszusehen. Kein Kunststück, gelassen zu wirken.

"Dima ... du hast zu viel getrunken. Red' nicht so viel und schau' lieber den Kampf, ja?", sagte ich nun und zwang mich zu grinsen, während Dima wieder auf mich zu schwankte.
Im Hintergrund konnte man noch den Kommentator hören, der den nächsten Kampf ansagte, doch den Rest blendete ich aus.
"Yo, der is' total dicht!", kommentierte Scenzah und alle lachten, als Dima wieder drohte zu stolpern.
"Ja, man. Ey, Dima. Du kannst ja kaum mehr stehen.", fügte Johnny hinzu, sodass er sich umdrehte, als er angesprochen wurde.
"Ich steh' wie 'ne Eins, klar?" Dima machte eine gedankliche Pause, bevor ihm wieder einfiel, was er sagen wollten. "Aber! Das is' nicht immer der Fall!"

Locker ließ er sich neben die anderen auf die Couch fallen und ich setzte mich sofort wieder dazu.
"Achja?" Juri, der sowie alle anderen auch schon angetrunken und gut drauf war, sah Dima fraglich an. "Wie is'n das zu verstehen?"
Innerlich zog sich mein Magen zusammen und ich fühlte mich wie benebelt, während Dima hemmungslos weiter vor sich hin stammelte.

"Weißt du, das ist so ... im Leben ändern sich viele Dinge, Jungs. Und ich denk' ihr solltet jetzt wissen, was ich zu sagen hab'." Er sah zu mir und ich schaute in seine betrunkenen, braunen Augen, bevor er mich zu sich zog. Ich tat so, als wäre es komisch für mich und versuchte alle davon zu überzeugen, dass sein Arm um meine Schulter nur freundschaftlich gemeint war. Mir wurde warm und von einer Sekunde auf die nächste fühlte sich das Klima in meinem Wohnzimmer tropisch an.
"Ich wurd' ja vorhin unterbrochen ... von ihm hier. Aber was ich sagen wollte is', dass Jules hier verdammt gut -..."

"Dima! Meine geheimen Talente brauch' keiner wissen, klar?", redete ich nun verzweifelt dazwischen und versuchte es mit einem Lachen abzutun, was für alle Beteiligten sicher komisch aussah.
Ich nahm seinen Arm von meinem Schultern und strich mir unsicher meine Haare von der Stirn.

"Ach komm' schon! Du Spielverderber!"
"Ja Jules, was soll'n das?"
"Wir haben doch keine Geheimnisse."
"Was ist dein Talent, Alter?"

Ich hörte sie, doch konnte sie nicht ansehen. Auf einmal schien es schwer für mich, noch nüchtern zu sein, weshalb ich mir die Wodkaflasche griff und direkt daraus trank. Viel war ja nicht mehr darin vorhanden.

"Ich verrate es euch!", rief Dima nun wie ein kleines Kind aus und bevor ich die Flasche absetzen konnte, um ihn zu stoppen, war es schon zu spät.

"Julien kann verdammt gut ficken.", drückte sich Dima grob aus und ich verschluckte mich an den letzten Millilitern des Vodkas.
Ich stellte die Flasche unbeholfen ab und hustete, während die Jungs anfingen zu lachen.

"Der?"
"Als ob, stimmt doch eh' nicht."
"Wann hast'n die Letzte im Club geklärt, Jules?"
"Hast du zugesehen, oder warum weißt du das?"

All diese Fragen wurden wirr durcheinander gestellt, doch die letzte stach heraus, als Scenzah sie stellte. Anscheinend hatte er von allen am wenigsten getrunken oder konnte mehr vertragen, da er sich noch am normalsten anhörte.
Ich sah auf und zuerst in Dima's Richtung, der, so betrunken und naiv wie er gerade war, sich selbst feierte, da alle lachten.

Ich beruhigte mich und sah in die Runde voller lachender Gesichter. Keiner schien den Ernst der Lage wirklich zu begreifen, was es aber nicht besser machte.

"Man das hab ich ihm mal gesagt! Entspannt euch mal.", wich ich aus und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
"Wann hast du's mir gesagt?" Dima sah mich mit halb geöffneten, müden Augen an, die mich dennoch anzüglich ansahen. "Ich denke eher, dass du's mir ... du hast es mir ..."

Gerade als ich ihn wieder unterbrechen wollte, wurde er selbst langsamer und stoppte mitten im Satz. Erst jetzt begriff ich warum und reagierte sofort.
Ich packte Dima am Kragen und hievte ihn halb tragend zu meinem Bad, wo er sich in letzter Sekunde in die Toilette übergab.

Im Wohnzimmer konnte ich zustimmende rufe hören.
"Du hast uns gerettet, man!"
"Ich schwöre, Dima hätte hier alle angekotzt!"
Wieder lachten alle, so wie es eben bei Betrunkenen war. Es ist spaßig, wenn man selbst einen hohen Alkoholpegel hat. Alles ist egal und alles wird um einiges positiver wahrgenommen. Ist man aber der Einzige nüchterne, ist das überhaupt kein Spaß.

Ich schloss die Badezimmertüre und setzte mich erschöpft auf den Badewannenrand.
Unsicher sah ich Dima an, der sich nun zurück lehnte und bis zur Wand auf der anderen Seite rutschte. Fast schon außer Atem sah er mich an.

Ich konnte es ihm kaum übel nehmen. Alleine die Tatsache, dass es ihm nun so schlecht ging, dass er sich übergeben musste, brachte mich davon ab, ihm eine Standpauke zu halten. Richtig wahrnehmen würde er es sowieso nicht. Stattdessen nahm ich einen Waschlappen und hielt ihn im Waschbecken unter das Wasser, bevor ich mich neben ihn kniete und die letzten Überreste seines Kotzanfalls wegwischte.

"Alles okey, ja? Wird schon wieder.", sagte ich nun ruhig und konnte noch immer die gedämpften, aber lebhaften Gespräche der anderen hören. Ich war froh, dass sie nicht hier rein platzten und blieben, wo sie waren. Gebrauchen könnte ich sie gerade sowieso nicht.

Dima sah auf und schien so, als würde er mich wieder erkennen, so als hätte er mich schon länger nicht gesehen.
"Hey Baby ..." Er packte mich ungeschickt am Kragen meines Shirts und grinste, obwohl er wieder die Augen geschlossen hatte. "W-wollen wir ficken?"
So als hätte er einen Witz gemacht, lachte er und ließ mich wieder los, um seine Hände vor's Gesicht zu schlagen.
"Hab's den anderen erzählt. Weißt schon ... dass du's mir richtig geil besorgen kannst. Talent undso ...", faselte Dima weiter, was mich selbst besorgt Lächeln ließ.

Ich ging nicht darauf ein und strich ihm seine Haare aus dem Gesicht. "Willst du was trinken? Wasser würde dir gut tun. Dann solltest du schlafen gehen, bevor du deinen Tiefpunkt erreichst.", schlug ich ihm vor und sah, wie er nickte.

Fast schon als wäre er aus Gummi, versagten seine Muskeln, da er nicht mehr die Kontrolle über seinen eigenen Körper hatte. Alles, was er noch tun konnte, war mit mir zu reden. Auf eine sehr direkte Weise.

"Ich will dass du meinen Tiefpunkt in mir fickst, bis ich zum Höhepunkt komme." Wieder lachte er leise und sprach so als würde er mit sich selbst sprechen, doch es war an mich gerichtet.
Ich stand auf und hob Dima vorsichtig an, damit ihm nicht wieder übel wurde.
Anscheinend sah er meine Hilfestellung als Anmache an, da er, als ich ihm unter die Arme griff, bereits in meine Hose greifen wollte.
Ich jedoch war schneller und schüttelte den Kopf. "Heute nicht. Du bist betrunken und kannst nicht klar denken. Jetzt ist für heute Schluss, ja?", sagte ich eindringlich.

"Jawohl!", antwortete Dima und salutierte wie ein Soldat, während er erneut kicherte.
Ich hingegen brachte ihn einfach wortlos in mein Bett, bevor ich ihm aus der Küche ein Glas Wasser, einen Eimer und Kopfschmerztabletten brachte. Ich zog ihm sein Shirt und Hose aus, was er aber gar nicht mehr mitbekam und schloss die Türe, sodass ich als nächstes zurück zu den anderen gehen konnte.

Die gute Stimmung war noch immer nicht abgebrochen, doch als sie mich sahen fragten sie, wo Dima steckte. Ich erklärte es ihnen kurzerhand und musste nichts mehr dazu sagen, da sie alle verstanden.

"War'n netter, wenn auch komischer Abschluss.", sagte Scenzah, als ich alle verabschiedete.
Glücklicherweise hatten es die meisten nicht weit nach Hause oder hatten jemanden angerufen, der sie holen kam.
"Ich weiß. War ein bisschen zu viel vom Alk.", schüttelte ich die Aussage locker ab.
"Man sieht sich, Leute!", rief Juri noch einmal laut, als alle bereits draußen waren, sodass sich alle, auch ich, noch einmal verabschiedeten und die Hand hoben, bevor jeder seinen eigenen Weg ging.

So als würde eine Last von mir abfallen, atmete ich auf und begab mich wieder in meine Wohnung, wo ich die Überreste unserer kleinen Feier entsorgte und nochmal sicherstellte, dass alle Türen und Fenster verschlossen waren.
Erst dann legte ich mich selbst neben Dima, der mittlerweile schon tief und fest schlief.

Freundschaft Plus  [Dima x Julien FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt