16.

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Wer ist noch nicht abgehauen?😅

Dima's Sicht:
Als ich heute das erste Mal meine Augen öffnete, hatte ich nur wenige Sekunden, in denen ich mich noch nicht an gestern Nacht zurück erinnerte, bevor ich es tat.
Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte und konnte mich nicht entscheiden, ob ich die Szenen aus letzter Nacht noch einmal in Gedanken revue passieren lassen oder ob ich einfach vergessen sollte.
Ich war nicht mehr sicher, ob das, was wir hier taten, wirklich gut war, oder ob es uns früher oder später das Genick brechen würde.
Ungewollt kamen mir Julien's Worte wieder in den Sinn.

Du bist heiß, wenn du das tust, Kumpel.
Du zitterst ja schon.
Wenn du dich bloß so sehen könntest, wie ich es gerade tue.
Dein Körper sehnt sich buchstäblich nach meinen Berührungen, oder etwa nicht?

Sieh mich an, na los, Dima. Sieh mich an wenn du kommst.

Ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen und atmete tief ein und aus. Ich konnte nicht mehr daran denken. Das sollte ich nicht. Es war doch falsch! Mein ganzes Leben lang wurde mir erklärt, dass genau dieses Verhalten falsch war. Immer wieder wurde ich in meiner Karriere damit konfrontiert und ich hatte mich selbst offen dagegen ausgesprochen.
Auch Julien erging es dabei nicht anders. Das wusste ich, da ich ihn schon so lange kannte.
Niemals hätte ich geglaubt, dass so viel Zeit, die wir miteinander verbrachten uns so verändern würde.

Erst jetzt realisierte ich, dass ich noch immer in seinem Bett lag. Kurze Panik brach in mir aus, doch ich versuchte es mir selbst nicht anmerken zu lassen.
Langsam nahm ich meine Hände aus meinem Gesicht und sah mich im mittlerweile hellen Raum um. Neben mir, auf der anderen Seite des Bettes, lag Julien, der noch zu schlafen schien. Ich wollte mich bewegen, doch erst jetzt spürte ich Julien's Arm, der quer über meinem Bauch lag und mich praktisch bewegungsunfähig machte.
Eine zweite Welle aus Unsicherheit brach in mir aus, da mein Shirt fehlte, bevor mir es wieder einfiel. Mich schienen die Gedanken an gestern Abend nicht mehr los zu lassen, doch nun kamen mir auch meine eigenen Worte wieder in den Sinn. Ja, Julien, du hast mir nur gerade die Seele aus dem Leib gefickt.

Ohne zu wissen warum, schämte ich mich nun für meine Worte. Immerhin hatte Julien danach nichts mehr geantwortet, sondern nur noch leise aufgelacht. Ich meine, immerhin hatten wir schon so oft über das Thema Sex mit allem drum und dran geredet. Wieso sollte es mir nun vor mir selbst peinlich sein? Vielleicht war es einfach nur der Fakt, dass wir uns noch nie zuvor so nahe gekommen waren. Und vielleicht auch der Fakt, dass Julien's Hand wenige Sekunden vor meinem Satz in meiner Boxershort steckte und mich zum Orgasmus gebracht hatte.
Sollte ich also so tun, als wäre nichts passiert? Würde vielleicht Julien selbst etwas dazu sagen? Immerhin hatte ich ihn noch nie zuvor so erlebt. Sieh mich an wenn du kommst.

Ich konnte mir meine eigenen Fragen nicht beantworten und wollte es auch nicht mehr. Ich zerbrach mir nur allzu oft den Kopf über Dinge, die sich von selbst klärten, wenn man ihnen nur Zeit gab.
Ich fühlte mich auf einmal dreckig und als ich durch den Raum sah und Julien's Shirt vereinzelt auf dem Boden liegend entdeckte, was ich diese Nacht getragen hatte, wusste ich auch warum.
Panisch schaute ich an mir hinunter und checkte, ob man mir nicht doch noch ansehen konnte, was ich letzte Nacht getrieben hatte. Glücklicherweise hatte Julien gut für mich gesorgt.
Dennoch wollte ich mich nicht länger so fühlen und hob vorsichtig Julien's Arm, um leise aufzustehen und mich in sein Bad zu begeben.
Dort angekommen vermied ich es, mich selbst im Spiegel zu betrachten und zog mich aus, um direkt so schnell wie möglich zu duschen.

Als ich wieder mit einem besseren Gefühl aus dem Bad heraus kam, trug ich wieder meine eigenen Klamotten, die nun wieder trocken waren. Unsicher öffnete ich die Türe zum Schlafzimmer und ging hinein.
Julien schien noch immer nicht aufgewacht zu sein. Ich schaute auf mein Handydisplay und stellte selbst schockiert fest, dass es bereits zwei Uhr am Nachmittag war.
Kurzerhand entschloss ich mich dazu, schnell mit Mika spazieren zu gehen, um Julien eine Auszeit zu geben. Immerhin hatte er diese Verdient ... nach all seinen Bemühungen.

Als ich wieder zurück kam, war es kurz vor drei Uhr und ich hoffte, dass Julien bereits wach sein würde.
Doch als ich sah, dass Julien noch immer schlief, ging ich besorgt auf ihn zu und setzte mich neben ihn auf die Bettkante.
"Julien." Ich legte eine Hand auf seine Schulter und beobachtete ihn dabei, wie er endlich wach wurde und sich zu mir umdrehte.
"Geht's dir gut, Kumpel?", fragte ich leise.
Julien öffnete verschlafen seine Augen. Als er mich sah, konnte ich ihm ansehen, dass sich gerade selbst an die vorherige Nacht erinnerte. Ich ließ von ihm ab und sah auf meine Schuhe, da auch ich nun wieder in der Zeit zurück geworfen wurde.

Ich wollte gerade schon wieder aufstehen und ihm sagen, dass ich ihn in Ruhe lassen werde, als er mir nun seine Hand auf meinen Oberschenkel legte.
"Hey. Keine Sorge, mir geht's gut." Julien sah mich an und begann leicht zu grinsen während er mich musterte. "Mir wurde schließlich nicht die Seele aus dem Leib gefickt."

Beinahe wie in Zeitlupe ließ ich mein Gesicht in meine Hände sinken und hoffte einfach, in Grund und Boden zu versinken, da ich nicht auf diese direkte Konfrontation gefasst war.
"Ach komm schon, zu früh für so etwas?" Julien wurde ernster und ich hörte wie er sich aufsetzte.
"Nein." Ich riss mich zusammen und behielt eine ruhige Mine, als ich ihm wieder in die Augen sah. "Ich weiß nur nicht ... ich weiß nicht was als nächstes kommen soll, man.", gab ich ehrlich zu und wippte unruhig mit meinem Bein auf und ab.
"Ich auch nicht. Aber ist nicht das das Gute daran?"
Ich zuckte mit den Schultern und hörte auf, mein Bein unruhig zu bewegen, als Julien seine Hand weiter hoch schob.
"Ich habe keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Aber ich habe auch darüber nachgedacht. Was wenn es uns beiden das Genick brechen wird? Was wenn uns die Welt nicht so akzeptiert?" Ich versuchte seine Berührung zu ignorieren und mich auf unser Gespräch zu konzentrieren.
"Es muss keiner wissen was wir hinter geschlossenen Türen tun oder eben nicht, man. Immerhin stehen wir beide noch auf Weiber, oder?"
"Ja, daran hat sich nichts geändert. Aber kannst du damit leben?"
"Mit was?"
Ich lachte unsicher auf. "Mit dem Wissen zu leben, dass wir beide was am ... laufen haben, während man gerade eine andere vögelt.", drückte ich mich grob aus.
Nun wurde Julien schweigsam. Immerhin schien ich ihn zum nachdenken gebracht zu haben. "Wir können es Freundschaft plus nennen. Du weißt schon. Kumpels, die ab und zu mehr Spaß haben wie normale Freunde das eben haben." Er legte den Kopf schräg und ließ seine Hand noch weiter auf die Innenseite meiner Oberschenkel rutschen, weshalb ich kurz die Augen schloss, um ihn nicht schon wieder gewinnen zu lassen.

"Und du denkst das wird so funktionieren?", fragte ich nun.
"Klar doch. Wieso sollte es das nicht. Wir können keine Beziehung zerstören, wenn wir selbst in keiner sind. Oder hab' etwa nicht recht?"
Ich fasste an meine Schläfen und öffnete meine Augen wieder. "Nein, du hast recht. Okey. Ich geb's auf." Innerhalb weniger Sekunden hatte ich selbst beschlossen, dass ich nie wieder zu viel über irgendetwas nachdenken wollte, was ich gleich in die Tat umsetzte.

"Wenn du dieses Spiel jedoch spielen willst musst du wissen, dass du dir in mir einen ebenbürtigen Gegner ausgesucht hast."
Ich griff nach der Hand von Julien, die mich schon wieder durch die Berührungen verrückt machte und kickte meine Schuhe von meinen Füßen. Kurze Zeit später drückte ich Julien zurück in seine Matratze und pinnte ihn unter mir fest. "Ich kann dieses Spiel genauso gut wie du. Ich bin darin nicht unerfahren." Während ich sprach, zog ich die Bettdecke zur Seite und schob meine Hand unter seinen Hosenbund, so wie er es bei mir nun schon mehrere Male getan hatte. "Klar, mit dir wird das nochmal was anderes, aber scheinbar hattest du gestern genauso wenig Hemmungen gehabt, als du mir die dreckigsten Worte ... im positiven Sinne, an den Kopf geworfen und mich auf meinen Höhepunkt getrieben hast." Einen Moment ließ ich ihn glauben, dass ich mit ihm das gleiche anstellen würde, wie er mit mir die Nacht zuvor, doch er wusste nicht, dass ich nur mit ihm spielte.
Ich berührte ihn an den selben Stellen an seinem Oberkörper, so wie er mich zuvor und ließ meine Hand in seine Boxershorts gleiten. Schon nach einigen Sekunden erzielte ich, was ich wollte.

Julien stöhnte auf und wollte sich so wie ich in die Berührung lehnen, als ich sofort von ihm abließ und vom Bett kletterte, um mir dort meine Schuhe wieder anzuziehen.
"Hey, man. Was soll das? Ich dachte du bist selbst davon überzeugt, dass man das, was man anfängt auch beendet. Oder nicht?", rief er mir enttäuscht zu.

"Zieh' dich an, mein Lieber. Wir gehen einkaufen. Wenn ich heute nochmal hier bleiben sollte, dann musst du auch mit mir zusammen in den verdammten Laden gehen." Ich ignorierte sein Ausruf und grinste ihn an.
"Ohne das hier zu beenden?"
Nun grinste ich. "Ich bin ein Mann meiner Worte. Aber ich habe nicht gesagt, dass ich das nicht auch noch später machen kann."

Freundschaft Plus  [Dima x Julien FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt