Dima's Sicht:
Die Musik war laut und schlecht. Ich saß in einem Club für das erste Mal seit einigen Wochen. Es waren gerade mal zehn Stunden vergangen, in denen ich nicht mehr bei Julien war, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Dennoch konnte ich kaum klar denken, da die Musik und die Gespräche der Menschen um mich herum meine Gedanken übertönten.Unsicher trank ich mein mittlerweile fünftes Bier und bestellte einen Shot, um schneller eine bessere Stimmung zu erzielen. Ich wusste noch immer nicht, warum ich wirklich her kam. Wem wollte ich etwas beweisen? Etwa mir selbst?
Ich hatte keine Ahnung.Als mir jedoch der Barkeeper meinen Shot brachte und ich ihn in einem Zug leerte, stand ich auf und schaute mich auf der Tanzfläche um.
Kaum wenige Sekunden später fiel mir ein gut aussehendes Mädchen auf, das mit ihren Freunden tanzte.
Wie es normalerweise lief, dauerte es nicht lange, bis sie mich bemerkte und ich Blickkontakt mit ihr herstellte.
Als ich mir sicher war, dass sie Interesse hatte, stand ich auf und ging durch die Menschen auf sie zu und begann mit ihr zu tanzen.
Wir kamen uns immer näher, bis sie schließlich ihre Hand auf meine Brust legte und ich sie leicht zu mir zog, während wir unsere Bewegungen anglichen.So sehr ich mich aber auch anstrengte - ihre Hand erinnerte mich an die von Julien, als ich eines morgens aufwachte und er beinahe auf mir lag. Wieder spürte ich dieses komische, aber dennoch nicht unangenehme Gefühl in meinem Brustkorb. Schnell schüttelte ich es ab und konzentrierte mich auf die Blondine vor mir, die ihre Finger nun durch meine Haare gleiten ließ.
Ich grinste sie an und zog sie an ihren Hüften näher zu mir, während meine Gedanken wie wild hämmerten.Ihre Hände glitten über meinen Oberkörper und wenige Sekunden später trafen ihre Lippen auf meine. Sie schien kein Mädchen zu sein, für das man sich ins Zeug legen musste, da sie sich mir sofort an den Hals schmiss.
Doch nicht wie all die anderen Male, bei denen ich schon ein Mädchen für eine Nacht mit nach Hause genommen habe, sprang ich sofort darauf an, sondern empfand es als abstoßend.
Es war keine Frage, dass auch sie ein hübsches Mädchen war und natürlich half der Alkohol meiner Wahrnehmung auf die Sprünge, doch dieses Mal, nach dieser Woche, war es anders.Ich drückte sie von mir weg und löste somit unseren Kuss. Ich schüttelte meinen Kopf, da es für Worte viel zu laut war.
Enttäuscht und genervt hob sie beide Hände und sah mich mit einem entsprechenden Blick an. Anschließend ließ sie mich auf der Tanzfläche stehen.Frustriert stürmte ich durch die Massen von Menschen hinaus aus dem Club hinaus in die kühle Nacht.
Ich hatte zu wenig getrunken, um wirklich besoffen zu sein, weshalb ich noch vollkommen in Kontrolle meines Körpers stand.
Ich war wütend auf mich selbst, da ich nicht mehr wusste was ich wollte.
Wie konnte es nur so weit kommen?
Wieder wandelte sich meine Wut in Frustration und Verzweiflung um, als ich den Weg zurück nach Hause ging.
Dort angekommen duschte ich erneut und putzte mir meine Zähne, um den ekelhaften Gestank von Alkohol wegzuwaschen.
Anschließend zog ich mir eine frische Jogginghose, ein Shirt und einen grauen Zipper Hoodie an.
Ich überlegte lange und war immer noch unsicher, als ich meine Entscheidung traf, doch ich tat es dennoch.Einige Minuten später stand ich vor seiner Tür und klopfte. Ich wusste, dass es spät in der Nacht war und als ich sicherlich schon eine Minute vor seiner Tür stand, wollte ich schon wieder nach Hause gehen, als sie sich öffnete.
Julien stand mit verwirrtem Blick in der Türe. Seine Krücken waren nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war er zur Tür gehumpelt.
Ich zog die Kapuze aus meinem Gesicht und sah Julien ohne ein Wort zu sagen an."Dima? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist kurz nach drei.", sagte er leise und ließ mich eintreten, bevor er die Türe wieder humpelnd schloss.
Julien trug kein Shirt, alles was er anhatte, war eine Jogginghose.
Ich trat ein. "Du hast dennoch aufgemacht. Ohne deine Krücken." Ich sah Julien an und grinste.
"Hast du getrunken? Warst du draußen?", fragte er nach und deutete auf die Couch. Ich setzte mich hin, bevor ich weiter sprach. Julien setzte sich neben mich und legte seinen eingegipsten Fuß hoch.
"Ja ... aber nur ein wenig. Ich wollte nicht schon wieder vollkommen ..." Ich stockte, da die Erinnerungen an den Morgen danach hoch kamen und an Julien's Berührungen.Für ihn schien es vielleicht so, als habe ich nicht gemerkt, wo seine Hand war, als wir am nächsten Morgen aufwachten, doch ich war schon wach, bevor die Sonne überhaupt aufgegangen war.
Und dennoch hatte ich mich keinen Zentimeter bewegt ...
Was geschah nur mit mir?
" ... ja. Ich war draußen.", schloss ich deshalb meinen Satz ab und lehnte meinen Kopf gegen die Couchlehne.
Julien nickte abwesend. Im Hintergrund hörte ich Rap Musik, die ich nicht auf Anhieb erkannte, dennoch lockerte sie die noch angespannte Atmosphäre.
"Und hast du ... jemanden abgeschleppt?" Normalerweise gingen solche Gespräche zwischen mir und Julien flüssig, da wir uns schon so lange kannten. Dennoch schien das nun anders zu sein."Ja ... ich meine nein. Ich hab's mir anders überlegt." Ich verschränkte meine Arme. Immer stärker zweifelte ich daran, ob es richtig gewesen war, wieder hier her zu kommen. Immerhin wusste ich selbst nicht, was ich wollte.
Julien lachte gekünstelt auf. "Du hast eine laufen lassen? Wieso denn das?"
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Um ehrlich zu sein hat sich's nicht richtig angefühlt."
Die Stimmung sank von gemütlich zu eiskalt. Der Restalkohol machte mich ehrlicher, als dass ich es wollte.
Unangenehm rutschte ich nun tiefer in die Couch hinein, in der Hoffnung, dass sie mich verschlucken würde. Doch das tat sie nicht."Was ist passiert?" Julien's Stimme war ernst und gleichzeitig besorgt.
"Nichts. Alles gut. Und wie war es heute für dich?", ging ich seiner Frage aus dem Weg.
Julien schien das zu bemerken und beließ es dabei. "Ist okey gewesen. Und ob du's glaubst oder nicht. Ich war mit Mika draußen. Zwar nicht weit, aber schon ein ganzes Stück." Er grinste stolz und steckte mich damit an."Ich bin stolz auf dich."
DU LIEST GERADE
Freundschaft Plus [Dima x Julien FF]
FanfictionNach einem Zwischenfall, der für Julien schlecht ausging, ist er körperlich auf die Hilfe von anderen angewiesen. Natürlich bietet Dima ihm seine Hilfe an, da das ja für beste Freunde so üblich ist. Doch in der Zeit, in der sie ständig miteinander...