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Julien's Sicht:
Ich konnte es kaum fassen, dass ich wieder einigermaßen normal laufen konnte. Beinahe euphorisch lief ich vor raus, als Dima geparkt hatte und wir nun auf den Supermarkt zugingen.
"Nicht so schnell.", rief er mir zu und holte auf, sodass wir wieder auf einer Ebene waren.
"Ich kann nicht anders. Sorry, aber dieses Gefühl wieder richtig gehen zu können ist das Beste, dass es für mich in Moment gibt.", erklärte ich Dima mit guter Laune.
"Find' ich echt gut, man. Immerhin kannst du mir jetzt wirklich helfen und mir nicht nur hinter her laufen.", ärgerte Dima mich spielerisch und ich stieß ihn grinsend mit meiner Schulter gegen seine.
"Ich konnte ja nicht einmal was dafür."
"Habe ich mich jemals beschwert?" Während wir gingen sahen wir uns einige Sekunden lang an, bevor wir wieder nach vorne sahen.
"Nein hast du nicht. Danke dafür.", sagte ich und meinte es vollkommen ernst.

Dima hatte mir viel durch die Zeit geholfen, die für mich alleine wohl kaum aushaltbar gewesen wäre.
Im Laden angekommen gingen wir durch die Regale und griffen nach allem, das uns ansprach.
Dabei war unsere Auswahl sehr Alkohol-Lastig. Um dennoch nicht zu verhungern, nahmen wir uns für diesen Abend Tiefkühlware mit, die wir uns schnell zubereiten konnten.
"Hey, Dima.", rief ich ihm zu, da er auf der anderen Seite eines Regals in einem engeren Gang stand.
Als er zu mir sah, hob ich die Wodkaflasche hoch, die wir uns vor wenigen Wochen gekauft hatten.
"Schon wieder?" Dima kam näher zu mir und stapelte seine Waren so, dass er sie in einer Hand halten konnte, bevor er mit den Achseln zuckte. "Wenn du das willst."

Ich wollte gerade etwas antworten, da spürte ich einen kurzen, aber starken Schlag auf meinen Hintern. Ich drehte mich verblüfft um, doch Dima war schon lange weiter gelaufen und tat so, als wäre nichts gewesen. Als er bemerkte, wie ich ihn ansah, blieb er stehen.
"Was kuckst du mich so an? Hab ich was in meinem Gesicht?", fragte er vollkommen unschuldig und griff sich an die Wange.
Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. "Nein. Da ist nichts.", gab ich zurück und tat ebenfalls so, als wäre nichts passiert.

Nachdem wir gezahlt hatten, packten wir unsere Sachen in den Kofferraum von Dima's Wagen und fuhren zurück zu meiner Wohnung. Dort angekommen räumten wir unseren Einkauf in meinen Kühlschrank, der nun nicht mehr allzu leer aussah.
"Du hättest diesen Wodka nicht kaufen sollen. Ich kenne uns.", warnte Dima und grinste.
"Was willst du jetzt schon wieder damit sagen?", fragte ich und tat so, als hätte ich keine Ahnung, wovon er sprach.
"Ich sage damit nur, dass wir zu viel trinken. Gesundheit undso." Er zwinkerte für kaum mehr als eine Sekunde.

Den restlichen Tag verbrachten wir damit, mit Mika spazieren zu gehen, eine Serie, die wir zusammen schauten, weiter zu sehen und FIFA zu zocken.
Dima bot mir außerdem an, dass er schnell in seiner Wohnung neue Klamotten holen könnte, doch ich lehnte ab.
"Es sind genug für uns beide in meinem Kleiderschrank." Damit gab er sich zufrieden und lehnte sich wieder zurück ins Sofa, um weiter zu zocken.

Gegen Abend bekamen wir beide hunger und entschlossen uns dazu, die gekauften Fertiggerichte aufzuwärmen.
Da es sich nur um wenige Minuten handelte, die die Gerichte brauchten, lehnte ich mich gegen den Küchentisch, um den Ofen im Auge zu behalten. Schon allzu oft hatte ich wegen Unachtsamkeit mein Essen wegwerfen müssen, bevor ich es überhaupt probieren konnte.
Auch die Wodkaflasche fand nun ihren Weg aus dem Schrank zu uns, sodass wir uns gleich beide ordentlich was davon einschenkten, was die Laune erheblich steigerte.

Dima's Sicht:
Heute Morgen hatte ich noch gedacht, dass mein Verlangen nach Berührungen bereits heute Abend schon wieder auf dem Höchstniveau war, doch das Essen ging nun mal vor.
Ich lehnte mich neben Julien an den Tisch und starrte mit ihm zusammen auf den Ofen.

"Muss sicher richtig behindert aussehen. So wie wir da stehen.", kommentierte Julien und legte eine Hand um meine Schulter, sodass ich mich gegen ihn lehnen konnte.
"Sind wir das denn nicht in einer gewissen Weise?", hinterfragte ich willkürlich und schüttelte den Kopf. "Kann mir ja egal sein."

Einige Minuten später war unser Essen fertig und zusammen aßen wir an Julien's viel zu großen Esstisch, während im Hintergrund laut eine Playlist auf shuffle lief.
"Was wenn doch? Was machen wir dann?", fragte ich wie aus dem Nichts.
"Wenn ... was?", hakte Julien nach, da er nicht verstand, worauf ich hinaus wollte.
"Wenn unser Ding hier an die Öffentlichkeit kommt. Ich weiß nicht ... unsere Community ist stark. Aber ich bin mir sicher, dass es viele gibt, die nicht ganz so viel Verständnis haben.", machte ich ihm klar und schob meinen leeren Teller von mir.
"Wird es nicht. Vertrau mir." Auch er war bereits fertig und stieß den Teller in die Mitte des Tisches, ohne zu wissen, warum.
"Ich hoffe es.", sagte ich abwesend und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.
"Ich dachte, du möchtest dir wegen sowas keine Gedanken mehr machen?", hinterfragte Julien nun und ich nickte.
"Weiß ich. Mach' ich jetzt auch nicht mehr."
Skeptisch betrachtete mich Julien von der anderen Seite des Tisches aus, doch ich hielt seinem Blick stand.
"Die Jungs haben geschrieben. Die wollen sich morgen treffen. Feiern gehen und so. Wir sollten mit. Ansonsten werden wir jung und alleine sterben.", begann er das Gespräch wieder und ich stimmte ihm zu.
"Scheint eine gute Idee zu sein. Immerhin ist es schon wieder etwas länger her, seitdem wir in der Gruppe zusammen raus gegangen sind.", unterstützte ich das Vorhaben und stand auf.

Ich ging in die Küche und holte die Wodkaflasche, die wir bereits geöffnet hatten, zusammen mit zwei Gläsern und stellte sie auf den Tisch. "Ich hab' mal gelesen, dass Essen den Prozess verlängert, sodass man nicht so schnell betrunken wird. Ich möchte mir heute zwar nicht die Kante geben, aber dieses genau in der Mitte ist genauso gut."
Julien grinste als ich uns beiden einschenkte und wir schweigend unsere Gläser in einem Zug leerten.
"Ich bin ja dafür, dass wir heute mal einen Film schauen. Das haben wir schon lange nicht mehr getan. Entweder war es zocken oder eine Serie schauen. Abwechslung wäre doch mal angesagt, man.", bot Julien an und ich konnte nicht nein sagen. Immerhin hatte er recht.
"Hast du nicht einen Beamer?", fiel es mir nun ein.
Julien drehte sich im gehen zu mir um. "Ja, wieso?"
"Lass uns den doch in deinem Schlafzimmer aufbauen und den Laptop anschließen. Wenigstens umgehen wir so das harte Sofa und können uns sogar hinlegen. Wenn einer von und beiden also einschlafen sollte, müssen wir nicht erst wieder aufstehen und durch die halbe Wohnung laufen.", schlug ich vor.
Erstaunlicher Weise schien Julien die Idee gut zu finden, weshalb wir seinen Beamer aus der Abstellkammer holten und ihn neben seinem Bett auf dem Nachttisch anschlossen und den Computer damit verbunden. Anschließend holten wir die Leinwand und hingen sie an der gegenüberliegenden Wand auf, sodass man von seinem Bett aus direkt darauf schauen konnte. Anschließend suchten wir uns einen dieser älteren Horror-Filme aus.
Bevor wir uns aber hinlegten, gab mir Julien noch Schlafsachen, sodass ich mich, genauso wie er, umziehen konnte. Erst dann legten wir uns hin und starteten den Film. Glücklicherweise hatte ich an die Wodkaflasche gedacht, aus der wir nun abwechselnd tranken, da ich die Gläser vergessen hatte.

Im Endeffekt war ich froh, dass wir zuvor etwas richtiges gegessen hatten, da ich wahrscheinlich nun nicht nur leicht angetrunken, sondern völlig betrunken gewesen wäre. Ich hatte es mir sowieso abgewöhnt auf leeren Magen etwas zu trinken, da man so nie wusste, wann es genug war.

Dieses Mal wusste ich es. Genauso wie ich wusste, was heute noch passieren würde.

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Ich bin mir sicher, ihr wollt mich jetzt alle schon wieder töten. xD Irgendwie kann ich es ja verstehen. Aber ich nenne es mal meine künstlerische Freiheit, dieses nächste Kapitel doch so zu gestalten ;)

Freundschaft Plus  [Dima x Julien FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt