Kapitel 19

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Louis' P.O.V.

Was sich da gerade vor mir abspielte war unglaublich. Unfassbar, was Liam seiner eigenen Schwester an den Kopf warf. Wie er über mich - seinen angeblich besten Freund - redete und das, obwohl ich ganz genau gesehen habe, dass er mich  bemerkt hatte. Er schien so verdammt wütend zu sein, obwohl wir doch nur wegen ihm zusammen waren. Nagut, wenn er nicht gewesen wäre, würden Cassy und ich uns wahrscheinlich immer noch ignorieren. Oder ich sie oder sie mich oder was weiß ich.

"Du brauchst echt nicht denken, dass diese beschissene Masche mit dem rumheulen wirklich noch bei mir funktioniert! Werd erwachsen, Cassy!" rief Liam zu seiner Schwester, die zusammengekauert auf dem Boden saß und weinte.

So hatte ich sie noch nie gesehen, immerhin bin ich solchen Situationen immer ausgewichen. Obwohl ich bezweifelte, dass es jemals so schlimm gewesen ist. Schließlich wusste ich ja auch, dass Liam und Cassy sich eigentlich nie stritten. Zumindest nicht so heftig und mit so viel Geschrei. In so einem Moment war ich noch froher, dass wir in naher Umgebung keine Nachbarn hatten.

Aber so langsam wurde es mir einfach zu viel und nicht mal ich ließ mir das mehr gefallen. "Liam jetzt reicht's aber mal." sagte ich und lief auf die beiden zu. Ich kniete mich sofort neben die wunderschöne Blondine auf den Boden und legte meinen Arm um sie. "Du hast keine Ahnung, wie sehr du mich und vor allem Cassy mit deinem beschissenen Verhalten verletzt verdammt. Versteh es einfach, du kannst nichts an der Situation ändern und schon gar nicht, wenn du so weit gehst und Cassy so niedermachst, dass sie zusammenbricht." Ich versuchte, nicht laut zu werden, da ich wusste, wie sehr Cassy es hasste, wenn jemand schrie. 

Liam's Hand, sein Kiefer und allgemein sein ganzer Körper entspannte sich. Innerhalb von wenigen Sekunden ging sein Atem wieder normal, doch sein Blick, den er au mich richtete, war immer noch düster und voller Hass. Hatte ich es geschafft? Nach all den Jahren? Hatte ich es geschafft, meinen besten Freund dazu zu bringen, mich zu hassen? Na klasse.

Ich nahm Cassy in den Arm und keine zwei Sekunden später, schlang sie ihre zierlichen Arme um meinen Körper und drückte ihren kleinen, zitternden Körper an mich. Mit einer kurzen Handbewegung gab ich Liam das Zeichen, dass er sich aus dem Staub machen sollte. Und zu meiner Verwunderung hörte er darauf. Doch er verließ nicht nur das Zimmer, er verließ das Haus. Denn kurz nachdem er aus dem Wohnzimmer draußen war, hörte man, wie die Haustüre zugeknallt wurde.

Augenblicklich wurde es still. Man hörte nur noch Cassy's Schluchzen, sonst nichts. Und es traf mich mitten ins Herz, sie so zu sehen. So verletzt, klein, zerbrechlich. Einerseits tat sie mir unglaublich leid. Andererseits wurde mir jetzt bewusst, wieso ich solchen Situationen mit ihr immer ausgewichen bin. Doch jetzt konnte ich das nicht. Ich konnte jetzt nicht einfach gehen und sie alleine lassen.

Während ich Cassy beruhigend über den Rücken strich, wendete ich meinen Blick zur Terrassentüre, wo mich sofort ein geschockter Zayn anstarrte. Hinter ihm standen Harry und Niall, die Cassy und mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Mitleid ansahen. 

Mit einem kurzen Nicken gab ich den Dreien das Zeichen, dass alles gut wäre. Sie akzeptierten das für's Erste, doch ich wusste ganz genau, dass ich später noch ausgequetscht werden würde. Dem musste ich so lange aus dem Weg gehen, bis sich dieses ganze Trara wieder gelegt hätte. Doch so wie ich die Jungs kannte, wäre das ganze nicht all zu schnell vom Tisch.

Die Jungs gingen wieder nach draußen und schlossen die Türe, ohne ein Wort zu sagen. Wie sehr ich ihnen dafür dankbar war. Denn jetzt musste ich mich erst mal irgendwie um die zerbrochene Schönheit vor mir kümmern, die ihre Arme immer noch um mich gelegt hatte.

"Cassy?" sprach ich sie leise an. Keine Reaktion. "Süße..." begann ich erneut, doch sie drückte mich noch näher an sie. Also gut, dann eben nicht reden. 

It makes me feel aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt