Kapitel 5

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Cassandras P.O.V. 

Auch wenn ich es eingesehen hatte, dass ich so einige Anzeichen von Louis' Seite übersehen hatte, konnte ich das hier nicht zulassen. Es durfte einfach nicht passieren, das würde viel zu viel kaputt machen. Ich konnte das einfach nicht zulassen. Louis und ich waren beste Freunde und das sollten wir jetzt nicht zerstören. Das wollte ich einfach nicht.

Als ich meine Augen wieder öffnete, blickte ich in den Spiegel und musterte uns beide kurz. Dann nahm ich vorsichtig seine Hände von meinem Bauch, ging einen Schritt vor und drehte mich zu ihm um. Sein Blick verriet alles, was er in den nächsten zehn Minuten vor sich hin quatschen würde und ich musste es irgendwie vermeiden. Doch ich wusste nicht wie. Denn wenn Louis mal anfing, seine Gefühle rauszulassen, hatte man echt ein Problem. Er realisierte die Situation und in seinen Augen spiegelte sich Trauer, Enttäuschung, Wut und dieser verdammte Selbsthass, der immer irgendwie da war. Doch dieses Mal war dieser Selbsthass stärker als alles andere. Aber bevor ich irgendwas machen konnte, um ihn vom Reden abzuhalten, öffnete er seinen Mund und begann.

"Oh Gott Cassy, es tut mir so leid, wirklich. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist ich... ich..." Er suchte verzweifelt nach den richtigen Worten und sah überall hin. Nur nicht in meine Augen. "Ich bin so ein Idiot. Bitte verzeih mir, ich wollte das nicht tun, sei nicht sauer auf mich, ich brauche dich, du bist meine beste Freundin." So traurig hatte ich Louis noch nie erlebt. Dennoch war ich ziemlich überrumpelt von der ganzen Sache und konnte irgendwie nicht klar denken. Ich schwieg und merkte, wie er immer nervöser wurde. "Cassy bitte sag doch was..." bat er mich und nun war die Verzweiflung in ihm mehr als deutlich zu erkennen.

Erst jetzt begriff ich, dass ich ihn bisher nur angeschwiegen hatte. "Kannst du mir den Reißverschluss wieder aufmachen? Dann können wir weiter." sagte ich leise und drehte ihm wieder den Rücken zu. Meinen Blick wendete ich auf den Boden.

Ich wollte nicht, dass sich durch das Geschehene etwas änderte, doch als Louis und ich den Laden wieder verließen, herrschte eine drückende und sehr unangenehme Spannung zwischen uns. Ich kaute mir, seit er die Umkleide wieder verlassen hatte, durchgehend auf meiner Unterlippe herum, was so langsam wirklich schmerzte. Doch das war mir egal, denn bevor ich irgendwas sagen konnte, was die ganze Situation noch schlimmer machen würde, zwang ich mich lieber dazu meine Klappe zu halten. 

Wir liefen eine Weile weiter, bis mich seine Stimme aufschrecken ließ und ich aprubt stehen blieb. "Willst du noch irgendwohin?" fragte er mich und vermied den Augenkontakt mit mir. 

Wie sollte ich die nächsten Monate nur überstehen, wenn mein bester Freund mir nicht mal mehr in die Augen sehen konnte? Es würden wohl die schwersten Monate in meinem Leben werden. Und irgendwie musste ich es auch noch Liam erklären, was plötzlich zwischen Louis und mir los war. Naja, vielleicht sollten wir auch einfach nochmal darüber reden, schließlich hatte ich vorhin nichts zu seiner Entschuldigung gesagt.

Ich spürte seinen Blick auf mir und ich brauchte eine ganze Weile, bis ich endlich verstanden hatte, wieso er mich so ansah. Er hatte mir eine Frage gestellt. Dumme Cassy. "Äh... nein, eigentlich nicht..." sagte ich etwas leiser und wendete meinen Blick nun auf den Boden.

Louis nickte leicht und wir drehten um. Während dem Weg zum Parkhaus sagte niemand etwas, denn irgendwie gab es einfach nichts zu sagen. Normalerweise hätten wir uns alles bis ins kleinste Detail erzählt, was seit meinem letzten Besuch passiert war. Doch nicht heute. Durch den Fehler von vorhin war die Stimmung zwischen uns einfach drückend und es wurde noch schlimmer, als wir in seinen schwarzen Range Rover einstiegen. Aber immerhin entkam ich so diesem widerlichen Gestank des Parkhauses. Schon bevor ich die Türe richtig geschlossen hatte, fuhr Louis los und ließ mich zusammenzucken. Schnell schnallte ich mich an, als ich Louis' Gesichtsausdruck sah. Er schien wütend zu sein. Aber wieso? Hoffentlich nicht auf mich, das würde ich nicht aushalten. Vor allem, weil ich ganz genau wusste, wie er Auto fuhr, wenn er wütend war. Er 'übersah' Stoppschilder und ignorierte jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen. Und so auch dieses mal.

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