Spendengala
„Du hast gesagt, du wirst pünktlich da sein."
Jack kneift seinen geschminkten Mund zusammen und schaut mich leicht wütend an, als ich in den Wagen steige. Sechs seiner Männer sitzen hinten im dem Transporter und unterhalten sich leise. Logischerweise verstehe ich somit nicht, was sie sagen. Nicht, dass es mich was angehen würde. Meine Augen verdrehend schnalle ich mich an, während der Clown neben mir losfährt. Dass er über mein zu spätes Kommen nicht erfreut ist, war mir ja klar, allerdings sollte er froh sein, dass ich überhaupt gekommen bin.
„Ich hab gesagt, dass ich mich bemühen werde, pünktlich da zu sein. Diese Angabe war ohne Gewähr, Liebster", verteidige ich mich, während ich mein schwarzes Tuch um meinen Mund enger ziehe.
Der Joker schnauft bloß, während er wie ein Irrer die Straßen entlang fährt.
„Wenn du so weiter fährst, schnappen uns die Bullen, bevor der Spaß mit Dent überhaupt anfangen konnte", sage ich.
Der Joker kichert kurz, was relativ komisch ist, da er vor zehn Sekunden wütend war, weil ich zu spät gekommen bin, aber so langsam sollte ich mich an sein Verhalten gewöhnt haben. An sein wechselhaftes und seltsames Verhalten, versteht sich.
„Bevor es dazu kommen könnte, schieße ich sie ab."
Schmunzelnd hebe ich eine Augenbraue, als wir bereits an der vierten roten Ampel vorbeifahren.
„Ich dachte, du bevorzugst eher Messer, als Revolver."
Jack zuckt mit den Schultern und schaut kurz zu mir. Bei dieser Bewegung fallen ihm einige grüne Strähnen ins Gesicht, die er genervt beiseite schiebt.
„Bei Polizisten muss ich mir diesen Spaß abschminken und zu anderen Mitteln greifen. Denn wie du weißt, haben sie selbst Waffen dabei, weshalb ich nichts hinauszögern darf", zwinkert dieser und biegt ab, sodass wir uns auf der Hauptstraße befinden.
Das ist die Straße, in der sich der Wayne Tower befindet, wo heute die Spendengala stattfindet. Jack fährt etwas langsamer und biegt in eine Seitengasse ab, die direkt neben dem großen Tower ist.
„Ich parke hier und wir schleichen uns in das Gebäude. Die Feier spielt sich im dreiundachtzigsten Stock ab."
Der Joker hält den Wagen und seine Männer packen sich ihre Waffen und in nur kürzester Zeit, stehen wir acht neben dem großen Wagen.
„Der Plan?", frage ich ironisch.
Jack schließt seine Autotür und streicht sich durch seine Haare.
„Plan?"
Ich schnalze mit der Zunge und zücke mein Messer.
„Hab ich mir schon gedacht. Kein Plan, aber dafür ein Ziel. Folgt mir", sage ich schmunzelnd und laufe los.
Da es schon mitten in der Nacht ist, ist die Chance von anderen Passagieren gesehen zu werden, relativ gering, trotz dessen sollten wir vorsichtig sein.
Der Grund, warum wir uns langsam dem Hintereingang nähern, der zwar abgeschlossen und gesichert ist, für uns aber kein Hindernis darstellen sollte.
„Wer hat gesagt, dass du das Sagen hast, Fräulein?", fragt Jack, der dicht hinter mir herläuft.
„Ich", antworte ich grinsend und ziehe meine Kapuze tiefer in mein Gesicht.
„Wenn ich schon keinen Plan habe, dann musst du doch einen haben. Richtig?"
Bei seiner Frage lache ich leise und drehe mich kurz zu ihm um, als wir an der besagten Tür angekommen sind.
„Ich sehe genau so wenig aus, als hätte ich keinen Plan, wie du. Ich mache Dinge bloß, so wie ich denke, dass ich sie machen sollte. Ein Ziel hat oberste Priorität. Aber ein genauer Ablauf, existiert bei mir nicht. Denn das Problem bei Plänen ist, dass wenn etwas falsch läuft, der komplette Plan gelaufen ist und du dir etwas Neues einfallen lassen musst. Und da man sich sicher sein kann, dass etwas falsch laufen wird, hat es von vorne hin keinen Sinn einen Plan zu entwerfen, der sowieso über Bord geworfen wird."
Jack fängt bei meiner Erklärung an zu grinsen, während er die Tür öffnet.
„Es gibt keine einzige Sache, bei der ich dir nicht zustimmen würde."
Wir alle treten in das Gebäude und schließen leise die Tür.
„Etwas Anderes habe ich auch nicht erwartet", flüstere ich. Leise gehen wir zu den Fahrstühlen.
„Wo sind hier die Wachleute? Und was ist mit der Alarmanlage?", fragt ein Typ mit einer Clownsmaske.
Ich seufze leise.
„Das hier ist der Hintereingang, warum sollten hier Wachmänner stehen, du Trottel?", zische ich.
Eine Antwort bekomme ich nicht. Wir laufen still weiter, bis wir am Fahrstuhl ankommen.
„Hey! Wer seid ihr und wie seid ihr hier reingekommen?"
Das plötzliche Geschrei reißt mich aus meiner Vorsicht und wir werden von zwei Menschen mit Taschenlampen angestrahlt und mit Pistolen angezielt.
„Oh, die hab ich wohl vergessen", kommentiere ich.
Aber noch bevor jemand etwas machen oder sagen kann, zücke ich blitzschnell meinen Revolver und erschieße die beiden. Der laute Knall ertönt und hallt von den Wänden wider. Die beiden Wachmänner, die in grüner Dienstkleidung gekleidet sind, sinken mit einer frischen und tödlichen Wunde zu Boden. Ihre leeren und toten Augen schauen mich noch für einen Moment an, bis sie aus meinem Blickfeld verschwinden.
„So viel von, warum es hier Wachmänner geben sollte?", sagt Jack und schmatzt einmal.
„Jeder irrt sich im Leben, Joker. Und außerdem - ist etwas passiert? Nein. Es ist, als wären wir den zwei Idioten nie begegnet. Also - gehen wir weiter."
Ich setze mich wieder in Bewegung und drücke den Knopf neben dem Fahrstuhl.
„Außerdem unterstreicht das hier meine Aussage von gerade eben. Ein Plan kann von solchen kleinen und bedeutungslosen Dingen durcheinander geworfen werden. Und weil wir keinen Plan hatten, kann man sagen, dass dieser Vorfall nichts durcheinander geworfen hat. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich behaupte, das hat zu unserem ‚Plan' gehört."
Schmunzelnd steige ich in den Fahrstuhl.
„Häh? Laberst du immer so viel Müll? Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Hauptsache ist, dass du dich vertan hast und Unrecht hattest. Wegen dir wären wir fast von den Wachmänner geschnappt worden."
Erneut höre ich die wütende Stimme des Typen, der mich schon vorher misstrauisch gefragt hat, ob es hier Alarmanlagen und Wachmänner gibt. Ich stöhne bei seinem Kommentar auf und drehe mich zu ihm.
„Weißt du, kleiner unwissender Mann, du redest mir hier ein bisschen zu viel. Du vergisst, dass der Killerclown und ich das Sagen haben", sage ich und hebe drohend eine Augenbraue, mit meinem Messer in der Hand.
„Ich hab keine Angst vor dir, du Psycho. Vor allem nicht, weil du eine Frau bist", sagt er, mit dem Versuch selbstbewusst zu klingen, aber das Zittern in seiner Stimme kann man klar und deutlich hören.
„Angst vor dem Tod solltest du auch nicht haben, denn mit dem musst du jetzt Bekanntschaft machen."
Ruckartig steche ich zu und der Mann sinkt augenblicklich zu Boden.
„Da waren es nur noch sieben", kichert der Joker und schiebt den Toten aus dem Fahrstuhl, sodass er ungehindert in den dreiundachtzigsten Stock hochfahren kann. Ich schnaufe leicht wütend.
„Lose Mundwerke mit einem dazugehörigen dummen Köpfchen kann ich nicht leiden", sage ich und blicke die anderen fünf Clown-Männer an.
„Drei sind schon tot", sagt Jack und lehnt sich gegen die Wand.
„Tote gehören bei so einer Mission eben dazu."
Ich zucke mit den Schultern und lese auf der Anzeigetafel, dass wir bereits im zwanzigsten Stockwerk sind.
„Das stimmt, ja."
Jack fängt an mit seinem violetten Sakko zu spielen und schaut seine restlichen Männer drohend an. Diese stehen bloß still da, mit den Waffen in der Hand. Da die Masken ihre Gesichter verdecken, kann ich sie nicht sehen, ihre Angst und Angespanntheit aber kann ich deutlich spüren.
„An dem Beispiel gerade eben seht ihr, was passiert, wenn man aus dem Packt mit dem Joker und Theodora austreten möchte", sagt der Joker und kichert kurz.
Ich schmunzle unter meinem Tuch und verschränke meine Arme.
„Vierzigster Stock", sage ich leise.
„Da fällt mir auf, wo wird dieser Aufzug denn geöffnet?", fragt mich Jack interessiert.
„Im Flur. Dieser führt zur Tür, die zum Saal gehört. Genau in diesem Saal tanzt Harvey Dent fröhlich in seinem teuren Anzug", erkläre ich.
„Noch."
Der Joker nickt verständlich und lacht.
Siebzigster Stock.
„Ich werde die Leute begrüßen, oder?"
Jack grinst von einem Ohr zum anderen, als der Aufzug ein kurzes Geräusch macht und er sich öffnet.
„Das wäre mir eine Ehre, Liebster", sage ich. Wir gehen aus dem Aufzug raus und laufen den Flur zum Saal entlang. Je näher wir kommen, desto lauter wird die Musik und der Spaß kommt näher.
„Dann gehe ich hinten rum, damit mich niemand sieht und ich Dent unauffällig aus dem Saal bringen kann", meine ich.
„Geht klar."
Ich biege ab, sodass ich zu einer anderen Tür komme, die ebenfalls mit dem Saal verbunden ist. Die anderen sehe ich nicht mehr, aber ich höre laut und deutlich, wie die Tür des Saales aufgeschwungen wird und Jack einmal gegen die Decke schießt. Sofort verstummt die Musik und das laute Menschengerede.
„Guten Abend, meine Damen und Herren, wir sind heute für die Unterhaltung zuständig", höre ich Jack noch sagen, sodass ich leise lachen muss. Ich laufe weiter, um nach dem perfekten Nebeneingang zu suchen. Als ich diesen gefunden habe, trete ich herein und atme erleichtert auf, als ich merke, dass ich von hier perfekt zu der beängstigten Menge schauen kann und vor allem wie Jack mit seinem Messer herum hantiert, aber sie mich nicht entdecken können. Als ich sogar Harvey Dent in der Menge aufblitzen sehen, kann ich mit dem Grinsen nicht mehr aufhören und freue mich auf den kommenden Spaß.
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Two Identities [Joker FF]
FanfictionIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.