Kapitel 62

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Jim Gordons Büro

„Wann denkst du, wird er wieder zurückkommen?", fragt mich Jack, während ich eine bestimmte Schublade durchsuche und die vielen Papiere, die sich hier befinden überfliege.
„Weiß nicht, ich hoffe doch, dass er während seinem Weg zu der Kaffeemaschine tausend Mal aufgehalten wird, sodass wir genug Zeit haben werden, irgendetwas Wichtiges und Hilfreiches zu finden", antworte ich und nehme mir die nächste Schublade vor, während Jack im Schrank rumkramt.
„Es würde mich ziemlich wundern, wenn Gordon keine einzige Information parat hätte, die etwas mit Batman zu tun hat", sagt er plötzlich.
Ich lache etwas und zucke mit den Schultern, während ich ein paar Akten auf den Schreibtisch schmeiße, die ich soeben aus einer Schublade genommen habe.
„Mich auch, um ehrlich zu sein, aber es ist alles möglich. Deswegen sollten wir uns auf keinen Fall auf diese Hoffnung stützen. Es kann immer noch sein, dass die Polizei und Batman abgemacht haben, nichts zu verschriftlichen, was mit ihrer Beziehung zueinander zu tun hat."
Bei meiner Vermutung höre ich, wie Jack zustimmend grummelt und weiterkramt.
„Zur Not können wir Gordon ja immer noch fesseln, ihn entführen und die Information so aus ihm rausbekommen. Auch wenn es etwas schwierig sein wird, ihn hier rauszuschmuggeln. Oder wir bedrohen ihn vor Ort mit unseren hübschen Messern und lassen ihn dann geschockt zurück", schlägt Jack vor, sodass ich grinsend in den Akten herumblättere.
„Wir haben gesagt, wir es erstmal ohne Gewalt versuchen. Wenn nichts davon funktionieren wird, werden wir das tatsächlich machen. Selbstverständlich müssten wir dann auch Gordon umbringen. Mein Problem damit ist bloß, dass das so viel Arbeit ist. Es wäre viel einfacher, wenn wir hier etwas finden und dann abhauen könnten. Dann könnten wir in Ruhe Batman nachspionieren und langsam rausfinden, wie wir an seine wahre Identität rankommen könnten. Zusätzliche Arbeit und Action führt nur zu sinnlosem Energieverbrauch und Zeitverlust."
Bei meinen Worten stimmt mir Jack kichernd zu. Während er und ich also Gordons komplettes Büro auf den Kopf stellen, hören wir gelegentlich, wie irgendwelche Leute an dem Zimmer hier vorbeilaufen. Mal gehen sie in Gruppen vorbei, mal alleine.
Natürlich hoffe ich bei jeder einzelnen Person, dass sie nicht vorhat hier reinzukommen, weil ich einfach keine Lust drauf ab, mich mit irgendeinem dummen Polizisten zu beschäftigen. Ich habe wesentlich Besseres zu tun, als das. Natürlich wäre es gut, wenn sich hier allgemein niemand aufhalten würde, deswegen war es auch Yomos Vorschlag, dass Jack und ich erst in der Nacht hierherkommen, aber mein Freund und ich mussten ihm dann erklären, dass das gesamte Polizeirevier vollgepackt mit Überwachungskameras und sonst was ist, sodass wir auf keinen Fall in der Nacht hier reingehen können. Auch jetzt besteht die Gefahr, dass wir entdeckt werden, aber die Chance dazu ist wesentlich geringer als in der Nacht.
„Hast du schon was?"
Ich werde plötzlich aus den Gedanken gerissen, während ich dabei bin die vielen Akten zurück in die Schublade zu stecken. Bei Jacks Frage schüttle ich den Kopf und verziehe mein Gesicht.
„Und du?"
Auch er schüttelt den Kopf, sodass wir seufzend weitersuchen. Minute für Minute vergeht, aber wir zwei finden keine brauchbare Information, sodass wir langsam zu schwitzen anfangen.
„Ich bin mir sicher, dass Gordon gleich auftauchen wird, wir sollten uns langsam verziehen", meine ich und stehe auf, als ich eine Schublade wieder zuziehe. Jack schließt den Schrank und flucht leise vor sich hin.
„Du hast recht", meint er nur, während wir uns Richtung des Lüftungsschachtes bewegen.
„Du gehst als erstes nach oben und ich gebe dir das Gitter, okay? Dann komme ich nach", meint Jack.
Ich halte mich an den Seiten des Schachtes fest, als wir plötzlich eine bekannte Stimme wahrnehmen, die sich langsam aber sicher nähert. Jack und ich starren uns geschockt an, während ich meine Bewegungen verschnellere.
„Verdammte Scheiße, schneller Caylin, schneller, schneller! Los!", zischt Jack, sodass ich mich noch mehr beeile.
„Ist ja schon gut, ich mach ja schon so schnell ich kann!", zische ich zurück, als ich oben bin und der geschminkte Clown wir das Gitter hoch gibt.
„Und jetzt beweg verdammt nochmal deinen Arsch hier nach oben!", befehle ich ihm, was er anschließend auch macht. Als er sicher oben angekommen ist, befindet ist Gordon schon ganz nah.
„Schließ dieses Ding endlich!", meine ich und drücke Jack das Gitter in die Hand, das er schnell befestigt.
Zum Glück noch rechtzeitig, denn in dem selben Moment öffnet sich schon die Tür und ein an der Tasse nippender Jim Gordon spaziert herein. Ich atme erleichtert aus und beobachte ihn, wie er auf seinen Schreibtisch zugeht und sich dann auf seinen Stuhl fallen lässt.
„Das war knapp", flüstere ich.
„Und was jetzt?", fragt mich Jack leise, sodass ich meinen Blick abwende und ihn nachdenklich anschaue.
Ich will ihm gerade antworten und ihm sagen, dass ich keine Ahnung habe, da kommt mir eine geniale Idee. Sofort fange ich an zu grinsen und ziehe mein schwarzes Tuch runter, sodass er meine Grimasse auch sehen kann. Verwirrt aber gleichzeitig leise kichernd schaut er mich an. Fragend hebt er seine Hände und darauf, dass ich ihm meine Gedanken mitteile.
„Du siehst so aus als hättest du einen Plan, Liebes. Habe ich recht oder habe ich recht?"
Ich nicke, sodass er wieder leise lachen muss.
„Du hast echt immer einen Plan. Du enttäuschst mich nie, Theodora."
Stolz grinse ich und öffne meinen Mund, um ihm meinen kleinen Plan mitzuteilen, da kommt er mir aber plötzlich dazwischen: „Lass uns ein paar Meter wegkriechen. Mich macht es etwas nervös, dass dieser Vollidiot da unten uns vielleicht hören könnte."
Ich befolge seinen Rat und krabble ein paar Meter in diesem engen Lüftungsschacht weiter weg.
„Also?", fragt er, während wir uns setzen.
„Weißt du noch, als wir vorher an dem Umkleideraum vorbeigegangen sind?"
Jack nickt auf meine Frage hin und schaut mich gespannt an.
„Wie wäre es, wenn einer von uns beiden sich als Polizist verkleidet und so Gordon aus seinem Büro lockt, damit der andere weitersuchen kann? Es muss einfach irgendeine Information bezüglich Batman haben!"
Bei meinem Vorschlag scheint Jack kurz zu überlegen, ehe er nickt.
„Ja, das ist eine gute Idee. Hast du zufälligerweise deinen Polizeiausweis dabei, den ich dir gegeben hab, als wir bei der Gedenkfeier als Polizisten anwesend waren?"
Ich hebe überrascht meine Augenbrauen und wundere mich, dass er das noch im Kopf hat. Ich krame eine Weile in meinen Jackentaschen auf der Innenseite meiner Jacke, bis ich eine Karte spüre. Ich ziehe sie heraus und stelle freudig fest, dass es die ist, von der Jack redet.
„Perfekt", kommentiert er und grinst mich an, während ich den gefälschten Ausweis anstarre.
„Ich soll also hier die Polizistin spielen?", frage ich leise lachend, sodass er nur schmunzeln kann.
„Ich denke eine braunhaarige junge Frau ist wesentlich unauffälliger, als ein grünhaariger Junge. Außerdem weiß ich nicht, wie ich diese Schminke hier abbekommen soll."
Bei seinen Argumenten zucke ich mit den Schultern und nicke anschließend die Augen verdrehend.
„Ist ja schon gut. War ja klar, dass ich den Drecksjob erledigen muss."
Empört schaut mich Jack an.
„Drecksjob? Ich stelle es mir wesentlich schöner vor, in einer coolen Uniform dazustehen und selbstsicher neben den Beamten rumzulaufen und noch einen Donut mitgehen zu lassen, als in seinem Büro rumzukramen."
Nachdem ich etwas lachen musste und wir uns in Bewegung gesetzt haben, um zu diesem Umkleideraum zu kommen, stimme ich ihm zu, indem ich ein.
„Du hast irgendwie recht", murmle ich.
Als wir nach einigen Minuten endlich ankommen, luge ich durch das Gitter. Zu unserem Glück ist hier niemand, sodass wir das Gitter abmachen, es aber diesmal nicht achtlos auf den Boden fallen lassen, sondern es vorsichtig in Jacks Schoß ablegen.
„Ich werde ihn solange es geht aufhalten, aber bleib auf keinen Fall mehr als zehn Minuten in seinem Büro, okay? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffen werde, ihn länger aufzuhalten", meine ich zu ihm, bevor ich aus dem Schacht springe und dann etwas unsanft auf dem Fliesenboden dieses Raumes aufkomme.
„Geht klar. Wenn wir fertig sind, treffen wir uns wieder hier, okay? Ich werde hier auf dich warten und dir dann hochhelfen, einverstanden?"
Bei Jacks Frage nicke ich und schnappe mir eine Uniform.
Ich schaue Jack von hier unten mit einem bösen Blick an, als ich die Tür abgeschlossen habe und gerade dabei bin, meine Jacke auszuziehen und diese in einem freien Spind zu verstauen.
„Wenn du mich beim Umziehen beobachten wirst, schwöre ich dir, kannst du dir dein eigenes Grab schaufeln."
Jack muss bei meiner Warnung lachen und schraubt das Gitter zurück.
„Wenn du meinst", ist das letzte, was ich ihn noch sagen höre, bevor ich mich schnell umziehe und ich mit einer frischen Uniform die Tür öffne und mich unter die vielen Polizisten mische.

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