Klassenkameraden
Jack POV
„Ich freue mich ja so, dich bald wieder sehen zu können, Harvey", kichere ich leise und setze einen Schritt vor den anderen.
Natürlich achte ich dabei darauf, meine verletzte Seite und meine zwei Beine nicht all zu sehr zu belasten, was nebenher gesagt ziemlich schwer ist. Schließlich muss ich auf meinen zwei Beinen laufen und dabei meine Hüften mitbewegen - perfekt. Summend laufe ich die enge und düstere Gasse entlang und werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr. Wir haben nicht einmal Mitternacht, weshalb es mich wundert, dass ich bisher nur drei Straßenpennern, ein paar Teenagern und zwei Drogendealern begegnet bin, die sich in ein paar Nebenstraßen rumgetrieben haben. Sonst ist es ziemlich still hier in Gotham, nicht dass ich ein Problem damit hätte, nein. Im Normalfall hätte ich ziemlich großen Spaß daran, ein paar bekiffte Jugendliche zu bedrohen und Menschen zu belästigen, heute aber habe ich Besseres zu tun, was wiederum heißt, dass ich keine Zeit für meine kleinen Spielchen habe.
Außerdem freue ich mich schon so sehr darauf, Harvey wieder treffen zu können und lebendig vor ihm stehen zu können. Bei dem Gedanken, wie er wohl reagieren wird, wenn ein scheinbar Toter vor ihm auftaucht, kann ich nicht aufhören zu lachen und muss mir nach einer Weile eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischen. Harvey muss doch bestimmt, denken, dass Caylin, Yomo und ich tot sind, da ist es doch ganz witzig, ihn mit dem Gegenteil überraschen zu können. Wie ich mich in sein Apartment schleichen kann, weiß ich noch nicht so genau, aber das werde ich einfach spontan entscheiden. Sprengstoff wäre zwar eine Lösung, aber dadurch würde ich mich ja bemerkbar machen, also lasse ich das mal wieder. Auch wenn das spaßig und es einfacher wäre.
Während dem Gehen richte ich meinen violetten Sakko und rücke meine Krawatte zurecht. Als ich mir durch die grünen Haare fahre, komme ich aus der Seitengasse heraus und vor mir erstreckt sich eine lange eher unbefahrene Straße. Da ich jetzt nicht mehr von steinernen Wänden umgeben bin, habe ich eine bessere Aussicht auf die Stadt und kann glücklicherweise das gesuchte Gebäude erkennen, das sich Harvey Dents Wohnheim nennt. Beim Näherkommen stelle ich mir selber die Frage, wie viele Zimmer wohl dieses Riesengebäude hat und wo sich wohl Harvey selbst aufhält. Skeptisch lege ich meinen Kopf zur Seite und schmatze ein paar mal, nachdem ich aufgehört habe zu summen.
„Und wo hält sich denn jetzt der werte Herr Staatsanwalt auf? Muss ich etwa jedes einzelne Zimmer abklappern? Es muss doch einen einfacheren Weg geben, oder etwa nicht? Ach, mir wird schon was einfallen, da bin ich mir sicher", sage ich zu mir selbst und gehe weiter.
Meine Hände vergrabe ich nun in meinen Hosentaschen und fange ich mit dem Messer zu spielen, das sich in der linken befindet. In der rechten fühle ich den Umschlag und muss wieder lächeln. Mein ruhiger Spaziergang wird aber durch eine Stimme unterbrochen.
„Yasper. Hey, Kumpel. Schau mal da, ist das nicht der Joker oder sehe ich schlecht?"
Die Stirn runzelnd schaue ich mich um und blicke nach kurzem Suchen in ein blau funkelndes Augenpaar, das sich bei meinem direkten Augenkontakt weitet. Anscheinend wusste er nicht, dass er so laut geredet hat und ich ihn nun gehört habe. Auch der andere Jugendliche - anscheinend Yasper - dreht sich nun zu mir um und starrt mich ebenso geschockt an, wie sein Kumpel. Die beiden erstarren, als ich mich kurz umschaue und zu den beiden laufe, die nebenher gesagt an einer Wand angelehnt dastehen, die zu einer Nebengasse gehört.
„Shit, lass uns abhauen!"
Selbstverständlich habe ich etwas Besseres zu tun, als mich mit naiven Jugendlichen zu beschäftigen, die um diese Uhrzeit nichts anderes machen, als Drogen zu kaufen oder sich heimlich mit anderen zu treffen, aber ich meine Harvey rennt mir ja wohl nicht davon, oder?
„Stehen bleiben", fordere ich von den beiden, die gerade dabei sind, sich umzudrehen und davonzurennen, „sonst werdet ihr es noch bitter bereuen, das verspreche ich euch."
Ein hysterisches und psychopathisches Kichern verlässt meinen Mund. Erschrocken zucken beide zusammen, bleiben aber wie befohlen stehen. Noch einmal blicke ich um mich, um zu checken, ob es noch weitere Störenfriede gibt, aber dem ist nicht so, sodass auf die beiden zugehe und sie in die Gasse drücke. Bei meiner Berührung schnappen beide nach Luft und schauen mich ängstlich an, sodass ich augenblicklich anfangen muss, zu grinsen. Wie ich diese angsterfüllten Gesichter doch liebe.
„Hättest du nicht einfach still bleiben können?", flüstert Yasper seinem Freund zu. Dieser jedoch schluckt bloß und kann seinen Blick von mir nicht abwenden.
„Genau. Hättest du nicht einfach still sein können? Jetzt muss ich mich um euch zwei Vollidioten kümmern", spucke ich ihnen ins Gesicht und zücke mein Messer.
Beide pressen ihre Körper gegen die Wand und öffnen erschrocken den Mund.
„Bitte lass uns gehen! Wir sagen auch niemandem etwas, wir schwören! Du kannst auch unser ganzes Geld haben!", versucht Yasper sich zu retten und drückt seine Augen zusammen, während sein Kiefer anfängt zu klappern.
Gerade will ich etwas erwidern, da macht es bei mir Klick, sodass mein Grinsen noch breiter wird. Beide sehen das natürlich nicht, da sie immer noch ihre Augen geschlossen haben. Diese zwei Jungs von mir sind keine namenslosen Unbekannten, sondern zwei meiner werten Klassenkameraden. Kichernd lasse ich mein Messer sinken und überlege, was ich mit den beiden anstellen könnte. Als ich immer noch nichts unternommen habe, sondern einfach nur dastehe, öffnet Michael, der andere Junge, seine Augen und schaut mich perplex an. Auch Yasper blickt nun wieder in meine Augen und fixiert mein Messer, das in meiner mit einem lilanen Handschuh umhüllten Hand liegt. Ich grinse beide an und hebe es in die Höhe.
„Schenkt mir doch einfach ein Lächeln, dann lasse ich euch gehen."
Die zwei starren mich entgeistert an und verstehen wohl nicht, was ich von ihnen verlange. Mein Grinsen verschwindet und ich stelle mich direkt vor die zwei und streife mit meinem Messer ihre Mundwinkel, sodass sie tatsächlich vor Angst anfangen zu wimmern. Bei diesem Anblick, wie zwei sonst so coole Jungs ängstlich sind und fast anfangen vor Angst zu weinen, muss ich wieder anfangen zu schmunzeln.
„Ich hab wesentlich Wichtigeres zu tun, als mich um euer elendiges Leben zu kümmern. Deswegen lasse ich euch laufen. Aber eine Bedingung habe ich an euch: Ich möchte euch lächeln sehen."
Als beide nicht reagieren, schnappe ich mein Messer und ziehe blitzschnell an beiden Mundwinkel der zwei Jungs die Klinge hoch, sodass sich kleine und harmlose Wunden bilden. Obwohl die Schnitte tatsächlich nicht sehr tief sind, kommt Blut aus ihnen, während die zwei erschrocken aufschreien.
Bei dem Anblick, wie die zwei nun dastehen, mit lächelnden Mündern, muss ich anfangen zu lachen und stecke anschließend mein Messer weg.
„Und jetzt verschwindet, sonst überlege ich es mir anders mache ich noch wesentlich schlimmere Dinge mit euch."
Als die beiden meine Worte verinnerlichen, zögern sie keinen weiteren Moment und rennen mit blutigen Mundwinkeln davon. Und ich könnte schwören, dass sie im Sportunterricht nicht einmal halb so schnell waren, wie jetzt.
Lachend schaue ich ihnen hinterher, bis sie endgültig im Dunkeln verschwunden sind.
„So, das wäre dann nun auch geklärt. Mal sehen, wie es morgen in der Schule so aussehen wird. Was für eine kranke Story sich die beiden wohl ausdenken und der gesamten Schule erzählen werden", murmle ich und setze meinen vorherigen Weg zu Harveys Wohnort fort. Ich kann es kaum abwarten, Caylin von der Begegnung mit unseren zwei Klassenkameraden zu erzählen.
Aber jetzt erst sollte ich mich auf meine Mission konzentrieren. Und zwar wie ich unbemerkt zu Harvey kommen kann. Als ich aber endlich dort ankomme und vor dem großen Gebäude stehe, dabei eine Putzfrau entdecke, die ihren Putzwagen durch eine Seitentür schiebt, kommt mir eine geniale Idee, sodass ich anfangen muss zu grinsen.
DU LIEST GERADE
Two Identities [Joker FF]
FanfictionIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.