Kapitel 51

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Das Ende

Wenige Sekunden später spüre ich, wie wir augenblicklich aufhören uns zu drehen und gegen etwas Hartes knallen. Vermutlich eine Wand, ein Baum, eine Schranke oder etwas Ähnliches. Und genau das ist der Moment, in dem mein gesamtes Leben vor meinem geistigen Auge vorbeizieht. Ich denke daran, wie ich eingeschult wurde, in einem schönen Haus mit meinen Eltern gewohnt habe, meine Eltern gestorben sind, als ich Theodora zum Leben erweckte, ich Yvana kennenlernte, mich mit ihr anfreundete, ich Jack kennenlernte, ihn anfing zu lieben – obwohl so ein Monster wie ich gar nicht in der Lage ist, zu lieben - und so weiter. Ein Szenario nach dem anderen tanzt vor meinen Augen und ich bin fest davon überzeugt, dass es jetzt mit meinem Leben war und ich in der nächsten Sekunde eine Leiche sein werde, die in einer großen Blutlache liegt. Ich kann mir schon förmlich vorstellen, wie Batman einen Freudentanz veranstalten und ganz Gotham ihn als Retter der ganzen Stadt feiern wird. Bestimmt werden sämtliche Polizisten und andere Menschen ihren teuersten Sekt aufmachen und darauf anstoßen, dass der Joker und Theodora – die zwei wohl gefährlichsten Kriminelle in ganz Amerika – endlich tot sind. Sie werden sich von Stolz erfüllt auf die Schultern klopfen sich gegenseitig die Hände schütteln. Es werden unzählige Journalisten an diesen Ort hier kommen, ein Bild nach dem anderen von uns schießen und einen dramatischen Artikel dazuschreiben.
Auch wird sich die ganze Stadt fragen, wer der weißhaarige Fahrer ist und eine Theorie nach der anderen aufstellen. Schließlich weiß niemand von Yomo, da er immer nur die Arbeit im Hintergrund erledigt und sich im Stillen die Hände dreckig gemacht hat. Das alles kann ich mir wunderbar vorstellen.
Unsere Schreie stoppen aber, als es plötzlich vor meinen Augen schwarz wird. Für einen Moment ist es still, sodass ich denke, ich sei tot, aber wenn ich tot wäre, wäre es doch unlogisch, dass ich noch über meinen Tod nachdenken kann, nicht? Also nehme ich das mal als ein gutes Zeichen. Ich bin unfähig dazu, mich zu bewegen und zu denken, während meine Ohren anfangen zu piepsen. Ich kann nicht klar denken, während ich das Gefühl habe, allmählich das Bewusstsein zu verlieren. Außerdem spüre ich wie etwas Warmes und Flüssiges an meinem Körper runterfließt. Auch auf meinem Gesicht, das wie wild pocht, befindet sich etwas Warmes. Jedoch bin ich kurz davor, in Ohnmacht zu fallen, deswegen ist es für mich nicht möglich, logische Schlüsse zu ziehen und rauszufinden, was das tatsächlich ist. Mein Herz klopft wie wild, was auf der einen Seite beunruhigend ist, auf der anderen Seite aber bin ich froh, dass es überhaupt noch schlägt. Schließlich ist das ein Zeichen dafür, dass ich noch am Leben bin.
Angestrengt versuche ich, mein Bewusstsein nicht zu verlieren und Signale an mein Gehirn zu senden, meinen Körper zu bewegen. Es ist, als wäre ich nicht mehr der Herrscher über meinen eigenen Körper, da es einfach nicht funktioniert. Allerdings merke ich, dass ich dadurch immer wacher werde. Mir ist schwindelig, während ich versuche, meine Augen zu öffnen. Nach einer Weile schaffe ich es, sodass ich diese schwer atmend aufreiße und sofort anfange zu schreien, aufgrund der Schmerzen, die ich jetzt bewusst wahrnehme. Alles tut so sehr weh, dass ich denke, doch noch in Ohnmacht zu fallen. Sternchen tanzen vor meinem Auge, während alles verschwimmt. Aber Stopp! Ich darf verdammt nochmal nicht das Bewusstsein verlieren. Denn wenn ja, dann ist es endgültig vorbei für uns. Ich strenge mich also an, wieder klar sehen zu können und stöhne auf, als ich mich etwas bewege und sich ein unfassbarer Schmerz in meinem gesamten Körper bemerkbar macht. Ich blicke an mir herunter und merke, dass das warme und flüssige Etwas mein eigenes Blut ist. Schmerzerfüllt verziehe ich mein Gesicht und versuche meinen Atem zu regulieren, während ich meine Umgebung abchecke. Mein Blick gleitet langsam auf die rechte Seite, auf der ich Jack entdecke. Bei seinem Anblick erschrecke ich. Meine Augen weiten sich, als ich sehe, wie er mit geschlossenen Augen auf dem Boden unseres Wagens liegt und sich kein Stück bewegt. Aufgrund des Aufpralls mussten wir beide uns loslassen, sodass wir ein Stück weit auseinander daliegen. Ich mache mich also auf zu ihm. Alles schmerzt höllisch bei jeder kleinsten Bewegung, sodass ich hin und wieder schreien und wimmern muss. Als ich endlich bei ihm ankomme hebe ich vor Schmerz keuchend meine linke Hand und berühre sein Gesicht.
„Jack?", krächze ich und verziehe mein Gesicht.
Es kommt keine Antwort von ihm, sodass ich ihn ein wenig schüttle. Sein geschminktes Gesicht ist übersehen von Wunden und frischem Blut, genauso wie sein Körper. Sein rechter Arm sieht etwas komisch aus, weswegen ich vermute, dass er sich diesen gebrochen oder sogar verdreht hat. Immer noch bleibt er still, sodass ich panisch lausche und so rauszufinden versuche, ob er noch atmet. Ich halte die Luft an und halte mein Ohr an seinen Mund. Als ich aber nach wenigen Sekunden realisiere, dass er noch atmet, lasse ich mich erleichtert neben ihn fallen. Sofort schaue ich rüber zu Yomo, der in einer komischen Haltung auf dem Fahrersitz hockt. Auch bei ihm möchte ich überprüfen, ob er diesen Aufprall überlebt hat oder nicht, da dieser ebenfalls ziemlich schlimm aussieht. Bevor ich das aber machen kann, wird augenblicklich die Tür des Wagens aufgerissen, ehe ein Batman in den Wagen springt.
„Du verdammter ...", bringe ich hervor und möchte unbedingt aufstehen und ihn umbringen. Allerdings bin ich immer noch nicht fähig dazu, mich anständig zu bewegen, deswegen bringe ich nichts Anderes zustande, als ganz langsam und schwach meine Hand zu heben. Die Fledermaus bemerkt natürlich meine Bewegung und kommt mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht auf mich zu. Dazu muss er erstmal über Harveys eingewickelte Leiche steigen.
„Ich hoffe ihr Schweine verreckt bald", spuckt er mir ins Gesicht, bevor er mich aus dem Wagen schmeißt und ich auf den Asphalt falle.
Der bereits unerträgliche Schmerz wird noch größer, sodass ich wie am Spieß anfange zu schreien.
„Du ... Du ...", keuche ich, ehe ich wieder schreien muss.
Auch Jack wird von Batsy aus dem Wagen gerissen, sodass dieser plötzlich neben mir liegt. Erschrocken weiche ich etwas zurück und starre in sein immer noch regungsloses Gesicht. Für mich sieht er nicht so aus, als wäre er bereit aus seiner Ohnmacht aufzuwachen, genauso wie Yomo, der sich im nächsten Moment genau wie mein grünhaariger Freund neben mir befindet. Auch diesen hat unser Erzfeind aus dem Wagen gezerrt, wie ich sehe. Batman knallt die Autotür zu, während er auf uns drei zukommt. Plötzlich aber nehme ich Sirenen war, sodass ich meine Augen schließe und hoffnungslos aufstöhne.
„Das Spiel ist vorbei", schreit Batman siegessicher, während ich bewegungslos daliege.
Vielleicht könnte ich noch etwas unternehmen, aber was könnte ich noch in diesem Zustand anrichten? Ich denke mal nichts. Batman ist uns ganz klar überlegen. Schließlich liegen meine zwei Komplizen ohnmächtig vor seinen Füßen, während ich wie ein Haufen Nichts wirken muss. Schließlich bin ich das ja auch im Moment. Mit meinen vielen Verletzungen und Schmerzen ist es einfach unmöglich, mich koordiniert zu bewegen. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt überlebt habe und nicht in Ohnmacht gefallen bin. Die Sirenen werden immer lauter und lauter, bis ich komplett aufgebe und mir schon ausmale, wie das Leben wohl in der Zelle aussieht. Wirklich schön wird es wahrscheinlich nicht sein, da bin ich mir sicher. Ob es in einem Gefängnis wohl Pudding zum Nachtisch gibt? Ich hoffe doch. Das wäre nämlich das einzige, worauf ich mich freuen könnte. Auch wäre es irgendwie schön, wenn ich mit Jack und Yomo in eine Zelle gesteckt werde. Allerdings halte ich das für äußerst unwahrscheinlich. Na ja, es könnte aber auch sein, dass wir nicht in ein stinknormales Gefängnis gesteckt werden, sondern in eine Irrenanstalt. Das Arkham Asylum wäre auch noch eine Option. Wie es da wohl aussieht? Das habe ich mich schon immer gefragt, aber so wirklich rasufinden wollte ich das nie. Aber wie es aussieht, ist jetzt der Moment gekommen, in dem ich genau dazu gezwungen werde. Ob es mir nun gefällt oder nicht, ist mein Problem.
„Wir haben sie endlich", höre ich plötzlich jemanden sagen, der nicht Batman heißt.
Die Sirenen sind auf einmal unglaublich laut und nah, ehe mehrere Hände meinen Körper berühren. Ich öffne ein wenig meine Augen und sehe wie eine Hand nach meinem Tuch greift. Natürlich ist das das erste, was der Polizeibeamte macht. Schließlich wird dadurch das große Geheimnis gelüftet, wer sich hinter diesem schwarzen Tuch von Theodora befindet.
Es ist also offiziell vorbei.
Wir sind tatsächlich während einer Mission gescheitert. Was wird wohl Yvana sagen? Was wird sie machen, wenn sie rausfindet, dass ihre engste Freundin vor ihr geheim gehalten hat, dass sie - die scheinbar unschuldige Caylin Peters - in Wahrheit die kaltblütige Mörderin Theodora ist?
Ich bin mir sicher, dass sie verletzt sein wird. Dass sie mich hassen wird. Und bei anderen Menschen wäre mir das herzlich egal, aber bei Yvana ist es anders. Sie ist eine der wenigen Menschen, die mir wichtig sind und die ich nicht als ein abartiges Geschöpf betrachte. Ach, was rede ich da. Im Grunde genommen ist sie die einzige Person, na ja, bis auf Jack und Yomo. Ich hätte nie gedacht, dass wir kurz vor dem Abschluss dieses Theaters mit Harveys doch noch verlieren und es nicht zu Ende bringen werden. Die Hand kommt immer näher, während ich merke, dass der Weißhaarige und auch der Grünhaarige von irgendwelchen Leuten weggeschleppt werden. Am liebsten würde ich ihnen hinterherschreien und sie zurückholen, allerdings klappt das nicht. In meinem Zustand ist das mehr als nur logisch. Bevor aber mein Tuch weggerissen werden kann, höre ich wie etwas laut explodiert, sodass der Mann erschrocken seine Hand zurückzieht und die vielen Menschen panisch anfangen zu schreien. Auch Batman und die Polizei sieht irritiert und ratlos aus. Da ich immer noch nicht bei vollem Bewusstsein bin, bin ich dazu nicht in der Lage, die Situation klar aufzufassen. Was aber ganz sicher ist, ist die Tatsache, dass wir Gesellschaft bekommen, die nicht von Batman oder der Polizei eingeladen wurde, sodass ich anfangen muss zu grinsen.

Two Identities [Joker FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt