Die Entführung
„Ah, Harvey Dent. Der weiße Ritter von Gotham. Genau den habe ich gesucht."
Jack breitet freundlich seine Arme aus und geht auf Harvey Dent zu, der ihn bloß mit einer eisernen Miene anstarrt.
Die Menschen, die vor Dent stehen, weichen dem Joker aus und betrachten still das Szenario.
„Was genau verschafft mir die Ehre?", fragt der Blonde und schaut Jack seltsam an.
In seinem Blick sehe ich sogar weit entfernt Angst und Irritation, obwohl er krampfhaft versucht, diese Emotionen zu verbergen. Ich werfe kurz einen Blick auf meine Uhr und stelle fest, dass wir gut in der Zeit liegen, denn der Wagen, der in punkt dreizehn Minuten vor dem Wayne Tower vorbeifahren wird, ist Harveys und unser Fahrticket. Warum wir nicht unseren eigenen Wagen nehmen, statt andere Leute vom Joker zu beauftragen vorbeizukommen und Dent mitzunehmen, liegt daran, dass es strategisch nicht schlau wäre. Denn dadurch, dass wir noch zu unserem eigenen Wagen laufen müssten und den Staatsanwalt hinein werfen, würden wir bloß unnötig Zeit verlieren. Denn die Plolizei wird bald hier sein, da bin ich mir sicher.
„Was dir die Ehre verschafft? Nun, ja. Vielleicht der Grund, dass wir dich mitnehmen werden und du eine Weile mit uns die Zeit vertreiben darfst."
Jack kichert kurz, während Harvey schluckt. Der Joker schnappt sich freudig ein Glas Sekt von der Theke und trinkt es aus. Das leere Glas schmeißt er achtlos in die Menge und seufzt zufrieden.
„So eine teuren Sekt können sich auch nur die Reichsten leisten, nicht wahr, mein Lieber?"
Jack schaut ihn intensiv und fragend an, wobei er immer noch still da steht. Niemand unternimmt etwas, regt sich oder schreit. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass jeder eingeschüchtert vom Joker ist und auch von seinen Leuten, die offensichtlich Spaß daran haben, die Gäste mit ihren Pistolen zu pieksen oder ihnen bedrohlich nahe zu kommen. Und um ehrlich zu sein, macht es ziemlich großen Spaß ihnen dabei zuzusehen, vor allem von einem so guten Zuschauerplatz. Allerdings rennt uns die Zeit davon und wenn der wundervolle weiße Ritter nicht innerhalb der nächsten acht Minuten in unserem Wagen ein Liedchen singt, war unser ganzes Drama umsonst. Und unser Plan ohne Plan wäre ohnehin für die Mülltonne. Deswegen sollte Jack sein Theaterprogramm eventuell etwas kürzen und später weitermachen. Später, wenn ihm die Zeit dazu gegeben wird. Wenn ich ihm doch wenigstens ein Zeichen geben könnte, um ihm unsere knappe Zeit klarzumachen, wäre ich erleichtert. Dennoch scheint es mir keine gute Lösung zu sein, einfach einen Teller zu nehmen und ihn abzuschmeißen. Ich würde nicht nur die ganze Aufmerksamkeit auf mich lenken, sondern mich sogar in seine Euphorie einmischen und unseren Plan zerstören. Vielleicht sollte ich es einfach mit Telepathie ausprobieren. Das ist wahrscheinlich besser, als einen Teller gegen seinen Kopf zu schmeißen. Aber bevor ich meinen inneren Monolog beenden und eine Lösung für unser Problem finden kann, klatscht Jack laut in die Hände und zückt eine schwarze Kugel, die er zu Boden fallen lässt. Bei dem Kontakt mit dem Marmorboden zerspringt diese Kugel und es bildet sich eine unglaublich große Staubwolke im ganzen Raum. Erschrocken weiche ich einige Schritte zurück und versuche etwas in der panischen und schreienden Menge zu erkennen. Aber alles was ich sehe, sind gut gekleidete Menschen, die hektisch hin und her rennen.
„Was sollte das denn, Jack? Denkst du etwa, ich kann jetzt bei dieser Einschränkung noch etwas sehen? Verdammter Anarchist", murmle ich.
Von dieser Bombe hätte er mir wenigstens etwas sagen können. Allerdings sollte ich langsam wirklich wissen, dass der Joker nichts plant oder etwas mit Vorwarnung macht. Deswegen bringt es rein gar nichts, mich über das aufzuregen. Vielleicht kann ich ihn später dafür schlagen oder ihn anschreien, aber das verschiebe ich lieber auf später. Ich halte mir meinen Jackenärmel vor den Mund und sehe plötzlich Jacks Leute, wie sie angerannt kommen und dabei Dent zwischen ihnen halten. Bei diesem Anblick fange ich augenblicklich an zu grinsen und meine Wut von vorhin ist wie weggeblasen.
„Freut mich, dich kennenzulernen, Harvey Dent. Mein Name ist Theodora, du solltest mich doch bestimmt kennen. Es ist mir eine Ehre solch einen Mann wie dich entführen zu können", säusle ich, als sie mich erreicht haben und wir gemeinsam den Weg nach draußen aufsuchen. Dent aber erwidert nichts, sondern schnauft bloß wütend, während er versucht sich zu befreien.
„Zeit für solche Gespräche werdet ihr später noch haben, jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, hier wegzukommen", zischt ein Clown.
Als wir im Aufzug sind, ziele ich mit meiner Waffe auf seinen Kopf und trete ihn in die Seite, sodass er sich schmerzhaft krümmt.
„Rede so nicht mit mir, oder willst du etwa so enden, wie dein ehemaliger Kamerad, mein Freund?"
Er schüttelt seinen Kopf und ich kichere zufrieden.
„Na, also."
Harvey zappelt und fuchtelt herum, jedoch halten ihn Jokers Leute gut fest, so dass er keine Chance hat, zu entkommen. An seiner Stelle würde ich es gleich lassen, aber wenn ich meinen weisen Rat an ihn weitergebe, wird er sowieso weitermachen. Vielleicht ist es auch gut so, dass er jetzt schon seine Kräfte verbraucht. Es könnte uns nachher von Nutzen sein, denn dann haben wir weniger Arbeit mit ihm.
„Der Joker kommt bald nach, wenn nicht, ist es sein Problem", sage ich, als unser Aufzug endlich stehen bleibt und wir alle aus diesem hinausflüchten. Eigentlich meine ich das gar nicht so, denn ich will gar nicht, dass Jack zurückbleibt, dennoch scheint es mir keine gute Idee meine Sorgen vor solchen Volltrotteln zu beichten.
„Ihr werdet damit nicht durchkommen, ihr Psychopathen!", ruft Dent, als wir uns dem Ausgang nähern.
Bereits von hier können wir die Polizeisirenen hören. Sorgen macht mir das nicht wirklich, schließlich kommt in genau zwei Minuten unsere Mitfahrgelegenheit, sodass wir davon kommen werden.
„Und was wenn doch, du guter Mann?", frage ich lachend und entdecke Jack, der hinter uns angerannt kommt.
„Ihr wolltet doch hoffe ich nicht ohne mich fahren?"
Ich schüttle lachend meinen Kopf, als wir aus dem Gebäude kommen. Ein gutes Stück weit vorne sehen wir einen schwarzen Van, der angerast kommt.
„Perfektes Timing, mein Lieber", bemerke ich.
„Ich weiß."
Jacks Kichern bereitet mir Gänsehaut. Auch die noch fernen Polizeisirenen werden immer lauter, wobei ich keine Lust auf Stress mit Cops habe. Ich hab nämlich bessere Dinge zu erledigen, als Polizisten abzuschießen oder sogar ins Gefängnis zu kommen. Der Wagen hält, die Tür öffnet sich von innen und ein zornig aussehender Mann starrt uns alle an.
„Einsteigen, aber schnell!", brüllt er, sodass wir alle eilig in den Wagen steigen und die Tür hinter uns schließen.
Harvey zappelt immer noch herum, wird aber allmählich ruhiger und besonders dann, als ihm sein Mund zugeklebt und Fesseln angebracht werden.
„Ist gut jetzt, Junge", meint Jack leicht genervt und tätschelt dem Blonden seinen Kopf, der ihn bloß finster anstarrt.
„Unglaublich was er nur für ein Theater macht. Dabei wird er doch bloß entführt", sagt der grünhaarige und fängt an mit dem Fahrer zu reden und ihm ein paar Dinge zu erklären.
„Mr. J, was ist unser nächster Plan ohne Plan?", frage ich und schaue zu Jack, der sich zu mir umdreht.
„Unser Plan ohne Plan? Nun, ja. Zuerst bringen wir den werten Herren hier zu einem Versteck und sperren ihn ein. Wie einen räudigen Hund."
Bei dieser Bezeichnung weiten sich Harveys Augen und er starrt uns entsetzt an.
„Was guckst du so entsetzt? Dachtest du etwa wir werden dich mitnehmen um einen Kaffee mit dir zu trinken? Hah, du bist ja ein witziger Kerl", lache ich und zeige spottend auf den Staatsanwalt.
Dieser schaut weg und achtet darauf, nicht in unsere Gesichter zu blicken.
„Nun, wie auch immer. Nachdem wir ihn bei uns untergebracht haben, werde ich das Chaos genießen und wenn es reicht, ihn töten."
Bei seiner kurzen Antwort nicke ich verständlich und Dent wird beim Wort "Töten" hellhörig.
„Und wann genau wird Batman auftauchen? Hätte er nicht schon längst hier sein müssen?"
Die Fledermaus ist bisher noch gar nicht aufgetaucht, was mich ziemlich wundert.
„Ich habe ihn mit etwas beschäftigt, wodurch er sich ein wenig verspäten wird, was gut ist, denn so haben wir Zeit, um Dent wenigstens aus diesem Gebäude zu holen."
Ich hebe meine Augenbrauen und starre Jack ungläubig an.
„Was kann es sein, das Batsy abhält die Menschen von Gotham zu retten?"
Verschwörerisch grinst er mich an.
„Vielleicht habe ich Rachel Dawes, eine zu Harvey nahe stehende Person, mit in die ganze Sache hineinbezogen. Ganz spontan."
Bei dem Erwähnen von dem Namen dieser Frau, springt Dent auf und versucht sich panisch zu befreien. Jokers Leute halten ihn zurück, während er schreit, was allerdings durch das Klebeband gedämpft wird. Bei Rachels Namen ist er völlig aufgelöst und sein Blick sagt nur, dass er uns am liebsten umbringen würde. Ihm scheint diese Rachel ziemlich viel zu bedeuten, was für uns wiederum einen Vorteil bringt, da wir seine Schwachstelle kennen und ausnutzen können.
„Perfekt", sage ich, während Harvey immer noch wütend herumzappelt.
„Wie ich sehe, wird der ganze Spaß also tatsächlich erst jetzt beginnen", lache ich und schaue Dent schmunzelnd an.
Jack kichert kurz.
„Nein, der hat schon begonnen. Sagen wir es so: der bereits zweite Teil des Spaßes hat angefangen. Der wesentlich spannendere."
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Two Identities [Joker FF]
FanfictionIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.