Martina Baker
„Martina Baker, pf. Was für ein bescheuerter Name", murmle ich, während ich den Ausweis wieder in meine Hosentasche stecke und das Oberteil zurechtrücke. Während ich also an unzähligen Polizisten vorbeigehe, versuche ich einen selbstbewussten Blick aufzusetzen und wie eine echte Polizeibeamte zu wirken. Denn aufgrund meines Alters könnte man mein Polizisten-Dasein in Frage stellen. Aber glücklicherweise gehen die vielen Leute ohne auch mit der Wimper zu zucken an mir vorbei und scheinen mich nicht einmal zu bemerken. Perfekt für mich natürlich.
Ich setze einen Fuß vor den anderen, während ich mir eine Orientierung verschaffe. Ich versuche rauszufinden, wo genau sich Gordons Büro befindet, aber ich habe den Plan Jack gegeben und auswendig weiß ich ihn auch nicht, sodass ich nicht wirklich weiß, wo lang ich jetzt am besten gehen soll.
„Vic, hey."
Ich drehe mich während dem Gehen um und schaue zu, wie eine etwas ältere Frau auf einen jungen Mann zugeht. Dieser dreht sich überrascht zu ihr und fängt augenblicklich an zu lächeln.
„Was gibt's?", fragt dieser Mann, der anscheinend Vic heißt.
Ich bleibe stehen und lehne mich gegen die Wand, nur um die zwei ein bisschen zu beobachten. Die rothaarige Frau drückt ihm einen Stapel Blätter in die Hand, die er erst etwas verwirrt entgegennimmt, nach einigen Sekunden aber versteht und sie anlächelt.
„Das sind die Papiere, die ich Jim geben soll, richtig?"
Bei dem bekannten Namen werde ich hellhörig und hebe leicht schmunzelnd meine Augenbrauen. Bingo.
„Ja, genau. Das sind noch ein paar Informationen zu dem Einbruch letztens. Bitte lass sie nicht fallen, sonst kannst du sie alle wieder sortieren und ich bin mir sicher, dass du darauf herzlich wenig Lust hast." Die Frau lacht ein wenig, woraufhin Vic miteinstimmt und nickt.
„Okay, danke, Lou, ich mache mich mal auf den Weg zu ihm."
Bevor er sich endgültig von ihr verabschieden kann, drehe ich mich um und setze mich langsam in Bewegung.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde.
Wie erwartet höre ich nach wenigen Sekunden bereits Schritte und sehe, wie Vic mit etwas schnelleren Schritten an mir vorbeigeht. Als er das macht, schaut er zu mir und fängt ein wenig an zu lächeln. Ich erwidere sein Lächeln und laufe einfach weiter. Als er mich endlich überholt hat, beschleunige ich etwas und laufe ihm hinterher. Zum Glück muss er genau dahin, wohin ich auch gehen muss.
Das heißt er wird mich direkt zu meinem Ziel führen, was ziemlich praktisch ist. Grinsend gehe ich weiter und biege ab, als Vic auch abbiegt. Plötzlich aber bleibt er vor einer Tür stehen und klopft drei Mal an. Ich höre ein gedämpftes „herein", sodass der Blonde den Raum betritt und die Tür hinter sich schließt.
Ich gehe rüber zur anderen Seite des Ganges und verstecke mich hinter einer Wand, sodass Vic mich nicht sehen wird, wenn er wieder rauskommt. Außerdem sollte ich mir mal langsam überlegen, wie ich den guten Gordon raus locken kann. Viel Zeit bleibt mir dazu nämlich nicht mehr. Wenige Minuten später spaziert Vic wieder aus dem Raum und verschwindet wieder in die entgegengesetzte Richtung. Ich schaue ein paar Mal um mich und gehe auf Gordons Büro zu. Ich klopfe an seine Tür, sodass ein genervtes „herein" von drinnen kommt. Ich drück die Klinke herunter und betrete nun das Büro.
Mein Blick gleitet selbstverständlich zu dem Lüftungsschacht, doch ich kann Jack durch diese kleinen Löcher nicht entdecken. Währenddessen schaut der Kommissar von seinem Blatt Papier auf und blickt mich an. Er kneift seine Augen zusammen und schaut mich etwas skeptisch an.
„Ms, kennen wir uns?"
Bei seiner Frage schüttle ich meinen Kopf und krame meinen Ausweis aus meiner Hosentasche. Ich gehe auf ihn zu und strecke ihm diesen entgegen, während ich einen seriösen Blick aufsetze.
„Nein. Martina Baker, mein Name. Ich bin normalerweise in einer anderen Stadt tätig, deswegen haben wir uns noch nie gesehen."
Er lässt seinen Stift los und lehnt sich in seinem Stuhl nach hinten.
„Ach, so ist das. Was führt Sie dann zu uns, Ms Baker?"
Ich stecke meinen Ausweis wieder weg und lächle ihn freundlich an.
„Na ja, es gibt eine kleine Sache, die ich mit Ihnen besprechen müsste. Und ich würde das gerne draußen an der frischen Luft machen. Ich bin nämlich schon den ganzen Tag unterwegs und war noch nicht wirklich draußen, ich hoffe Sie verstehen das."
Bei meiner Bitte mit einem ziemlich lächerlichen Vorschlag, hebt er eine Augenbraue, aber steht dennoch auf. „Wenn Sie das wollen, können wir das gerne machen, worum geht es denn?", fragt er, während wir sein Büro verlassen.
Dabei schließt er glücklicherweise sein Büro ab, sodass niemand Jack stören wird.
„Na ja, es geht um die Sache mit Batman. Ich hätte ein paar Fragen an Sie, Gordon."
Als wir endlich draußen sind, zieht er eine Schachtel aus seiner Hosentasche. Jim zieht eine Zigarette aus dieser und hält mir freundlicherweise die Schachtel hin. Dabei schaut er mich ziemlich freundlich an. Ich jedoch schüttle lächelnd den Kopf.
„Nein, danke. Ich rauche nicht."
Etwas beeindruckt schaut er mich an, ehe sich seine Zigarette anzündet. „Bemerkenswert", murmelt er bei seinem ersten Zug.
„Also, Ms Baker. Was sind Ihre Fragen bezüglich Batman?"
Ich räuspere mich und werfe einen Blick auf meine Uhr.
„Sie stehen doch mit ihm in Kontakt, nicht wahr?"
Er nickt und setzt sich auf eine Bank. Er klopft auf den Platz neben sich, auf den ich mich dann auch fallen lasse.
„Ja, das tun wir. Wir senden manchmal das Bat-Signal und holen ihn uns manchmal zur Hilfe."
Und wieder zieht er an dem tödlichen kleinen Ding, während ich gespielt interessiert nicke.
„Verstehe. Und kennen Sie sein wahres Gesicht? Das ist nämlich etwas, das mich sehr interessiert, Mr Gordon."
Dieses Mal schüttelt er aber seinen Kopf. Und ich sehe ihm an, dass er nicht lügt.
„Nein. Wir arbeiten zwar manchmal mit ihm zusammen, aber wer er unter der Maske ist, wissen wir nicht. Ich denke das weiß keiner. Warum fragen Sie mich das?"
Fragend schaut er mich an, sodass ich bloß mit den Achseln zucke und mich nach hinten lehne.
„Ich dachte mir, wenn ich schon mal die Chance dazu habe, mich mit Ihnen zu unterhalten, frage ich Sie diese Frage, die mir schon seit langer Zeit unter den Nägeln brennt. Nämlich welches Gesicht sich unter dieser Maske befindet."
Ich fange an zu lächeln, was Gordon erwidert und langsam nickt.
„Ich denke das ist eine Frage, die sich alle Menschen hier in Gotham fragen."
Kurz bleibt es still.
„Also, Gordon. Mein Vorgesetzter hat mich gebeten, hier vorbeizuschauen und Sie zu fragen, ob Batman sich schon seit dem Vorfall mit diesem teuflischen Joker und dieser Theodora gemeldet hat. Unser Telefon in der Zentrale spinnt zurzeit ein bisschen, sodass nicht alle Informationen zu uns durchdringen."
Jim wiegt seinen Kopf hin und her.
„Na ja, nicht wirklich. Direkt nach dem Vorfall hat er uns die Einzelheiten erzählt, aber seitdem hat er sich nicht gemeldet. Wir haben aber erst gestern mit ihm abgemacht, wann wir uns mit ihm treffen wollen. Wenn Sie mich aber fragen, wann, dann muss ich Ihnen leider sagen, dass ich ihnen das nicht verraten darf. Wir können ihm dann unseren Zwischenstand mitteilen und vielleicht weiß er ja, wohin diese drei Psychopathen abgehauen sind nach dem Zusammenstoß mit ihm."
Er zuckt mit den Schultern, während er seine abgebrannte Zigarette auf den Boden wirft und dann zerdrückt.
Innerlich fluche ich, weil Gordon mir nicht sagen will, wann sie sich mit Batman treffen werden. Aber irgendwie war es klar, dass er es mir nicht verraten wird.
„Überlebt haben sie es definitiv. Schließlich wurde dieses seltsame Video von Harvey veröffentlicht."
Als ich dieses Video erwähne, schaut Gordon mir wieder in die Augen und nickt bedauerlich.
„Leider, ja. Batman hat gehofft, dass sie tot sind, selbst als sie jemand Unbekanntes gerettet hat, aber wie es aussieht, haben sie es geschafft. Und dieses Video, argh. Das hat uns alle so wütend gemacht. Seit Wochen nun sind wir auf der Suche nach Harvey und nach diesem Video noch mehr, aber mittlerweile sind so ziemlich alle fest davon überzeugt, dass dieses Schwein tot ist."
Ich heb meine Augenbrauen und setze mich wieder normal hin.
„Sie glauben, dass er tot ist?"
„Ja, natürlich. Dieses Video ist glaube ich kurz vor seinem Tod entstanden. Warum sollten diese Psychopathen ihn am Leben lassen, wenn er ihnen bereits ausgeliefert war? Bitte sagen Sie das niemandem, aber ich bin nicht wirklich traurig über seinen Tod. Nachdem wir nach Kizu Amane gesucht haben, fanden wir schnell raus, dass sie tatsächlich tot ist. Alle Informationen, die der Joker uns in diesem Video vorgelegt hat, stimmen."
Als er Yomos Schwester erwähnt, hebe ich meine Augenbrauen und ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus.
„Haben Sie etwas Näheres zu dieser Kizu Amane rausfinden können? Wer sie war, was mit ihrer Familie ist und so was?"
Gordon nickt, was mein Herz in die Hose rutschen lässt.
Sie müssten dann doch von Yomo Bescheid wissen, oder nicht?
„Wir wissen ungefähr, wer sie ist, was sie gearbeitet hat, aber was mit ihrer Familie ist, wissen wir nicht. Dazu gibt es komischerweise keine Informationen."
Als er das sagt, kann ich nicht anders und atme erleichtert aus, was er aber glücklicherweise nicht mitbekommt.
Anscheinend war Yomo so schlau, dass er jegliche Informationen, die ihn betreffen, vernichtet hat.
Kurze Stille kehrt ein.
Seufzend rücke ich meine Polizisten-Mütze zurecht.
„Ich frage mich immer noch, wer dieser dritte Mann neben den zwei Verrückten ist", meine ich plötzlich und schaue gespielt nachdenklich auf den Boden. Gordon grummelt neben mir.
„Das versuchen wir auch angestrengt rauszufinden. Aber bisher sind wir bei null. Wir haben leider kein Foto von ihm, deswegen bauen wir lediglich auf Batmans und unseren Erinnerungen. Aber es ist einfach aussichtslos."
Ich nicke, ehe er aufsteht und sich streckt.
„Ms Baker, haben Sie noch irgendwelche Fragen an mich? Es war schön, mit Ihnen zu plaudern, besonders nach so einem harten Arbeitstag. Aus welcher Stadt kommen Sie überhaupt?"
Auch ich stehe auf und schaue kurz auf meine Uhr. Zu meinem Glück sind bereits ganze zwölf Minuten vergangen, seitdem ich hier mit Gordon sitze, sodass Jack ganz sicher schon abgehauen ist.
„Nein, ich habe keine Fragen mehr, Gordon, danke. Und ich komme aus Metropolis. Ich glaube ich sollte langsam auch mal los. Aber zuerst gehe ich noch eine Kleinigkeit in der Kantine essen."
Er nickt und setzt sich gemeinsam mit mir in Bewegung, sodass wir wieder das Polizeigebäude betreten.
„Das ist eine gute Idee. Ich würde Ihnen gerne Gesellschaft leisten, aber die Arbeit ruft leider."
Er lacht kurz, ehe wir wieder bei seinem Büro ankommen.
„Also dann, Ms Baker. Machen Sie es gut!"
Zum Abschied zwinkert er mir noch zu, was ich lächelnd erwidere.
„Tschüss, Gordon."
Er öffnet die Tür seines Büros, sodass ich kurz die Luft anhalte und hineinluge. Zu meinem Glück befindet sich Jack nicht mehr dort, sodass ich erleichtert ausatme und abhaue. Ich mache mich auf den Weg zu der Umkleide und hoffe zutiefst, dass Jack es geschafft hat wertvolle Informationen zu besorgen.
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Two Identities [Joker FF]
Hayran KurguIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.