Kapitel 32

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Das Rätseln beginnt

Auf Edwards Forderung folgt von Jacks Seite nur ein genervtes Stöhnen, von mir ein verblüffter und immer noch genervter Ausdruck im Gesicht.
Was hat sich dieser Grünschnabel denn diesmal Unsinniges ausgedacht?
Mit was will er uns diesmal belästigen? Wir haben schon genug Probleme und Dinge, die wir zu erledigen haben, da kommt uns der Riddler mehr als nur ungünstig und von Jack zu erwarten, ihn zu unterhalten, nur weil er sich als Clown ausgibt, ist wohl echt das Dümmste, das ich je gehört habe. Während Jack und ich uns also nur still anstarren, verkrampfen sich meine Hände und mein verblüffter Gesichtsausdruck verwandelt sich in einen eher wütenden. Am liebsten würde ich mir Jacks Handy schnappen und in den Hörer schreien, was für ein gottverdammter Bastard Harvey doch ist und ich Edward eigenhändig umbringen werde. Leider würde ich mich damit verraten und dadurch Yomo sofort sterben lassen. Also sollte ich einfach still bleiben und hoffen, dass wir Edward irgendwie austricksen, uns Yomo schnappen und so am Ende doch noch gewinnen können.
Wenn ich Edward in die Finger bekomme, schlage ich so fest in sein verunstaltetes Gesicht, dass er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, da schwöre ich auf alles und jenes.
„Ach, ja?", fragt Jack und zieht seine Worte lang und betont sie etwas komisch.
Er leckt sich über die geschminkten Lippen und setzt sich auf einen Stuhl, während er kaum hörbar seufzt. In sein Gesicht ist ebenfalls keine große Freude geschrieben und ich könnte schwören, dass es in ihm genau so brodelt wie in mir. Der einzige beruhigende Gedanke ist, dass wir Edward richtig eins auswischen können, wenn wir uns bei der Rettungsaktion nicht all zu ungeschickt anstellen werden. Schließlich geht er davon aus, dass ich von dem allem hier nicht weiß. Dass ich allerdings von allem gehört habe, kommt uns im Gegensatz zu ihm ziemlich gelegen. Mir kommt es zwar ein bisschen seltsam vor, dass Edward einfach so glaubt, dass ich nicht hier bin und so Jack vertraut, dennoch vermute ich, dass Edward uns, beziehungsweise Jack, beobachten wird. Wie genau er das machen wird, ist mir noch unklar, aber unterschätzen sollten wir diesen Rätsel-Mann auf keinen Fall. Dumm ist er schließlich nicht. Ein Idiot - ja, aber nicht dumm.
„Hast du etwa ein Problem damit, Joker?"
Meine Augenbrauen schießen in die Höhe und ich starre Jack sarkastisch an. Dieser erwidert meinen Blick und presst seine Lippen aufeinander.
„Ein Problem? Warum sollte ich, Edward? Warum sollte ich ein Problem damit haben, wie du mir meine Zeit raubst?"
„Deine Zeit rauben? Hast du denn irgendwas Besseres zu tun? Rachel habt ihr bereits getötet und das war es. Ich nehme an, dieser Deal mit der Mafia ist bereits geplatzt, ich meine, ihr habt Harvey nicht umgebracht. Bekanntlich ist die Mafia ziemlich ungeduldig, deswegen gehe ich mal nicht davon aus, dass ihr es noch so unbedingt nötig habt, den Staatsanwalt zu töten, hab ich Recht oder hab ich Recht?"
Und wie Unrecht du nur hast, Bastard.
„Ich wüsste nicht, was dich das angehen würde, Grünschnabel. Mag zwar sein, dass ich mich anderen Dingen widme, aber das sollte dich einen Dreck interessieren. Außerdem ist so ziemlich alles besser, als deine Visage ertragen zu müssen."
Edward fängt an bei Jacks Lüge zu lachen und verstummt erst nach einigen Sekunden. Edward weiß, dass es eine Lüge ist. Er weiß, dass sich Jack sich nicht mit anderen Dingen beschäftigt, sondern stets mit Harvey. Der Grund, warum er ihn und mich töten möchte. Und auch Yomo. Was er aber nicht weiß, dass wir wissen, was für einen Deal er abgeschlossen hat und wir seinen eigentlichen Plan bereits durchschaut haben.
„Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden."
„Ich bin nicht mit dem faschen Fuß aufgestanden, um mit diesem zu dir zu humpeln, also erwarte nicht von mir, dass ich dich auf irgendeine Weise unterhalten und als deinen Privat-Clown dienen werde."
Wieder lacht Edward.
„Das musst du aber, es sei denn, Yomos Tod macht dir nichts aus. Wenn das so ist, dann muss ich mich wohl damit zufrieden geben und dich irgendwann zu einem anderen Spiel einladen. Ein Spiel mit anderen Spielregeln und anderen Geiseln und Einsätzen."
„Redest du immer so viel Müll?"
Jack hebt seine Augenbraue, obwohl er weiß, dass der Riddler ihn nicht sehen kann.
„Ich sag ja nur. Spielst du oder spielst du nicht? Es ist allein deine Entscheidung, Kumpel. Du weißt, was für einen Preis du zahlen musst."
Der Grünhaarige schaut zu mir und durchbohrt mich schon fast mit seinem intensiven Blick.
„Von mir aus. Dann verschiebe ich eben meine Pläne, nur um dir ein bisschen Manieren beizubringen."
Diesmal ist mein psychopathischer Freund derjenige, der kichert. Sein plötzlicher Stimmungswechsel überrascht mich nicht, schließlich ist das hier nicht das erste Mal. Aus dem Handy ertönt ein erfreutes Lachen und ein Geräusch, das sich nach einem Klatschen anhört.
„Das freut mich aber! Mit dir kann man immer noch die besten Spiele und Geschäfte kreieren."
„Jetzt sag schon: Was zum Teufel muss ich machen?"
Gespannt auf Edwards Antwort warten wir und lauschen. Plötzlich aber merke ich unglücklicherweise, wie meine Nase anfängt verdächtig zu kitzeln. Scheiße. Auch Jack bemerkt meinen Blick und mein Vorhaben, als ich anfange mein Gesicht zu verziehen und meine Hand zu heben. Bevor ich aber tatsächlich laut niesen kann, ist Jack mit einem Satz bei mir und hält mit seiner Hand meine Nasenflügel zu, sodass mein Niesen glücklicherweise gedämpft wird. Wir beide starren uns etwas erschrocken an - besonders weil er mir so nahe ist - als er seine Hand entfernt. Wir zwei atmen erleichtert aus und ich könnte mich fast selber schlagen. Warum musste ich denn genau jetzt niesen? Hätte Jack nicht so schnell reagiert, würden wir ordentlich in der Scheiße stecken, da bin ich mir sicher.
Etwas beschämt und entschuldigend schaue ich Jack an, der seine Hand an seine Stirn legt und mich tadelnd anschaut.
„Weißt du, was wir früher immer an Kindergeburtstagen gespielt haben?"
Wie es ausschaut hat Edward nichts von dem Fast-Unglück mitbekommen, weshalb mir ein Stein vom Herzen fällt. Auch Jack sieht erleichtert aus.
„Wer früher stirbt, ist länger tot vielleicht?"
Wegen Jacks ironischer Antwort muss der Riddler wieder lachen und ich kann mir vorstellen, wie er da steht in seinem grünen mit Fragezeichen übersehenen Anzug und grinsend den Kopf schüttelt.
„Das nicht. Schnitzeljagd, das kennst du doch, nicht?"
Genervt stöhnt Jack auf und schließt seine Augen.
„Freilich."
Ein kleines Grinsen schleicht sich auf meine Lippen und das wegen Jacks altmodischer Ausdrucksweise.
„Genau dieses Spiel hab ich mir für dich ausgesucht. Die Spielregeln sind ganz einfach: Du wirst durch die unterschiedlichsten Hinweise zu unterschiedlichen Orten gehen. Du musst natürlich keine komischen Aufgaben erledigen, wie drei Handstände machen und dich zwanzig mal im Kreis drehen, sondern alles was du machen musst, sind Rätsel lösen. Wenn du es nicht schaffst diese Rätsel zu lösen, werde ich dich nicht weiterlassen und zähle das jeweilige Rätsel als fehlgeschlagen. Ab diesem Punkt hast du verloren und Yomo wird sterben. Natürlich hast du nicht unendlich viel Zeit. Deswegen werde ich die Zeit stoppen und dir eine Stunde für das alles geben."
„Eine Stunde? Ich dachte du wärst ein fairer Spieler."
„Bin ich doch auch. Es ist auf keinen Fall unmöglich, glaub mir. Es ist machbar. Wie gesagt, ich bin ein fairer Spieler - falls du es schaffen solltest, innerhalb 60 Minuten alle Rätsel gelöst zu haben und innerhalb dieser Zeit zu mir zu gelangen, werde ich Yomo frei lassen und ihr zwei dürft gehen. Anschließend bedanke ich mich für deine amüsante Showeinlange und verschwinde. Falls du es aber nicht schaffen solltest, steche ich deinen weißhaarigen Freund ohne zu zögern ab."
Jack beißt sich auf die Lippe und holt tief Luft.
„Einverstanden. Lass uns endlich mit diesem Schrott anfangen und es schnell hinter uns bringen. Gib mir das erste Rätsel, na los."
Edward aber lacht wieder und scheint irgendwo hin zu gehen.
„Immer mit der Ruhe. Ich möchte dir nur noch klar machen, dass ich dich beobachte und wenn du doch noch auf die Idee kommen solltest, Theodora Bescheid zu sagen und sie in das ganze hier einzuweihen, erkläre ich das Spiel für beendet und töte Yomo. Denk ja nicht, dass du mich austricksen könntest, denn ich weiß, wie dein nettes Püppchen aussieht. Du wirst dieses Spiel ganz alleine durchziehen, verstanden?"
Augenblicklich nähern sich Jacks Mundwinkel seinen Ohren, wobei ich sein Grinsen nur halbherzig erwidern kann. Warum grinst er?
„Verstanden."
Kurze Stille.
„Das erste Rätsel findest du an einem roten Mülleimer an der Hauptstraße."
Geschockt reißt Jack seine Augen weit auf.
„Willst du mich verarschen? Diese Hauptstraße ist länger, als du es dir vorstellen könntest, wie könnte ich da einen kleinen bedeutungslosen Mülleimer finden. Allein für das brauche ich doch vier Stunden."
Edward lacht und räuspert sich.
„Es gibt aber nur einen einzigen Mülleimer an dieser Straße, der rot ist. Wenn du nachdenkst, dann wird es dir schon einfallen. Auch das ist eine Art von Rätsel und bei dieser brauchst du nur ein bisschen nachzudenken, Kumpel. Die Zeit läuft ab ... Jetzt."
Kaum hat er sein letztes Wort gesprochen, ertönt ein Tuten, was wir zwei erst realisieren, nachdem wir eine halbe Ewigkeit auf das Geräte gestarrt haben.
„Idiot!", zische ich wütend und schlage mit der flachen Hand auf den Schreibtisch und schwinge meine Arme in die Luft.
„Will er mich verdammt noch mal verarschen? Denkt er ernsthaft, dass wir ihm glauben, dass er Yomo am Leben lässt, wenn du diese dämlichen Rätsel lösen kannst? Wenn er nur wüsste, dass wir sein eigentliches Vorhaben schon wissen! Denkt er ernsthaft, dass er uns überlegen ist? Wenn ja, dann kann sich dieser Trottel auf was gefasst machen!"
Völlig in Rage fahre ich durch meine Haare und lehne mich gegen die Wand. Jack sagt nichts, sondern lacht nur leise. Etwas verwirrt und immer noch wütend drehe ich meinen Kopf zu ihm und schaue ihn fragend an.
„Was gibt es denn jetzt noch zu lachen? Auch wenn er nicht weiß, dass ich eingeweiht bin, kann ich dir unmöglich helfen - Edward wird mich entdecken. Was wiederum heißt, dass er uns einen Schritt voraus ist."
Grinsend reibt sich Jack seine Hände und packt mich anschließend sanft an der Schultern, während er seinen Blick immer noch nicht abwendet.
Einen seiner Finger richtet er lächelnd auf mich und beugt sich ein wenig zu mir runter.
„Er weiß zwar, wie Theodora aussieht, aber das Aussehen von Caylin ist ihm alles andere als bekannt."
Allmählich lockere ich mich und verinnerliche Jacks Gedankengang. Als ich verstehe, was er meint und auf was er hinaus will, scheint meine Wut wie weggeblasen zu sein und auch mein Mund verzieht sich zu einem verschwörerischen Grinsen.

Two Identities [Joker FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt