Die Falle
„Jack, wovon müssen wir Batman abhalten?", frage ich den grünhaarigen Mann neben mir erneut und warte auf seine Antwort.
Dieser fährt sich durch die Haare, ehe er mich schmunzelnd anschaut.
„Während Batsy damit beschäftigt sein wird, Rachel zu retten oder auch Harvey - je nachdem für wen er sich entscheidet - werde ich wieder in das Zentrum der Stadt gehen und Harveys Leiche zu der Mafia bringen. Wenn Batman erfährt, dass ich sowieso vorhaben werde, ihn dorthin zu bringen, wird er mich nur aufhalten wollen und unnötig Probleme machen. Klar, hab ich Lust mich wieder ein wenig mit ihm zu unterhalten, aber wenn Dent nicht bis zum Sonnenaufgang bei Maroni liegt, ist der ganze Deal geplatzt, ich bekomme das Geld nicht und der Spaß ist vorbei."
Verständlich nicke ich und denke kurz nach.
„Aber wo genau bleibt Batman schon die ganze Zeit? Er hätte doch schon längst hier sein müssen, oder nicht? Eigentlich war doch sogar geplant, dass er bereits bei der Spendengala auftauchen wird."
Skeptisch schaue ich Jack an, ehe wir weiter die Treppen runter gehen. Dieser lacht kurz und erklärt: „Warum er so langsam ist, liegt daran, dass ich ihm eine kleine Falle gestellt habe, sodass er denkt, dass Rachel noch im Wayne Tower ist. Wie es aussieht dauert es etwas länger, bis er drauf kommt, dass es nicht so ist."
Ich runzle die Stirn und kichere kurz bei der Vorstellung, dass Batman vergeblich nach Rachel sucht, die hier bei uns ist. Aber wie konnte Jack ihn so reinlegen?
„Wie ist das möglich?"
Als wir endlich im fünften Stockwerk angekommen sind bleiben wir stehen, um weiter reden zu können.
„Während ihr euch Harvey geschnappt habt und ihr mit ihm zu unserem Wagen gegangen seid, hab ich mir unauffällig Rachel geangelt und sie - sagen wir es so - dazu gebracht eine Lüge in Form einer Videobotschaft zu verbreiten. Ich hab sie in einen abgelegenen Raum gebracht, gefesselt und ihr befohlen vor der laufenden Kamera zu sagen, dass sie hier im Wayne Tower von mir versteckt wurde und Harvey mit dabei ist. Da Harvey nicht vor Ort war, konnte ich ihn natürlich nicht vor die Kamera zwingen, aber ich dachte mir, dass uns das sowieso geglaubt wird. Schließlich kamen diese Worte aus Rachels Mund und nicht meinem. Nachdem wir dieses Video abgedreht und ich es zu dem Nachrichtensender geschickt habe, strahlten sie es aus, sodass es jeder sehen konnte. Dadurch dachte Batman bestimmt, dass Dawes und Dent noch im Wayne Tower vorzufinden ist. Niemand konnte wegen der Rauchwolke das Gegenteil beweisen. Bevor Batsy aber tatsächlich noch auftauchen konnte, hab ich mir Rachel geschnappt, sie Yomo in die Hände gegeben, der sie anschließend hierher gefahren und in den zehnten Stock gebracht hat. So konnten wir genügend Zeit schinden und Batman davon abhalten, uns zu schnappen und Probleme zu machen."
Bei Jacks langer Erklärung, fange ich unwillkürlich an zu schmunzeln und muss gestehen, dass dieser Plan ziemlich genial ist. Aber dass Batman so dumm ist und drauf reingefallen ist, hätte ich nie gedacht.
„Yomo ist hier?"
Bei meiner Frage, muss ich sofort an Sam und Nicholson denken, seinen zwei Cousins, die jetzt tot sind. Jack aber schüttelt den Kopf.
„Nein, er ist direkt nachdem er Rachel hier abgesetzt hat, gegangen. Yomo ist nicht der Typ, der sich in den Vordergrund drängt und die ganze Aufmerksamkeit und Problematik auf sich zieht. Er ist eher der Typ, der im Hintergrund die schmutzigen Sachen macht."
Ich grinse kurz.
„Das heißt aber auch, dass wir nicht mehr sehr viel Zeit haben und Harvey schnell umbringen müssen. Bevor Batman hier auftaucht, musst du mit ihm von hier weg sein", sage ich und hebe meinen Zeigefinger.
Jack hebt abwehrend seine Hände und nickt.
„Das ist mir klar, deswegen sind wir ja wieder hier im fünften Stock, meine Liebe. Zwei meiner Leute werden mit mir kommen, das heißt drei andere halten hier Stellung und unterstützen dich. Obwohl du schon groß genug bist, um auf dich selber aufzupassen", zwinkert mir Jack zu. Ich verdrehe bloß die Augen und knuffe ihn in die Seite.
„Danke aber auch", sage ich und muss ein wenig grinsen.
„Und was genau soll ich machen, wenn Batsy hier ist?" Jack schnalzt mit der Zunge und lehnt sich gegen die Steinwand.
„Nun, ja. Das einzige, was du machen solltest, ist es, ihn ein wenig aufzuhalten. Wer weiß, wie lange ich brauchen werde mit Harvey in die Stadt zu kommen und mit Maroni die Abmachung abzuschließen. Wenn er Rachel lebend mitnehmen wird, macht das nichts. Es interessiert mich herzlich wenig, ob sie noch am leben ist oder nicht. Da du Schminke in deinem Gesicht hast, bist du als Theodora noch anonymer, als sonst. Deswegen denke ich nicht, dass es ein Problem darstellen sollte, dass sie dein Gesicht kennt, oder nicht?"
Ich hieve meine Kopf hin und her und zucke anschließend mit den Schultern.
„Da hast du recht. Deswegen ist es mir ziemlich egal. Die Menschen hier in Gotham wissen bereits, dass es mich gibt und wie ich aussehen, wissen sie bloß grob. Auch jetzt wird Rachel nicht viel mehr aussagen können, als dass ich ein schwarzes Tuch trage und ein Mädchen bin. Wenn wir sie töten, heißt das, dass sie nichts sagen kann. Allerdings gibt es dann keine Mittel mehr, Batsy aufzuhalten. Denn wenn er hier auftauchen wird - selbstverständlich nachdem er das Suchen im Wayne Tower aufgeben hat und merkt, dass wir ihn verarscht haben - und sieht, dass sie tot und Harvey nicht mehr hier ist, wird er sofort wieder umdrehen und dir folgen. Deswegen würde ich sagen, dass wir ihr Leben einfach dem Schicksal überlassen und vorerst ausmachen, sie am Leben zu lassen. Nur im Notfall, also wenn es nicht anders geht, würde ich sie umbringen. Denn vielleicht wird sie uns irgendwann ja noch mal von Nutzen sein", gebe ich von mir und verschränke die Arme vor der Brust, während der Joker vor mir an seinem Sakko zupft und zustimmende Laute von sich gibt.
„Da stimme ich dir voll und ganz zu. Wenn der Deal abgeschlossen ist und ich fertig mit der Mafia bin, werde ich dich anrufen, damit du bescheid weißt. Außerdem sollten wir bis zum Morgen sowieso fertig sein, schließlich sind wir offiziell immer noch Teenager, die zur Schule müssen."
Jack grinst mich an und ich fange an zu lachen.
„Wir sind hier mitten in einer gefährlichen Mission bei der es um Leben und Tod geht und du denkst ernsthaft über die Schule nach? Du hast doch gesagt, dass du Harvey bis Sonnenaufgang bei Maroni und seiner Mafia-Clique abliefern musst. Anschließend müssen wir uns noch vom Acker machen und da hat die Schule bestimmt schon angefangen. Warum nehmen wir uns nicht einen Tag frei und behaupten, dass wir krank wären?", frage ich schmunzelnd und werfe einen Blick auf meine Uhr.
Die Zeit unterstreicht meine Aussage noch, da es schon ziemlich spät ist. Jack schaut mich verdattert an und schmatzt ein paar mal.
„Meinst du nicht, dass es ziemlich auffällig wäre, wenn wir beide gleichzeitig die Schule schwänzen? Der Joker und Theodora? Besser gesagt: Jack und Caylin?"
Lachend verdrehe ich meine Augen und schaue ihn ironisch an.
„Wer bitteschön würde auf die Idee kommen, dass du der Joker und ich Theodora wäre, nur weil wir nicht in die Schule gehen? Du bist aber witzig."
Jack hebt seine Schulter und lässt sie kurz daraufhin wieder fallen.
„Ich sag ja nur. Wir werden defintiv nicht blau machen, sondern werden pünktlich zum Klingeln in der Schule stehen, also würde ich sagen, dass wir diese Aktion schnell hinter uns bringen."
Jack zückt sein Messer und schaut mich fragend an, ehe er die Klinke von Harveys Zimmer runter drückt.
„Willst du zusehen?"
Ich verlagere mein Gewicht auf die linke Seite und seufze.
„Wie du ein bisschen rumalberst und Dent tötest? Gerne. Aber mach schnell, denn du musst noch das komische Video drehen und es wieder ausstrahlen lassen, sonst ist der ganze Plan im Eimer. Batman wird sowieso bald hier sein, deswegen wäre es wohl schlauer ihn früher in die Irre zu führen."
Jack nickt und winkt mich in Harveys Zimmer. Dort sitzt der Staatsanwalt. Gefesselt, mit einem hasserfüllten Blick und einem schmutzigen Anzug.
„Hallo, Harvey", zwitschere ich und schließe die Tür hinter uns.
DU LIEST GERADE
Two Identities [Joker FF]
FanfictionIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.