Batmans wahre Identität
Jack POV
„So langsam fange ich an, mich mit diesem Kostüm anzufreunden", murmle ich und rücke meine Putz-Klamotten zurecht. Währenddessen setze ich einen Fuß vor den anderen, um wieder zu dem Wayne Tower zu kommen. Hoffentlich werde ich heute nicht wieder von diesem Alfred weggeschickt und kann ihm ungestört nachspionieren. Heute bin ich ein paar Stunden früher dran als gestern, was bedeutet, dass Bruce Wayne bestimmt noch nicht schlafen gehen wird, sobald ich da oben auftauche. Yomo und Caylin sind im Moment in unserem Versteck, haben sich aber nicht in das System gehackt, da sie, genau wie ich, denken, dass es besser wäre, sich nicht jeden Tag reinzuhacken, da sonst die Gefahr bestünde, dass wir auffliegen. Auch wenn Yomo ein ausgezeichneter Hacker ist, macht jeder Fehler und genau so einen kleinen Fehler dürfen wir uns einfach nicht leisten.
Nicht jetzt. Nicht jetzt, wo wir doch so kurz vor unserem Ziel sind.
Nach einer Weile habe ich endlich das große Gebäude erreicht und schleiche mich, genau wie gestern, durch den Seiteneingang hinein. Wünschenswert wäre es natürlich, wenn mich einfach niemand ansprechen würde und ich mich ungestört auf den Weg nach ganz oben zu Batmans Freund namens Alfred machen könnte, aber dieser Wunsch erlischt in mir, als ich die vielen Arbeiter sehe, die am frühen Abend hier herumtanzen. Menschen, die verschiedene Anzüge, Kleider oder Uniformen tragen.
„Ach, du meine Güte", murmle ich, während ich im Putzraum verschwinde.
Auch dieser ist nicht leer, denn ich entdecke sofort eine ältere Frau in genau denselben Klamotten, die ich trage, die dort steht und mich freundlich anlächelt. Ihren Mundschutz hat sie unter ihr Kinn geschoben und mustert mich von oben bis unten. Genau wie bei allen anderen, bleibt ihr Blick an meiner Sonnenbrille hängen. Zu meiner Überraschung reißt sie aber nicht sofort ihren Mund auf, um mir dieselbe Frage zu stellen, die ich schon so einige Male gestellt bekommen habe, wenn ich als Putzfrau verkleidet bin.
„Ach, hallo. Tut mir leid für die Störung, ich wollte bloß einen Putzwagen nehmen und mich an die Arbeit machen", sage ich so höflich, wie es nur geht und hoffe, dass diese Frau nicht plant ein überflüssiges Gespräch anzufangen.
„Kein Problem, ich wollte auch gerade gehen. Auf welche Etage müssen Sie denn, Mr?"
Ich schnappe mir einen Wagen, belade ihn mit ein paar Lappen und Putzmitteln, ehe ich die Tür dieses Raumes öffne.
„Ganz nach oben zu Mr Wayne", antworte ich.
Diese Antwort veranlasst die Rothaarige ihren Mundschutz schnell nach oben zu ziehen und mir aus dem Raum zu folgen.
„Oh, was ein Zufall. Genau dahin muss ich auch."
„Ach, was für ein lustiger Zufall."
Was für ein scheiß Zufall.
Ich will und brauche keine Gesellschaft, besonders nicht von so einer alten Tusse, die mich zu hundert Prozent zutexten wird, bis ich nicht einen Weg finden werde, sie irgendwie abzuhängen. Während wir zwei also unsere Putzwägen vor uns herschieben und auf den Aufzug zusteuern, werde ich von allen Seiten komisch angeschaut. Meine Güte, haben diese Leute etwa noch niemanden gesehen, der eine Sonnenbrille trägt?
„Mr, darf ich fragen wie Ihr Name lautet? Ich erinnere mich nicht, Sie hier schon mal gesehen zu haben. Es sei denn Sie arbeiten normalerweise in einer anderen Abteilung."
Ich wende meinen Blick von den vielen Menschen ab und schaue zu der kleinen alten Frau.
„Mein Name ist Mr Baker. Warum Sie mich nicht kennen liegt vermutlich daran, dass ich noch nicht so lange in diesem Beruf tätig bin", antworte ich, bevor wir gemeinsam in den Aufzug steigen.
„Ach, so ist das. Ich bin Ms Marylin, freut mich."
Sie streckt mir ihre kleine Hand entgegen, die ich höflicherweise nehme und sie anschließend schüttle.
Die nächsten paar Sekunden bleiben wir still, ehe ich diesmal derjenige bin, der anfängt zu reden: „Sie haben mich noch nicht gefragt, warum ich eine Sonnenbrille trage. Das ist normalerweise das erste, was mich die Leute fragen, die ich neu kennengelernt habe. Wollen Sie mich denn gar nicht fragen?"
Ms Marylin zuckt mit den Schulter und schaut mich belustigt an.
„In der heutigen Welt gibt es so viele komische und schreckliche Dinge, die nicht beachtet werde. Ich finde nicht, dass es mich was angeht, was Sie tragen und ich werde sie auch nicht fragen. Sie werden schon Ihre Gründe haben, da bin ich mir sicher."
Bei dieser Antwort muss ich kurz lachen und richte meinen Blick nach vorne, als sich die Türen des Aufzuges öffnen und wir beide aus diesem rausgehen.
„Sie sind die erste, die so etwas zu mir sagt."
„Das wundert mich nicht."
Sie streift sich ein paar gelbe Gummihandschuhe über und zeigt nach links.
„Ich widme mich Mr Waynes Badezimmer. Solange können Sie sein Schlafzimmer reinigen. Na ja, bis irgendwann. Vielleicht treffen wir uns ja nachher wieder", verabschiedet sich die Rothaarige von mir und winkt währenddessen.
„Ja, bis irgendwann!"
Ich winke ihr noch hinterher, ehe ich es ihr nachmache und mir ebenfalls ein Paar Handschuhe überstreife.
„Ich hoffe ich sehe Sie nie wieder, auch wenn Sie ganz cool drauf sind", murmle ich und gehe nach rechts.
Nach wenigen Metern komme ich bei der Tür an, durch die Alfred gestern gekommen ist und mich weggeschickt hat. Diesmal kommt er nicht mit einer leeren Tasse aus dem Zimmer, sodass ich - so höflich, wie ich bin - anklopfe. Es kommt aber keine Antwort, sodass ich mir einfach das Recht nehme und die Tür öffne. Zu meiner Überraschung ist das Zimmer leer.
„Verdammt", flüstere ich und trete herein.
Dabei lasse ich den Wagen einfach vor der Tür stehen und schnappe mir einen blauen Lappen und irgendein Putzmittel, damit es wenigstens so aussieht, als würde ich tatsächlich putzen wollen. Ich schaue mich in dem Raum um und muss feststellen, dass das Schlafzimmer von diesem Mr Wayne ziemlich groß und luxuriös ist. Es ist sehr hell eingerichtet und bietet einen Panaroma-Blick. Da es schon etwas dunkel ist, sieht man von hier perfekt die vielen beleuchteten Gebäude, die sich in dieser verdorbenen Stadt befinden. Jeden Tag mit so einer Aussicht aufzuwachen muss für einen normalen Bürger unfassbar toll sein, aber mich würde es ankotzen jeden Tag vor diesen Plastikgebäuden gefüllt mit Plastikmenschen aufzuwachen.
„Wenn ich so viel Geld hätte, würde ich jeden Tag diese Fenster mit Dynamit sprengen und mir dann ein neues Fenster kaufen. Das wäre wirklich witzig", sage ich zu mir selbst und will gerade den Raum verlassen, um irgendwo anders nach Alfred zu suchen, da nehme ich plötzlich Stimmen wahr. Ich bleibe stehen und lausche. Zu meiner Überraschung redet da genau die Person, die ich suche.
„Na, endlich", meine ich und stelle das Putzmittel auf den Boden. Ich nähere mich der Tür auf der linken Seite, die zu dem Raum führt, aus dem diese Stimmen kommen. Bei der Tür angekommen, öffne ich diese ganz leicht. Jetzt sind die Stimmen viel lauter. Ich will die Tür einen Spalt aufmachen, da beginnt plötzlich die andere Person zu reden und ich halte in meiner Bewegung inne, während das Blut in meinen Adern einfriert.
Ich reiße meine Augen auf und halte die Luft an, während die andere Person redet und redet. Als Alfred wieder anfängt zu sprechen und die beiden ihre Konversation über mehrer Minuten weiterführen, kann ich nichts Anderes machen, als zu lauschen.
„Das kann doch wohl echt nicht wahr sein", sage ich leise und kann kaum glauben, was ich soeben entdeckt habe. Diese andere Stimme nämlich, die zu der Person gehört, die sich im Moment mit Batmans Kumpel unterhält ist genau dieselbe, die wir gesehen haben, als Caylin und ich in den Container eingebrochen sind. Ja, das ist sie! Zu hundert Prozent, hah!
„Das heißt also, dass diese Person Batman sein muss. Batman muss sich also in diesem Raum befinden", sage ich ungläubig.
Wieder einmal halte ich die Luft an, als ich die Tür endlich einen Spalt aufmache. Wie erwartet steht dort Alfred und redet mit einem anderen Mann. Der weißhaarige Alte interessiert mich jetzt aber relativ wenig. Der andere Mann hat seinen Rücken zu mir gedreht. Braune Haare, ein gebügeltes ordentliches Hemd, eine dunkelblaue Anzughose und elegante schwarze Schuhe sind das, was ich entdecke. Plötzlich aber dreht sich diese Person und ich erkenne endlich, wer es ist, sodass mein Atem stockt.
Wie konnte ich nur so dumm sein?
Wie zum Teufel konnten wir drei so dumm sein? Wieso konnten wir nicht einen Moment nachdenken und eins und eins zusammenzählen? Wenn wir das gemacht hätten, wären wir endlich zu dem Schluss gekommen, dass Bruce Wayne die Person ist, die wir schon lange suchen. Die gleiche Statur und gleiche Bewegungen. Allein das hätte uns doch auffallen können.
„Bruce Wayne ist Batman. Er ist Batman. Dieser Bastard hat die ganze Zeit vor unserer Nase herumgetanzt, ohne dass wir es gemerkt haben", sage ich ungläubig, ehe sich mein Mund zu einem breiten Grinsen verzieht und ich die Tür schließe.
Beim Gehen wackeln meine Beine ein bisschen. Anschließend verlasse ich das Schlafzimmer und fange an hysterisch zu lachen. Nach einigen Sekunden habe ich mich beruhigt und gehe langsam aber glücklich auf den Aufzug zu. Ich lache weiterhin, diesmal aber etwas leiser, bis ich endlich beim Aufzug ankomme und lachend mit zwei weiteren Leuten einsteige, die mich etwas verstört anschauen. Als ich immer noch nicht aufhören kann zu lachen, als wir zu dritt nach unten fahren, tippt mich plötzlich der Mann neben mir an, sodass ich aufhöre zu lachen und ihn durch meine Sonnebrille anstarre.
„Ist bei Ihnen alles in Ordnung?"
Bei seiner Frage nicke ich und fange wieder an zu lachen.
„Oh, ja. Es ist alles in Ordnung, da können Sie sich sicher sein."
Und ob alles in Ordnung ist.
Es ist alles in bester Ordnung. Denn ich habe gerade herausgefunden, wer sich unter Batmans Maske versteckt und werde diesen Mann bald eigenhändig umbringen.
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Two Identities [Joker FF]
FanfictionIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.