Verkleidung
„Und ich dachte schon, dass das blaue Poloshirt der Höhepunkt der Lächerlichkeit war", knurrt Jack und zupft an seiner formellen Uniform herum, sodass ich lachen muss. Währenddessen knöpfe ich mir meine blaue Bluse zu und ziehe anschließend die Krawatte an. Dann streife ich die dunkelblaue Jacke über und fahre mir durch meine Haare, ehe ich meine neu erworbene Dienstwaffe in den Gürtel stecke.
„Es war deine Idee, also heul nicht so rum", sage ich bloß und binde meine Haare mithilfe eines Haargummis zusammen. Jack murmelt ein paar Worte, die ich nicht verstehe und setze die dämliche Polizisten-Mütze auf.
„Seid ihr dann mal fertig?", hören wir Yomo rufen, der daraufhin den Raum betritt. Auch er trägt eine Uniform, die bei seinem Auftreten aber irgendwie nicht glaubwürdig erscheint. Skeptisch schaue ich ihn an, sodass er fragend seine Hände hebt.
„Also wenn wir wegen dir auffliegen, würde ich mich nicht wundern", sage ich, sodass Yomo seine Augen verdreht und Jack neben mir kichert, da er weiß, dass er Recht hatte.
Er setzt anschließend seine Sonnenbrille auf. Wir zwei anderen machen es ihm nach und gehen gemeinsam aus dem Raum. Anschließend gehen wir die Treppen dieses Gebäudes herunter, das außerdem eine Art Polizeirevier ist. Heute Morgen sind wir hier reingeschlichen und haben uns ein paar Uniformen geschnappt und uns in einen Raum verkrochen, der unbenutzt zu sein scheint.
„Eure Ausweise."
Jack drückt uns auf dem Weg nach unten zwei gefälschte Ausweise in die Hand, bei dem ich anfangen muss leise zu lachen.
„Martina Baker? Sehe ich für dich etwa aus wie eine Martina?"
Der Grünhaarige muss ebenfalls ein wenig kichern und zuckt mit den Schultern.
„Tut mir leid, Liebes, aber mir ist kein anderer Name eingefallen", versucht er sich zu verteidigen, was ich bloß mit einem Augenverdrehen quittiere.
„Wo sind die anderen drei Männer von dir, Jack? Wolltest du nicht noch drei andere Clowns anheuern?"
Auf meine Frage nickt er nur und zeigt auf drei große Männer, die plötzlich vor uns auftauchen. Auch diese tragen Uniformen und haben Sonnenbrillen aufgesetzt.
„Verstehe", murmle ich und beuge mich rüber zu Jack, „nach dieser Aktion wirst du sie doch umbringen, oder?"
Ich entferne mich wieder und schaue ihn anschließend an. Grinsend nickt er, sodass ich ebenfalls schmunzeln muss. Nun laufen wir zu sechst die weiteren Stockwerke runter, bis wir bei einer großen Gruppe von Polizisten ankommen.
„Los, stell dich schnell nach vorne. Wir treffen uns nachher wieder oben in dem Zimmer, okay? Vermassel es nicht, Fräulein!", meint Jack und schiebt mich gemeinsam mit den drei anderen davon, sodass ich meine Daumen hebe und noch ein letztes mal zu ihm und Yomo schaue.
Zu viert laufen wir nun unauffällig nach vorne und stellen uns auf.
„Ihr zwei! Neben den Staatsanwalt stellen!", werden wir nun von einem Mann aufgefordert.
Er zeigt auf mich und auf einen von Jacks Leuten. Wir setzen uns in Bewegung und laufen zu Harvey, den ich nun entdecke, der weit vorne steht. Ich reiße mich zusammen, um nicht bei seinem Anblick lachen zu müssen und stelle mich direkt neben ihn. Es ist seltsam so nah bei ihm stehen zu können, aber gleichzeitig so amüsant. Wenn er nur wüsste, wer neben ihm steht, würde es ihm bestimmt die Sprache verschlagen da bin ich mir sicher.
Apropos - wie soll er denn bitteschön seine wunderschöne Rede konzentriert halten, wenn er nur wenige Sekunden davor mit Theodora ein kleines Gespräch geführt hat?
Na ja, ist nicht mein Problem. Er ist ein ausgezeichneter und autoritärer Anwalt, er kann das Problem schon selber lösen, da bin ich mir sicher. Ein wenig schaue ich mich um und beobachte die große Menschenmenge, die sich bereits vor dem Podium über die gesamte Hauptstraße erstreckt. Hier und da befindet sich ein Bild von Harveys getöteter Freundin, wobei ich wieder vor Freude losschreien könnte. Wie witzig und ironisch ist es denn bitteschön, dass ihre Mörderin höchstpersönlich neben dem Staatsanwalt selbst steht?
„Los geht es. Immer schön in einer Reihe bleiben!", ruft nun ein anderer Mann in Uniform, sodass wir uns in Bewegung setzen. Harvey läuft neben mir mit erhobenem Kopf und langsamen Schritten. Auch ohne dass ich in sein Gesicht sehe, weiß ich ganz genau, dass er erschöpft und kaputt aussieht. Und dass wir der Grund dafür sind, ist mehr als nur erfreulich.
Wir kommen der Menge immer näher und näher, sodass wir die vielen Rufe der Bürger hören, die Harvey mitteilen, wie stark er doch sei und wie traurig sie doch seien. Dass ich nicht lache. Als ich meinen Blick weiter streifen lasse sehe ich plötzlich, wie der Bürgermeister das Podium betritt und die ganzen Menschen begutachtet. Ich schaue auf meine Uhr und sehe, dass wir genau zehn Uhr haben. Es läuft also genau so, wie es Jack gestern beschrieben hat. Der große Mann mit den dunklen Haaren hebt seine Hände und versucht die vielen Menschen zur Ruhe zu bringen, während wir ihm immer näher und näher kommen.
„Meine Damen und Herren", beginnt er, „es freut mich, dass Sie zu unseren Gedenkfeier erschienen sind, um gemeinsam mit uns den tragischen Tod von Rachel Dawes zu betrauern."
Das Mikrofon rauscht ein wenig, während die laute Stimme des Bürgermeisters über die aufgestellten Boxen übertragen wird. Als wir endlich hinter dem Podium ankommen, bleiben wir stehen, sodass ich ein kleines Schmunzeln nicht mehr zurückhalten kann. Schnell reiße ich mich wieder zusammen und räuspere mich, während ich mich kurz umschaue. Als ich mir sicher bin, dass uns niemand beobachtet, öffne ich meinen Mund.
„Hallo Harvey, schau weiter nach vorne und dreh deinen Kopf nicht zu mir. Wenn du mich nur ein einziges mal anschaust, schwöre ich dir, wirst du ein gewaltiges Problem haben, also tu was ich dir sage", meine ich leise, sodass es nur der angesprochene Mann neben mir hören kann. Dieser zuckt bei meiner Drohung kurz zusammen, schaut aber wie befohlen weiter nach vorne. Ich trete ein wenig nach hinten, sodass ich etwas schräg hinter beziehungsweise neben ihm stehe und er noch weniger Chancen hat, mein Gesicht zu entdecken, auch wenn er nur kurz zur Seite schaut. Auch wenn ich eine Sonnenbrille trage, möchte ich nicht, dass er in mein Gesicht schaut.
„Setz einen neutralen Blick auf und tu so, als würde ich nicht mit dir sprechen", rede ich weiter, „hier ist Theodora."
Seine Hände verkrampfen sich augenblicklich, während wir beide immer noch schön nach vorne blicken.
„Weißt du, ich hab dich vermisst, mein Kumpel. Es ist doch ziemlich witzig, dass wir uns bei der Gedenkfeier deiner kleinen Freundin wieder treffen, die ich umgebracht habe, nicht? Also ich finde es urkomisch."
Harvey fängt an zu zittern, während ich die Worte des Bürgermeisters ausblende, die mich sowieso nicht interessieren. Ein Blick auf meine Uhr zeigt mir, dass Harvey in zwei Minuten auf dieses Podium gehen muss, weshalb ich nur noch 120 Sekunden habe, um ihm die Nachricht zu übermitteln.
„Erst einmal möchte ich mich bei dir für die zehn Millionen Dollar bedanken. Es ist schön mit dir Geschäfte zu machen, Kumpel. Auch möchte ich dir erklären, warum ich hier bin. Wir hatten keine Lust einen weiteren Brief zu schreiben, deswegen möchte ich dir die Nachricht persönlich sagen. Und wann wäre es perfekter mit dir zu plaudern, als hier und jetzt?"
Ich seufze kurz, während Harvey weiterhin still bleibt.
„Glaub ja nicht, dass die zehn Millionen Dollar dich aus der Scheiße gezogen haben, oh nein. Das war bloß eine Entschuldigung für dich Sache mit dem Riddler. Ist dir eigentlich klar, dass wir fast draufgegangen wären? Oh man, du hast aber wirklich einen Spaß bereitet, mein Freund, aber gleichzeitig auch ein paar zusätzliche Probleme, die uns ein wenig abgelenkt haben. Aber na ja, wie dem auch sei, wir haben eine weitere Bedingung."
Dent verkrampft sich erneut, während ich merke, wie schnell er mittlerweile atmet.
„Ach, bevor du dich fragst, warum keiner was unternimmt, während ich mit dir hier plaudere: Diese anderen drei Polizisten sind meine Komplizen, also denk ja nicht, dass dich hier irgendeiner retten kann", meine ich.
„Aber um zurück zu der zweiten Bedingung zu kommen: Was genau diese ist, verrate ich dir noch nicht. Aber was ich dir sagen kann ist, dass wir die Sache mit Kizu vergessen, wenn du diese brav erfüllen wirst. Das versprechen wir dir. Wir werden niemandem von dieser Sache erzählen und dich in Ruhe lassen. Alles was du dafür machen musst ist morgen um 22:00 Uhr zu dem Restaurant namens ‚Hacienda' zu kommen, wo wir uns zwei treffen werden. Dort werde ich dir die besagte Bedingung verraten. Wenn du auf die Idee kommst, jemandem davon zu erzählen, werden wir das merken und die Bombe platzen lassen, haben wir uns verstanden?"
Der Bürgermeister beendet seine Rede und erntet großen Beifall. Er kommt langsam aber sicher mit großen Schritten die Treppe herunter.
„Denk dran. Morgen Abend um zehn im Restaurant. Erzähl niemandem was davon und du gerätst in keine Schwierigkeiten. Ich erwarte dich dort."
Und nach diesem letzten Worten von mir, setzt sich Harvey mit wackligen Beinen in Bewegung und läuft die Treppen hoch auf das Podium, ehe er mit zitternder Stimme seine Rede beginnt und ich in mich hinein grinse und mich auf morgen freue.
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Two Identities [Joker FF]
FanfictionIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.