Die Zeit läuft
„Yomo, bitte versprich mir, dass du heute am Leben bleiben wirst", murmle ich leise und strenge mich an mit einen ängstlichen und unschuldigen Blick die Hauptsraße Gothams entlang zu gehen. Nicht dass ich selbstverliebt wäre, aber ich muss schon sagen, dass ich mir sogar selbst abkaufen würde, dass ich nichts Weiteres als ein normaler Teenager bin, der so spät in der Nacht nach hause läuft und hofft, nicht von jemandem vergewaltigt oder abgestochen zu werden. Genau deswegen hoffe ich, dass Edward - falls er mich entdecken sollte, was aber nicht sehr wahrscheinlich ist - keinen Verdacht schöpfen wird und somit glaubt, dass Jack seine Drohung zu Herzen genommen hat und Theodora nichts von dem ganzen hier weiß. Vielleicht gewinne ich sogar für meinen wundervollen und überzeugenden Auftritt einen Oskar.
Auch hoffe ich, dass unser Plan aufgeht und wir Edward am Ende erfolgreich auslöschen können. Erneut schaue ich auf meine Uhr und bemerke, dass wir nur noch 51 Minuten haben. Meinen Blick richte ich wieder nach vorne auf die Straße und streiche mir eine nervige Haarsträhne aus meinem Gesicht, die sich unglücklicherweise aus meinem geflochtenem Zopf gelöst hat, der nebenbei bemerkt auch noch abnormal hässlich aussieht. Ich persönlich verstehe nicht, warum man sich extra Zeit nimmt, um sich so eine unnötige Frisur zu machen, die nicht einmal gut aussieht. Meine Gedanken über geflochtene Frisuren werden aber zur Nebensache, als ich weit vor mir einen violetten Anzug aufblitzen sehe.
Von hier aus, erkenne ich nicht so ganz, dass es der Joker ist, allerdings weiß ich ganz genau, dass es niemand anderes sein kann, als Jack selbst. Ich tue so, als hätte ich nichts gesehen und laufe normal weiter.
Dass Jack bereits aus der Gasse geht, zeigt mir, dass er den roten Mülleimer bereits gefunden und das Rätsel oder den Hinweis von dort gelöst, beziehungsweise verstanden hat. Etwas erleichtert folge ich ihm und schaue nur ab und zu unauffällig zu Jack. Dass er schon die ganze Zeit auf der Hauptstraße herumläuft finde ich persönlich zwar etwas zu riskant, trotzdem aber muss man bedenken, dass Gotham hauptsächlich wegen seinen Verbrechen und kriminellen Geschäften berühmt ist. Und diese laufen logischerweise nicht auf einer Hauptsraße ab, sondern in den hinteren und versteckten Gassen ab. Der Grund, warum hier nur Autos fahren und keine einzige Menschenseele hier mit eigenen Füßen herumläuft. Vor den Autos kann sich aber Jack gut verstecken wie es aussieht, da es hier unzählige Möglichkeiten gibt, sich unsichtbar zu machen, wie zum Beispiel die vielen Straßenschilder, Bäume und Büsche.
Außerdem fahren die Autos so schnell, dass niemand innerhalb dieser drei Sekunden wirklich realisieren würde, dass da der Joker höchstpersönlich läuft. Plötzlich aber sehe ich wie Jack links abbiegt und bemerke, dass es ein Weg neben einem eher schäbigen Supermarkt ist. Diesen merke ich mir und lege einen Zahn zu. Ich schaue mich ein wenig um, mit der Absicht abzuchecken, ob sich Edward hier irgendwie befindet, aber Fehlanzeige.
Und das ist auch gut so und es sollte auch so bleiben. Wieder schaue ich auf meine Uhr. 48 Minuten. Ich schlucke und biege in die Gasse ab. Erschrocken merke ich, dass Jack nirgendwo aufzufinden ist. Ganz langsam aber sicher werde ich etwas wütend und auch panisch, bevor ich aber völlig ausrasten und mir ausmalen kann, wie Yomo sterben wird, entdecke ich ein violettes Tuch auf dem Boden. Dieses liegt direkt vor einer weiteren Gasse, sodass ich erleichtert aufatme. Jack hat also mitgedacht, da bin ich aber froh.
Ich gehe in die Richtung dieser Gasse und biege anschließend ab. Jack kann ich nirgendwo entdecken, sodass ich intensiv nach einem violetten Tuch suche, das achtlos auf dem Boden liegt. Als ich einige Meter gelaufen bin, entdecke ich tatsächlich noch eins, das mich aus dieser abgelegenen Gasse zu einer etwas größeren Straße führt. Als ich mich umsehe, entdecke ich Jack rechts von mir, wie er 80 Meter vor mir läuft und plötzlich anhält. Ich aber lasse mich nicht beirren und laufe einfach weiter, jedoch etwas langsamer. Nicht dass ich den Joker noch einholen muss und ich von Edward entdeckt werde. Denn wenn Jack in seinem Blickfeld steht und ich ihn neben ihm vorbei laufen würde, würde er mich entdecken. Ich beobachte unauffällig wie Jack etwas in der Hand hält und kurz in den Himmel schaut. Einige Sekunden noch verharrt er dort, ehe das Etwas -, das sich übrigens als Stück Papier entpuppt - in seiner Hosentasche verschwindet und er glücklicherweise weiter läuft. Allerdings läuft er nicht weiter in die selbeRichtung wie vorher, sondern dreht sich zu mir um und so auf mich zu läuft.
Verdammt.
Für einen kurzen Moment bin ich etwas geschockt und weiß nicht, was ich machen soll, da mir Jack gleich entgegen kommen wird. Das bedeutet wiederum, dass ich mich verdächtig machen würde, wenn ich ganz normal an ihm vorbeilaufen würde.
Aber warum zum Henker läuft er wieder zurück?
Er weiß doch ganz genau, dass ich direkt hinter ihm bin und wir einen sicheren Abstand voneinander halten sollten. Weiter kann ich aber nicht drüber nachdenken, sondern handle schnell und überquere einfach die Straße, um dann in eine Seitengasse zu gehen. Währenddessen aber beobachte ich Jack, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Während er also in die Richtung geht, aus der er gekommen ist, runzle ich skeptisch und verwirrt meine Stirn. Je mehr ich drüber nachdenke, vermute ich, dass Jack bei dem roten Mülleimer ein Rätsel gelöst hat und dieses ihn hierher geführt hat. Hier also war seine zweite Station und dieses Rätsel führt ihn weiter.
Natürlich kann es auch nur ein Zufall sein, dass er wieder zurücklaufen muss, um zu der nächsten Station zu kommen, aber wenn man den Riddler kennt, dann weiß man, dass es für ihn so was wie Zufälle nicht gibt. Ich glaube also, dass Edward das mit Absicht gemacht hat. Er vertraut Jack nicht so ganz und ist sich nicht sicher, ob ich ihm nicht doch folge. Falls das der Fall sein sollte, hat sich Edward einen ganz schlauen Plan ausgedacht. Und zwar lässt er Jack einfach umdrehen und wenn ich ihm wirklich folge oder direkt hinter ihm bin, stecken wir zwei in der Klemme. Ein großes Problem ist das war nicht, schließlich war es nicht so schwer einfach die Straßenseite zu wechseln, aber eine kleine Überraschung war das trotzdem und wenn ich nicht schnell verschwunden wäre und gehandelt hätte, säßen wir jetzt in der Scheiße. Wenn so etwas noch öfter passieren wird im Laufe dieser Stunde, kann es mal sehr gut vorkommen, dass ich einen Fehler mache und ich mich so verrate, jedoch hoffe ich, dass das nicht der Fall sein wird. Ich luge um die Ecke und sehe wie Jack an der Gasse aus der wir gekommen sind, einfach vorbei läuft. Ich analysiere die ganze Straße und sehe keine einzige Gasse oder Abbiegemöglichkeit, deswegen beschließe ich diese Gasse, in der ich mich nun befinde, entlang zu gehen und so später zu Jack zu stoßen, der hoffentlich diese Straße bis zum Ende entlang laufen wird. Es kommt mir nämlich etwas zu riskant und auffällig vor, einfach wieder aus dieser Gasse hervor gekrochen zu kommen und Jack zu folgen. Ich drehe also schnell um und laufe die Gasse entlang. Dabei achte ich drauf, etwas schneller zu gehen und den richtigen Weg zu nehmen.
Als ich nach einer Weile wieder an der Straße ankomme, biege ich nach rechts ab und sehe, wie Jack seelenruhig vor mir herläuft. Froh darüber laufe ich weiter.
Mein kleiner Plan ist also aufgegangen.
Wäre auch ziemlich unpraktisch gewesen, wenn das nicht der Fall gewesen wäre. Ich würde ziemlich tief in der Patsche stecken, wenn ich ihn verloren hätte, das ist sicher. Wieder biegt Jack ab. Mit einem normalen Tempo laufe ich weiter und schaue erneut auf meine Uhr. 42 Minuten. Meinen Kopf hebe ich wieder und biege nach wenigen Schritten genau in dieselbe Gasse ab, in der Jack jetzt vor mir herläuft. Von hier aus sehe ich, wie sein violetter Sakko wegen dem leichten Wind, der hier herrscht, herumflattert und wie mein Kumpel sich durch die grünen Haare streicht. Ich versuche nicht hinzuschauen und weiter so zu tun, als wäre ich ein Mädchen, das auf dem Weg nach hause ist und sich innerlich schon auf den Anschiss seiner Eltern macht, weil es zu spät nach hause gekommen ist.
Dass ich innerlich darüber nachdenke, wie und wann ich Edward endlich eins in die Fresse schlagen und Yomo retten kann, merkt man mir hoffentlich nicht an. Ich glaube Sorgen muss ich mir darüber nicht machen, ich hab schließlich eine gelbe Jacke und rote Sneaker an. Das sieht schon unschuldig genug aus. Jack bleibt vor einer Wand stehen und zieht einen Zettel von dieser. Diesen liest er sich aufmerksam durch und verharrt wenige Sekunden in dieser Position, ehe er weiter läuft. Sein Gesicht sehe ich nicht von hier, deswegen weiß ich nicht, ob er das zweite Rätsel erfolgreich gelöst hat und keine Ahnung hat. Jedoch steckt er den Zettel eilig in seine andere Hosentasche und läuft selbstsicher weiter, was mich vermuten lässt, dass er es geschafft hat. Wieder blicke ich auf meine Armbanduhr und lese, wie viel Uhr und wie viel Zeit wir noch haben. 37 Minuten. Diesmal werde ich etwas nervös, weil Jack ziemlich lange läuft, ohne anzuhalten oder irgendwas zu machen. Es vergehen mehrere Minuten, in denen er nicht anhält und einen Zettel in die Hand nimmt, sodass ich tatsächlich schon Sorgen mache, dass Jack das vorherige Rätsel falsch beantwortet hat. Als wir aber noch 24 Minuten haben, hält Jack wieder bei einem Schaufenster an und starrt dieses an. Irritiert verlangsame ich meine Schritte und beobachte ihn. Ist da denn kein Zettel?
Je näher ich komme, desto besser erkenne ich, dass er angestrengt nachdenkt. Als ich tatsächlich schon glaube, dass er es nicht lösen kann, läuft er weiter. Allerdings sehe ich auch, wie er sich mit beiden Händen durch die grünen Haare fährt, was für mich wie eine eher verzweifelte Geste aussieht. Ich lasse mich aber nicht beirren und folge ihm weiter.
Wieder vergehen mehrere Minuten, als Jack endlich abbiegt. Nur noch 15 Minuten. Auch ich biege ab.
Ich mache mich drauf gefasst, weiterzulaufen und ein violettes Tuch vorfinden zu können, aber erschrocken muss ich feststellen, dass sich hier vor mir nur eine Ziegelwand befindet und ich somit in der Klemme stecke. Nicht einmal meine roten Sneaker können mir jetzt helfen, die ich am liebsten gegen diese dämliche Wand schmeißen würde, die mir den Weg versperrt.
DU LIEST GERADE
Two Identities [Joker FF]
Fiksi PenggemarIn der Nacht eine Mörderin, am Tag eine unschuldige Schülerin und gleichzeitig die Sitznachbarin eines Psychopathen - das ist das Leben von Caylin Peters alias Theodora, die sich nach einer zufälligen Begegnung mit dem Joker zusammentut.