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"Hier runter, nehmt euch von jedem eines und wenn ihr geht, macht die Tür wieder zu. Jimi, morgen!" rief sie uns noch zu, bevor sie uns in dem Kellerraum allein ließ. Hinter ihr fiel die Tür zu und gleichzeitig rannte Jim zum Lichtschalter. Die Lampen flackerten, sodass ich Angst hatte, sie würden gar nicht angehen, aber nach drei Minuten, in denen sie um ihren Strom gekämpft hatten, gingen sie endlich ganz an.

"Oh Gott, ich dachte schon ich müsste den Hausmeister hohlen!" schnaufte Jim erleichtert und das war das erste Mal, dass er mich angesprochen hatte ohne rot zu werden. "Und was wäre daran schlimm gewesen?" und der kurze Erfolgsmoment war vorbei. Er war schon wieder rot wie eine reife Tomate. "Ehm... Nicht so wichtig." er ging zu einem der hohen Regale, in denen nicht mehr viele Bücher lagen. Naja, es hatte gerade ein neues Schuljahr angefangen, was hatte ich erwartet?

"Hier, das sind unsere!" er winkte mich zu sich und hielt mir gleich fünf Bücher hin, die ich tragen sollte. "Danke das du dir diese Umstände wegen mir machst, ich weiß das zu schätzen! Du würdest jetzt bestimmt viel lieber zu Hause sein und etwas essen, oder?" fragte ich ihn. Natürlich, es war nicht selbstverständlich das er mit mir zusammen hier in diesem Kellerraum nach meinen Büchern suchte.

"Nein, meine Eltern sind beide nicht zu Hause. Ich habe nichts zu essen, wenn ich heimkomme." antwortete er mir. "Wenn du willst können wir später noch zusammen zu Mac Donalds fahre. Ich bezahle auch." bot ich ihm an. "Ich mag Mac Donalds nicht" gab er kurz zurück. Naja, bei seiner Statur hatte ich auch nicht geglaubt, dass er oft Fast Food oder generell ungesundes aß. Er war unglaublich dünn.

"Wir können auch wo anders zum Essen hingehen!" schlug ich schnell vor. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Mollys." ein ganz kurzes Wort, wahrscheinlich war es ein Restaurant oder ein Café oder auch etwas Ähnliches. "Was ist das?" ich ging hinter ihm die Treppe nach oben. "Ein Café. Morgens total voll. Nachmittags und abends ist beinahe nie was los. Vor allem unter der Woche. Und es ist wunderschön im oberen Stock, da wo die meisten Leute nicht hingehen. Aber auch verdammt teuer." schwärmte er von dem Café.

"Teuer ist kein Problem, wollen wir da hin?" im selben Moment, in dem ich das fragte sah ich seine Augen aufleuchten. "Ich hab kein..." "Ich hab doch schon gesagt das es auf mich geht!" lachte ich und boxte ihn in die Schulter nachdem ich meine Bücher in meiner Tasche verstaut hatte. "Dann würde ich gerne mit dir ins Mollys gehen!" lachte er. Aber dann wurde ihm sofort bewusst das er normal mir geredet hatte und wurde wieder rot. "Gut, dann zeig mir wo wir hinmüssen!"

"Wow, hier ist es echt schön!" staunte ich und Jim grinste mich aus dem Ohrensessel gegenüber an. "Hier, ihre Bestellung!" die Bedienung stellte uns jeweils unser Getränk, mir ein Sandwich und Jim einen Gurkensalat hin. "Guten Appetit!" "Danke!" antworteten wir beide und Jim trank einen großen Schluck seines Orangensaftes.

"Warum seid ihr eigentlich umgezogen?" fragte er mich, während er gleichzeitig etwas Dressing auf seinen Salat träufelte. "Meine Eltern sind von der Arbeit hier her verlegt worden und meine Schwester und ich haben uns bereit erklärt mitzukommen." antwortete ich ihm. Die Stimmung war nicht so angespannt wie sie den ganzen Tag über gewesen war.

"Oh, es ist sicher schwer seine ganzen Freunde zurückzulassen." Jim schaute mich ein bisschen mitleidig an und begann, den Salat nach Essiggurken abzusuchen und sie auf meinen Teller zu legen. "Magst du keine Essiggurken?" ging ich seiner Frage aus dem Weg. "Normalerweise schon, aber in meinem Salat lieber nicht. Beantworte jetzt meine Frage!" hakte er nach. "Doch, schon, aber eher so Bekannte. Niemanden den man zu sich nach Hause einlädt oder so." sagte ich, und begann die Essiggurken zu essen, die Jim auf meinem Teller zu einem kleinen Haufen aufgeschichtet hatte.  

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt