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"Dad, Josh möchte dir schon lange etwas sagen, und ich denke, da du gerade sowieso böse auf ihn bist, ist das der perfekte Zeitpunkt!" Begann mein kleines Mädchen, Mary zu sprechen. Ich musste gerade Josh, meinen Sohn, von der Schule abholen, weil er geschwänzt hatte. Eigentlich war ich gar nicht böse auf ihn, jeder machte Mal so etwas. "Ja, es wird langsam wirklich Zeit es ihm zu sagen!" Stimmte Andrea unserer Tochter zu. "Was soll er mir denn sagen?" Fragte ich erstaunt und setzte mich auf den Stuhl, gegenüber meinem Sohn. So schlimm konnte es doch nicht sein! "Naja, Dad es ist so..." "Jake ist, naja wir sind..." "Ich bin..." Druckste er herum, bevor seine Schwester das Wort ergreifen konnte.

"Er will sagen das er schwul und Jake nicht sein Bester, sondern sein fester Freund ist!" Rief sie in die Runde. Hatte sie gerade wirklich das gesagt? Und meine Eltern hatten damit kein Problem? Ich war der einzige der es nicht wusste? Irgendetwas sagte Mary noch, aber durch die Wut, die in meinem Körper aufstieg, belendete ich alles andere als meine Eltern aus. "Wusstet ihr das?" Fragte ich sie. Meine Stimme zitterte, als hätte ich Angst vor der Antwort. Aber ich bekam keine Antwort, meine Mutter wurde unendlich rot und mein Vater schaute auf die Finger, die er verschränkt hatte. "Also ja." Ich wusste nicht was ich sagen sollte.

"Und ihr habt nichts dagegen?" Meine Stimme war praktisch tonlos, ich hatte keine Kraft mehr, sodass ich mich an der Tischplatte festklammern musste, damit ich nicht von meinem Stuhl kippte. "Nein." Antwortete meine Mutter. In diesem Moment durchströmte pures Adrenalin durch meine Adern und ich hätte meine Eltern am liebsten erschlagen! "Mat es..." Weiter kam mein Vater nicht, denn ich verfiel in eine Art Schreikrampf.

"NEIN! NICHT MAT! WARUM IST ES OK? WARUM BEI IHM? WARUM DARF ER DAS? BEI IHM IST ES ANSCHEINEND KEIN PROBLEM DAS WIR VERSTECKEN MÜSSEN! ER DARF DAS! ER MUSS KEINE FRAU HEIRATEN DIE ER NOCH NICHT EINMAL ANZIEHEND FINDET UND ER MUSS AUCH KEINE KINDER ZEUGEN, OBWOHL ER SICH NICHTS EKELHAFTERES VORSTELLEN KANN! WARUM IST ES BEI IHM OK, ABER BEI MIR NICHT?!" Schrie ich meine Eltern an. In der Zwischenzeit war ich von meinem Stuhl aufgesprungen, welcher hinter mir auf dem Boden lag.

Andrea neben mir bemerkte ich erst als sie meinen Unterarm nahm und mich daran festhielt, wahrscheinlich, damit ich nicht auf einen der beiden losging. Ja, ich hätte jetzt auch meine Eltern geschlagen. "Es ist Ok Mathew!" Versuchte sie mich zu beruhigen. Während sie sich mit Mary darüber stritt, ob ich Angeln ging, konnte ich meine Gedanken immer noch nicht richtig ordnen. "Mathew, die Zeiten ändern sich!" Versuchte meine Mutter die Lage in den Griff zu bekommen. Aber damit machte sie es nicht besser.

"Die Zeiten ändern sich und damit auch eure Meinung? Vor zwanzig Jahren war es noch das abscheulichste auf dem Planeten und jetzt soll es auf einmal ganz normal sein? Ich musste es damals unter allen Umständen geheim halten, damit bloß keiner erfährt das ich schwul bin. Das Wort durfte ich noch nicht einmal in den Mund nehmen so schlimm war es! Und jetzt soll auf einmal alles viel besser sein? Jetzt, wo ich so viele Zeit auf diesem Planeten verbracht habe, ohne einen Menschen, den ich wirklich aufrichtig leiben konnte, jetzt ist es normal?" Fragte ich sie, während mir die Tränen über die Wange liefen. 

"Mathew, es tut uns leid!" Mein Vater war aufgestanden und hatte versucht mich zu umarmen, aber ich schubste ihn von mir weg. "Halt dich fern von mir! Halt dich fern von meinem Haus und nimm diese Hure, die du meine Mutter nennst, gleich mit!" Schrie ich ihn an und ging dann in Richtung des Gartens. "Entschuldigt mich bitte, ich muss ein dringendes Telefonat führen!  

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt