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"Mat?" Der Hörer des Telefons, auf dem ich angerufen hatte, wurde abgenommen und ich hört Jims Engelsgleiche Stimme durch den Lautsprecher meines Handys. "Mat? Alles ok?" Fragte er nochmal, und diesmal versuchte ich wirklich etwas zu sagen, aber das einzige, das aus meinem Mund kam war ein Schluchzen. "Mat? Was ist denn los?" Er hörte sich besorg an, aber ich hatte eigentlich richtig gute Nachrichten für ihn! 

"Ich liebe dich Jim!" Mehr brachte ich nicht hervor, weil mir die Tränen der Erleichterung über die Wangen liefen und ich nichts tun konnte, als sie zuzulassen. Fast zwanzig Jahre hatte es gedauert bis ich das wirklich Ernst sagen konnte. So viel Traurigkeit, so viele Probleme, so viele Tränen und so viele Kämpfe hatte es gebraucht, bis ich endlich der Person, die ich am meisten liebte, genau das aus ganzem Herzen sagen konnte.

"Mathew, ich weiß das du mich liebst, du hast es mir doch schon oft gesagt! Aber warum rufst du mich nur deswegen an? Ich meine, du weißt doch das ich gerade in der Arbeit bin?" Fragte er mich. "Ja, weiß ich, kannst du einfach schnell mit Nathan vorbeischauen? Es ist was unglaublich Tolles passiert und ich will dich einfach nur so schnell wie möglich sehen!" Erklärte ich ihm kurz. Ob es jetzt so toll war das ich meine Eltern aus meinem Haus hinausgeworfen hatte, oder dass ich sie angeschrien hatte, meine Kinder jetzt wussten, dass ich schwul war, oder sie mich so in Rage gesehen hatten? 

Nein, natürlich nicht besonders. Aber es war wundervoll für Jim und mich. Denn wenn meine Eltern mich jetzt endlich so akzeptieren wie ich bin, kann ich endlich die Beziehung führen, die ich schon immer haben wollte. Ich konnte endlich richtig glücklich werden! "Klar, ich komme so schnell ich kann, wenn es wirklich so toll ist, aber wehe, wenn nicht, ich verspreche dir, ich drehe dir deinen Hals um!" Lachte er in den Hörer und legte den auf.

Als ich das Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden ließ, fühlte ich mich unglaublich gut, so gut wie schon lange nicht mehr. Vielleicht sogar besser als bei der Geburt meines Sohnes. Obwohl das jetzt ziemlich gemein war, aber ich hatte so ein Gefühl noch nie verspürt. Ich war glücklich, Jim würde glücklich sein, meine Kinder waren glücklich und Andrea konnte sich endlich einen Mann suchen, der sie wirklich liebte und musste nicht mehr nur mit mir zusammen sein. Das war ein Gewinn auf ganzer Linie und ich hätte es mir in meinen kühnsten Träumen nicht so ausmalen können.

Mein Puls raste immer noch, oder zumindest kam es mir so vor, als ich gerade wieder nach drinnen gehen wollte. Es hatte angefangen zu regnen und der Garten war nass und die Erde durchweicht. Normalerweise passte sich das Wetter immer einigermaßen meiner Lauen an, aber heute war das nicht so. Ich bräuchte strahlenden Sonnenschein und Vöglein, die irgendwelche Lieder zwitscherten. Keinen strömenden Regen. Aber man konnte ja nicht alles haben, oder?

"Wie geht es dir Dad?" Mein Engel kam zu mir nach draußen. Nachdem ich beinahe eine halbe Stunde einfach nur dagestanden und über die Brüstung der Terrasse in den Garten geschaut hatte, hatte ich beschlossen, mich zurück auf die kleine Bank zu setzen. "Gut, ich denke sogar besser als jemals zuvor!" Antwortete ich und sie ließ sich neben mich fallen. "Das kam gerade ziemlich überraschend. Was machen Mom und du jetzt?" Wollte sie mit großen Augen wissen. 

"Ach meine Kleine, dass wird alles wieder. Keine Sorge, du wirst uns beide oft und lange genug sehen!" Antwortete ich ihr. "Komm, wir gehen wieder nach drinnen. Du erkältest dich sonst noch!" Ermahnte ich sie, denn sie hatte nichts als einen dünnen Schlafanzug an. "Ja Dad." Sie nahm meine Hand und ging mit mir nach drinnen, wo sich unsere Wege trennten, und sie sich mit der Ausrede, ihre Mutter dachte sie wäre schon im Bett, nach oben verabschiedete, während ich mich auf die Couch legte um vielleicht auch ein bisschen Schlaf zu bekommen.   

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt