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"Ich werde mich niemals daran gewöhnen." Jim schaute sich den Goldenen Ring an seinem Finger noch einmal an. "Komm, es sind erst zwei Wochen!" Ermutigte ich ihn, aber er schaute mich nur an, als würde er mir gleich an die Gurgel springen. "Erst zwei Wochen? Ich musste sie heiraten! Weil das Universum es ja so gut mit mir meint und dieser behinderte Bundesstaat sich denkt, dass ein Schwules Pärchen was Schlechtes ist!" Er schrie beinahe und in seinen Augen hatten sich, wie in den letzten Tagen so oft, Tränen gebildet. "Und du sitzt die ganze Zeit nur da und denkst für dich selbst, anstatt das du mir helfen würdest!" Beschwerte er sich und ließ den Kopf hängen. "Hey, Jimi!" Langsam stand ich von meinem Stuhl auf, ging um den Tisch herum und hob ihn von seinem Stuhl hoch.

"ich liebe dich mein kleiner! Und das hat sich nicht geändert! Ich möchte doch weiterhin mit dir zusammen sein!" Langsam küsste ich seine trockenen Lippen und er erwiderte den Kuss stürmisch. "Ich finde es nur so ungerecht! Ich wollte dich heiraten! Nicht dieses dumme Mädchen!" Er ballte die Hand zu einer Faust und drückte sein Gesicht gegen meine Schulter, während ich ihn die Treppe nach oben trug. 

Wir hatten gerade Semesterferien und waren deshalb wieder bei Jim zu Hause. Andrea und Candace hatten sich Urlaub gebucht, um die Hochzeit zu feiern. Ich glaubte aber mehr daran, dass sie sich einfach nicht vor unseren Augen betrinken wollten. Die Kinder waren derweil bei ihren Großeltern untergebracht, welche wiederum dachten, Jim und ich wären mitgefahren.

Wir waren praktisch dazu gezwungen gewesen, zu heiraten. Bis zum Schluss hatte ich es für einen schrecklichen Albtraum gehalten. Immerhin konnte man doch nicht einfach Liebe verbieten, oder? Naja, der amerikanische Staat konnte es und wenn Candace nicht Jim und Andrea nicht mich geheiratet hätte, säßen Jim und ich jetzt für jeweils mehr als zehn Jahre im Gefängnis. 

Das konnten wir uns schon daher nicht leisten, da wir Väter waren und auf unsere Kinder aufpassen und sowohl für sie als auch für Candace und Andrea sorgen mussten. Es war mit dem Untergang einer Welt gleichzusetzen. Wir waren verheiratet und unsere Eltern wussten das. Jims Eltern redeten sogar nur deswegen wieder mit ihm.

Aber alleine der Gedanke daran, mit Andrea und nicht mit Jim verheiratet zu sein, fühlte sich für mich persönlich verdammt falsch an. Ich wollte das wir beide uns für immer an einander banden. "Du solltest nicht so böse zu Candace sein, sie rettet dir den Arsch, im wahrsten Sinn des Wortes!" Ich ließ mich mit ihm auf dem Arm rückwärts auf das Bett fallen und betrachtete das wunderschöne Gesicht meiner Affäre. 

Denn genau das hatten wir jetzt. Eine Affäre. "Ich weiß. Aber es tut so schrecklich weh. Ich verrate dich, meine Überzeugungen, mich und am Ende ist es sowieso alles egal, weil es niemanden auf dieser verdammten Welt interessiert." Antwortete er, während er sich ganz nahe an mich kuschelte.

"Mich interessiert es. Wir können doch weitermachen, immerhin haben wir doch jetzt geheiratet, alles ok, oder etwa nicht?" Fragte ich ihn. Ich verstand nicht wirklich was sein Problem war. "Wie willst du diese verdammt Lüge aufrechterhalten? Alleine schon die Kinder werden es irgendwann unseren Eltern erzählen, weil Kinder einfach über alles reden!" befürchtete er und wieder rollte eine Träne über seine Wange. 

"Jimi, wir bekommen das irgendwie hin! Alles wird gut! Keine Sorge. Bitte, ich will dich nicht verlieren. Wir haben doch schon viel durchgemacht! Das schaffen wir jetzt auch noch!" Ermutigte ich ihn, und er kuschelte sich an mich. "Hoffentlich hast du Recht, ich will mich nicht den ganzen Rest meines Lebens verstecken müssen!". 

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt