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Jim war jetzt schon etwas länger weg, als ich mir eigentlich gedacht hatte und während ich beinahe zwei Stunden auf ihn gewartet hatte, hatte ich diese schrecklichen Filme in Dauerschleife gesehen und Jims Cola Vorrat vernichtet. Gerade als ich eine neue Flasche aufmachen wollte, hörte ich das Geräusch, dass jemand einen Schlüssel im Schloss umdrehte und sprintete so schnell ich konnte zur Haustüre. Nur Jim und ich hatten einen Schlüssel und sonst wusste nur Andrea unter welchem Blumenkasten er lag. Und da Andrea heute mit ihren Eltern bei ihren Großeltern eingeladen war und das immer bis spät in die Nacht dauerte konnte es nur Jim sein.

"Wie ist es... Heilige Scheiße!" ich nahm Jims Gesicht zwischen meine Hände und beäugte ihn von allen Seiten. Er sah wirklich schrecklich aus! Aus seiner Nase lief Blut, dass schon angetrocknet war, er hatte ein blaues Auge, dass mehr schwarz aussah und sowohl am Kinn als auch in der Augenbraue einen Riss. Auch seine Lippen waren beide Aufgeplatzt und wund. Es musste ziemlich, ziemlich weh tun, denn als ich sein Auge berührte, zuckte er weg und Tränen schossen ihm in die Augen. 

Erst als er meine Hände wegschlagen wollte, sah ich, dass seine Hände aussahen als hätte er ein Schwein ausgenommen. Das Blut war bis über seine Unterarme gelaufen und hatte auch seinen Pulli durchtränkt. Als ich das Licht im Gang anmachte, um Jim beim Jacke ausziehen zu helfen, sah ich, dass auch an seinem Kinn und unter seinem Hals drei Blutspuren bis in seinen Pulli hineinliefen.

"Komm Jimi, wir sollten dich waschen." ich hob ihn auf der Stelle hoch und trug ihn in das Badezimmer, dass direkt an sein Zimmer angrenzte. Bis gerade hatte er noch nichts gesagt, aber er schien nicht nur im Gesicht, sondern auch im Brustkorb unglaubliche Schmerzen zu haben, denn er zog immer wieder scharf die Luft ein. Trotzdem drückte er sich an mich und ich spürte, wie die Tränen über meine Schulter nach unten tropften. Gott, er war wirklich tapfer, wenn er bis gerade nicht geweint hatte!

Im Bad setzte ich ihn auf den Stuhl, von dem ich vorher noch alle Klamotten, die auf ihm lagen auf den Boden warf, und zog ihm zuerst die Jacke, dann den Pulli aus. Jetzt saß er Oberkörperfrei vor mir und ich konnte sehen wie sich auf seiner Brust und auch in der Bauchgegend dicke Blutergüsse gebildet hatten. "Jimi, war hat dir das angetan?" natürlich wusste ich es, aber ich wollte den Namen dieses Typen wissen, damit ich mich an dem Arschloch rächen konnte. Selbstjustiz war keine Lösung, aber wenn er Jim so weh tat, dann sollte er dafür bezahlen. "Lass gut sein Mat." Jim atmete nur sehr flach, und verzog jedes Mal sein Gesicht als hätte er beim Atmen Schmerzen.

"Nein, Jimi! Jemand der dir so wehtut, der darf einfach nicht ungeschoren davonkommen!" ich drückte auf seine Rippen, die sich zum Glück nicht bewegten, oder sonstiges. Wahrscheinlich waren sie nur geprellt. Aber Jim gab einen Schmerzensschrei von sich, der mir das Blut in den Andern gefrieren ließ. "Es tut mir leid Jimi!" ich küsste ihn sanft auf die Stirn, der einzige Ort, an dem er keine üble Verletzung hatte. "Schon gut!" er versuchte, sich ein bisschen auf dem Stuhl zu bewegen, aber alle seine Kräfte hatten ihn verlassen, sodass er einfach nur nach hinten fiel und die Luft scharf einsog. 

"Fuck!" Tränen schossen ihm wieder in die Augen und bald tropften sie von seinen Wangen herunter und vermischten sich auf halbem Weg mit dem Blut, das überall in seinem Gesicht klebte. "Komm, ich mach dich sauber. Blutest du auch an den Füßen oder so?" wollte ich wissen, während ich warmes Wasser in das Waschbecken einließ. "Nein, aber ich glaube, dass dieses Kind das letzte sein wird das ich habe, denn der Typ hat mich kastriert oder so." antwortete Jim mir und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Wenigstens konnte er der Sache noch etwas Lustiges abgewinnen. Es konnte gar nicht so schlimm gelaufen sein!  

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt