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Ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Jim war so wichtig für mich geworden, ich konnte es mir gar nicht mehr ohne ihn vorstellen. Und er fehlte mir so verdammt sehr, dabei hatte ich keine Ahnung, wie ich das wieder in Ordnung bringen konnte. "Du solltest es nicht erzwingen, vielleicht braucht er einfach noch ein bisschen Zeit?" fragte sich Andrea, aber ich glaubte nicht, dass es so war. 

Jim liebte mich genauso sehr wie ich ihn liebte und auch er musste darunter leiden, dass er diesen Schritt gegangen war. In seinem inneren wartete er nur darauf, dass ich zu ihm zurückgekrochen komme. "Nein, Jim braucht keine Zeit, glaub mir." antwortete ich ihr. "Warum nicht? Vielleicht ist ihm das auch alles zu viel geworden, immerhin muss er schon ziemlich viel Stress haben. Und er hat auch die gleiche Scheiße durchgemacht wie du."

"Sei nicht so uneinsichtig. Du musst dich auf jeden Fall entschuldigen!" sagte Andrea in einem strengen Ton zu mir. "Warum denn? Ich weiß ja noch nicht einmal was ich falsch gemacht habe!" verteidigte ich mich und sie schaute mich nur fassungslos an. "Du hast keinen Weg gesucht, mit ihm zusammen zu sein, auch wenn deine Eltern es verboten haben! Du hast ihn nicht vor deinen beiden Vollidiotenfreunden beschützt, obwohl das genau deine Aufgabe als Freund wäre. Du hast seine Probleme nicht wahrgenommen. Und vor allem hast du ihn vor deinen blöden Freunden verleugnet. Warum hast du nicht einfach zu ihm stehen können, wenn sie doch sowieso wissen das du schwul bist? Mathew, Jim ist in dieser Situation nicht das Problem!" Andrea schrie mich beinahe an und wurde immer wütender.

"Jim fühlt sich wahrscheinlich hundeelend, aber er muss auch noch mit Candace und dem Baby klarkommen. Er kann sich nicht mit Essen und einer Freundin im Bett verkriechen und sich die Augen aus dem Kopf heulen, er muss einfach stark sein und das alles alleine durchstehen, weil er sich keinem Menschen außer dir und Noah anvertrauen kann. Verdammt Mathew, du tust ihm immer noch weh und je länger du mit deiner blöden Entschuldigung wartest, desto länger wird es dauern, bis er dir wirklich verzeihen hat!" sie setzte sich auf mein Bett und atmete einmal tief durch. 

"Bitte Mathew, beeil dich ein bisschen mit dieser blöden Entschuldigung, nur damit es deinem Baby wieder gutgeht und du ihn unterstützen kannst, er braucht dich!" ich stand einfach nur da und wusste nicht mehr was ich sagen sollte.

"Denkst du wirklich?" das war dumm. Sie hatte mir gerade alles gesagt was sie im Moment über Jim wusste, und ich fragte so eine dumme Sache. Aber ich hatte auch noch nie darüber nachgedacht! Wie war ich nur niemals auf die Idee gekommen das es nicht nur mir damit Scheiße ging? Warum hatte ich so selbstsüchtig gedacht? Wie konnte ich nur so ignorant sein? Ich musste mich an meinem Fensterbrett festhalten, um nicht umzufallen. "Ja Mathew, dass denke ich. Sei nicht so ein Idiot und tu ihm nicht noch mehr weh. Eine Entschuldigung tut dir doch nicht weh, oder?" sie zog die Augenbraue nach oben. 

"Nein, tut sie nicht." ich schaute aus dem Fenster in den Garten des Nachbarn. Vielleicht wusste ich ja doch das es Jim scheiße ging. Vielleicht hatte ich mich nur nicht entschuldigt, weil ich nicht wusste wie es danach weitergehen sollte. Was wollte ich tun? Ich hatte doch gar keinen Plan wie ich alles wieder auf die Reihe bekommen konnte. Das war mir alles viel zu viel. "Hey, wir kriegen das hin. Und wenn ich bis in dreißig Jahren deine Freundin spielen muss." Andrea streichelte beruhigend meinen Rücken. Sie war schon ein wundervoller Mensch. Ich hatte sie gar nicht verdient! Genauso wenig wie ich Jim verdient hatte.  

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt