ASSASINATION CLASSROOM

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Wäre es doch nur bei der Vergewaltigung geblieben.

Nein, der "Liebste" stellte sich nicht nur als Lüstling heraus, sondern auch als ein, an Dämonen glaubender Psychopath.
Karma sah nicht hin, während die Typen anfingen den bewegungslosen Körper aufzuschlitzen, ausbluten ließen und dabei irgendwelche Formeln auf lateinisch (vermutlich) murmelten. Sie warfen die Leiche schließlich weg, tranken jeder einen Schluck des Blutes und zogen lachend weiter.

"Der Liebste des Mädchens und seine Kameraden, gehörten zu einer Gruppe, die dafür bekannt war, junge Frauen, auf grausame Weise umzubringen.
Soweit ich weiß, wurden noch 10 weitere in dieser Nacht ermordet.
Das Blut haben sie getrunken um zu demonstrieren, dass das Leben der Mädchen, wortwörtlich von ihnen ausgesaugt wurde."

"Verstehe."

Widerlich.
Ohne jedliche Vorwarnung, veränderte sich die Szene plötzlich. Aus den Gassen wurde ein großes, helles und sauberes Zimmer, indem sich eine Frau befand, offensichtlich tot.
Der Mann, der neben ihrem Körper saß und weinte, als gäbe es keinen Morgen, sah aus wie die ältere Version des wahnsinnigen Mörders.

"Lass mich raten: Als Rache für den Verrat, hat das Mädchen seine ganze Familie einen nach dem anderen ausgelöscht."

"Nein, nicht ganz. Die Person hier vor uns, ist sein Ururururenkel. Der eigentliche Mann ist schon längst mitsamt seiner ganzen Familie zerfetzt worden - bis auf die Tochter, die die Verlobte damals noch zur Welt gebracht hat. Diese hat daraufhin erneut eine Familie gegründet, welche ebenfalls von Iruga auf grausame Weise umgebracht wurde. Unsere Erschafferin hatte es sich nach ihrer Verwandlung wohl zum Spaß gemacht zu warten bis eine Familie gegründet wurde, nur um sie danach auslöschen zu können. Die Dame dort am Boden, ist laut den Geschichten die Ehefrau des Mannes dort und hat eben erst ein Kind zur Welt gebracht, welches aber schon im nächsten Waisenhaus ist. Seine Frau hätte ehe nicht lange leben können, schwach wie sie war, deshalb nahm sie sich kurz darauf das Leben. Und unser armes, unschuldiges Opferlamm, wartet hier nun ganz brav und mit gebrochenem Herzen, auf Iruga, um dem Schiksal der Familie gerecht zu werden."

Und tatsächlich, schon krachte die Tür auf und das verliebte Mädchen (welches noch genau die gleiche Kleidung trug wie damals, vor guten 400/500 Jahren) kam hinein gestürzt, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen, welches allerdings verschwand nachdem sie sah, dass die Frau bereits tot war. Bevor Karma wieder irgendwelche verstörende Szenen sehen, vor Wut und Ekel (auf sich selbst. Warum fand er das bloß gerecht?!) durchdrehen konnte, änderte sich das Bild erneut und sie waren im Waisenhaus.
Schäbig, schmutzig, voller zerbrochener Träume.

"Das Mädchen da Nagisa, bist das du?"

"Meine Mutter. Und die Person die da gerade zusammen mit ihr den Boden wischt", die blau Haarige deutete auf das magere Stück Haut und Knochen, "ist der zukünftige Dämonenkönig. Und der letzte Überlebende vom Verräter, nebenbei. Iruga, die damals schon ihr eigenes Königreich aufgebaut hatte, beschloss zu dieser Zeit ihr Spiel zu Ende zu bringen, jedoch konnte der Junge, durch die Hilfe meiner Mutter, fliehen, Iruga überlisten und schließlich zur Strecke bringen. Eigentlich galt es nun, dass ihr Königreich ihm gehören sollte, aber die Vampire waren immer noch an Iruga's Regeln gebunden-"

"Die besagt, dass nur weibliche Wesen auf den Thron dürfen?"

"Richtig. Also wurde meine Mutter mit 17 Jahren Königin, Vampirin und dadurch für immer von ihrem Kindheitsfreund getrennt, da dieser nunmal ein Verräter war."

Das Bild veränderte sich ein drittes Mal, diesmal wurden zwei Personen auf einer Bank gezeigt, welche Hand in Hand mit einander lachten und einfach glücklich waren.
Nagisa's Gesicht wurde trüb.

"Meine Mutter hat es wohl sehr mitgenommen, plötzlich all das zu haben was ihr immer verwehrt gewesen war: Liebe, Zuneigung. Du weißt ja, Vampire können ihre Beute beliebig manipulieren oder sie zu Haustieren machen."

Natürlich wusste er das, wunderte sich, wo sein Messer hin war. Warum machte ihn das nicht panisch?

"Ganz berauscht von dieser 'Liebe', hat sie sich gleich ganz viele Haustiere beschafft. Und so bin ich dann irgendwie zur Welt gekommen, genau so wie mein Halbbruder Kayano. Nicht gewollt natürlich. Kurz nach Kayano's Geburt hat meine Mutter - aber ich schweife vom Thema ab. Du weißt nun, warum nur Mädchen auf den Thron dürfen, Karma. Lass uns zurück gehen, sonst wirst du nicht rechtzeitig Nachhause kommen."

Schon wieder griff die blau Haarige nach seinem Arm und zog ihn weg von den Personen auf der Bank, hindurch durch die unsichtbare Tür und die Treppe hinauf. Er schwieg, ließ sich führen, versuchte, mit dem Wissen klar zu kommen.

Rio wartete neben Isogai am Tor vom Unterland, sie beide trugen Laternen. Er wurde hier ja richtig eskortiert.
Egal, vielleicht konnte er den braun Haarigen auf dem Weg etwas ärgern - sich dabei abzulenken. Aber zuvor:

"Nagisa, wann wirst du los reisen?"

"In einer knappen Woche, der Weg ist recht weit und gewöhnliche Fahrzeuge sind verboten."

"Dann lass mich bis dahin wiederkommen. Es war unterhaltsam heute."

Unterhaltsam? Ich will brechen.
Nagisa verbeugte sich leicht, nahm seine Gedanken sofort in Beschlagnahm.

"Wie du wünschst. Ich werde dir um neun einen Wegweiser schicken, wenn es dir recht ist."

Wurde sie gerade rot?
So niedlich...
Grinsend tätschelte er dem Mädchen vor sich den Kopf, ehe er den beiden Vampiren aus dem Tor hinaus folgte.

Der Rückweg wurde nicht halb so lustig wie Karma es sich erhofft hatte.
Zwar hatte er dem Jungen ein Messer an die Kehle gehalten (eine Geste, die er sich wohl für's erste entweder abgewöhnen, oder verstärken sollte.), dieser, hatte ihn aber daraufhin nur höflich und mit einem Lächeln darum gebeten, es wieder herunter zu nehmen, weil sie sonst nicht weiter gehen konnten.
Und da nicht einmal Gakkushu Zuhause war, hatte der rot Haarige nichtmal wen, dem er von seinem Ausflug erzählen konnte...

"Karma, richtig? Wir sind angekommen."

Behutsam stellte Isogai die Laterne vor der Mauer ab und wandte sich ihm zu. "Karma? Alles in Ordnung?"

Ja, da wäre nichts, als ein leer stehendes Haus, gerade mal vertraut genug, um sich wohl drinnen zu fühlen. Er lächelte, verspottete die falsche Freundlichkeit im Blick des anderen.

"Vampir, beschreib Nagisa mal in drei einfachen Worten, schaffst du das?"

Ein scharfer Wind durchfuhr den rot Haarigen plötzlich, aber es war zu spät, um sein Messer zu ziehen.

"In drei Worten? Viel zu wenig, um jemanden wie sie zu beschreiben, Mensch. Sie ist herzlos. Sie hasst süßes. Sie langweilt sich oft. Sie mag Blumen, aber kann Blätter nicht leiden. Und das wichtigste-"

"Nagisa ist Loyal. Deshalb wird sie dich wohl nicht töten. Dein Glück!"

Noch immer lächelnd, zog der braun Haarige die blonde Vampirin von Karma runter, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und verschwand zusammen mit seiner fluchenden Begleitung im Wald.
Benommen stand Karma auf, kletterte über die Mauer und legte sich ins kühle Gras, vollkommen überhitzt vom unerwarteten Adrenalinschub.
Was zur Hölle war nur los mit ihm? War er lebensmüde?
Er seufzte, schloss die Augen.

"...Loyal also, wie?"