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Im Endeffekt, stoppte er kurz vor ihrem Herzen. Drehte sich dann zu Nagisa um, welche seinen Arm in letzter Sekunde festgehalten, hochgezogen hatte. Sie zitterte, sah ihn nicht an.
"Bitte... nicht."
Sie hätte ihn wegzerren können, ihn gar nicht erst loslassen müssen. Sie sollte ihm Eine verpassen. Sein Blut gegen seinen Willen trinken, zumindest drohen es zu tun, ihm endlich den Kraftunterschied zeigen. Er hätte es längst getan, wären ihre Positionen vertauscht gewesen. Hätte sich selbst gepackt, zu Boden gezerrt und mit ruhiger Stimme vor den Konsequenzen gewarnt, sollte es je nochmals zu sowas kommen.
Nagisa murmelte eine Entschuldigung nach der anderen, traute sich aber nicht, seinen Arm loszulassen. Es war nicht er selbst, vor dem sie sich fürchtete, begriff er, als er langsam seine Hand öffnete, das Messer fallen ließ. Es war die Beziehung zu ihm, um die sie fürchtete. Sie hatte Angst, er würde sie hassen, wenn er nicht bekam was er wollte, eingeengt wurde.

"Deswegen werde ich immer besser sein als du! Weil ich weiß wann man aufhört!"

"Tut mir leid."
Rió setzte sich auf, langsam, zitternd. Aber grinsend, als hätte sie die ganze Zeit über geahnt, dass er eh nicht mehr zum Ende kommen würde. Die aufkommende Lust, sie eines besseren zu belehren, unterdrückend, ließ er sich langsam zurück führen, bemühte sich keine überflüssigen Bewegungen zu machen, wollte die blau Haarige nicht noch mehr verstören. Es lohnte sich eh nicht mehr, redete er sich ein, verlor langsam sein Interesse.
"Wir sollten Schlafen. Isogai, du wirst Wache halten. Du wirst Rió nicht lebensgefährlich verletzten und uns wecken, wenn jemand hochkommt."

Nagisa ließ ihn nicht auf seinen ursprünglichen Schlafplatz, hielt ihn auch jetzt noch fest.
Wie sie wohl gerade reagiert hätte, wenn er ihr befohlen hätte loszulassen?
"B-bleib."
Und wenn er nein sagen würde? Er nickte, lachte über ihr rotes Gesicht.
Wenn dass die einzigen Konsequenzen waren, die aus seinem Tamtam entstanden, würde er nie aufhören können (wollen).
Der Rotblonde schnalzte mit der Zunge, wandte sich von ihnen ab. Waren seine Wangen etwa auch rot? Allerdings vergaß er seinen Bruder gleich darauf schon wieder, wurde zu sehr vom süßen Duft des Mädchens neben ihm abgelenkt. Seit wann roch sie so gut? Oder hatte der merkwürdige Lehrer nur eine der Chemikalien hier im Raum, zerbrochen? "Karma?"
Zwar hielt sie ihn immer noch fest, (sie würde wahrscheinlich selbst im Tiefschlaf nicht loslassen. Schließlich war sie naiv, nicht bescheuert.) aber er Selbst hatte nach ihrer Schulter gegriffen, sie zu sich hingedreht. Er wollte sie küssen. Wollte sie vor allen hier küssen, sich die Reaktion ansehen. Gab es wirklich keine Möglichkeit, diesen König doch nicht zu heiraten, oder würde sonst ewiger Krieg ausbrechen? Im Unterricht wurde es bestimmt mal erwähnt, ebenso beiläufig, wie er zugehört hatte. Und selbst wenn sie heiraten musste, konnte sie danach nicht einfach wieder zurück ins Unterland und dort weiter mit ihm Schach spielen? "Karma?" Es musste nicht mal Schach sein. Könnte er sie nicht theoretisch mit zu sich Nachhause bringen? Sicher, Mr Asano würde ihn umbringen, aber dass würde er momentan so oder so. Wenn es um Miete ging, gäbe es für die blau Haarige dort keine Grenzen, solange sie lebte. Und seine Mutter... Er könnte ihr die Wahrheit sagen. Sie würde nichts dagegen haben, (Lebensmüdigkeit floss nun mal, in den Adern seiner Familie) wäre wahrscheinlich froh darüber, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihren Sohn von lebensmüden Aktionen abhielt, OHNE ihn zu verprügeln. Gakkushú würde keine andere Wahl haben, als den Umstand zu akzeptieren, mittlerweile schuldete er Nagisa bereits zu viel, um daran zu denken, sie auszuschalten.
Generell, jetzt, da die Schulden abbezahlt waren, er die letzte Klasse fast beendet hatte, könnten sie ausziehen. Er würde von den restlichen Diamanten in seinem Zimmer ein schönes, neues Haus, irgendwo, weit weg von diesem verfluchten Dorf kaufen, Nagisa mitnehmen. "Karma!" Er erwachte aus seiner Trance, als sein Kopf den harten Teppich traf, blickte verwirrt zu Nagisa hoch. Wann hatte sie sich denn auf ihn geworfen? Wollte sie sein Blut trinken?
"Was ist los, Nagisa?"

"Dasselbe könnte ich fragen. Was ist hier los, Akabane-kun?"

Im nu gefror in ihm alles Blut, er konnte deutlich spüren, wie sein Herz einen Schlag aussetzte.
Sofort rapelte er sich auf, (schaffte es irgendwie, Nagisa dabei nicht allzu grob von sich runter zu stoßen) setzte sich gerade hin, sah zur Person, die gesprochen hatte. "Mr Asano?" Dabei dachte er, er könnte noch eine Weile in Ruhe seinen Spaß haben. Aber es wunderte ihn nicht mal, dass dieser Mann hier bei ihnen war, in einer anderen Dimension, die er selbst gerade erst kennen gelernt hatte. Zitterte er? Der Drang, aufzuspringen und sich so schnell es ging zu erklären, (Er hatte immer noch das Blut auf diesem goldenen Schwert vor Augen, als der Rotblonde vor ihm, all diese Vampire, oder Kinder, die zu Vampiren geworden waren, abgeschlachtet, die Schule damit gerettet hatte.) wurde von Gakkushús Lachen unterbrochen. Rió, die neben ihm gesessen hatte, zuckte zusammen, wirkte geschockt. Er lachte laut und humorlos, als würde er seine Maske nicht mehr recht halten können, zusammen brechen; es aber auch nicht wirklich weiter in Frage stellen.

"Reg dich ab, Straßenköter. Das dort ist bloß die Kopie dieser Welt. Gerade gut genug um mir die Laune zu verderben."

ASSASINATION CLASSROOMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt