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Sie sah nicht hin als sich die Brüder umarmten (sich gegenseitig erwürgten?), fragte sich noch immer, wie die Beiden zur selben Familie gehören konnten, und trotzdem so unterschiedliches Blut hatten.

Bei Vampiren war die Blutgruppe des Opfers irrelevant, ohnehin schmeckte kein Mensch wie der Andere. Aber Familienmitglieder verströmten dennoch einen ähnlichen Geruch, sei es auch nur die Spur einer Gemeinsamkeit.

Dennoch konnte das Blut nicht unterschiedlicher sein, das in den Adern vom rotblonden Jungen floss, so süß, dass es ihre Sinne vernebelte, ihr schlecht wurde.
Nagisa hatte den Geruch von süßem Blut, das als wahre Rarität galt und früher sofort der Königin gebracht wurde, noch nie vertragen.

Nicht mal der Geruch von ihren Dienern war im Sommer zu ertragen gewesen - ja nicht mal ihren eigenen, scheußlich süßen Duft konnte sie aushalten, und das seit Kindheit an.
Natürlich stimmte alles was sie Karma damals erzählt hatte, ihre Kraft war nun mal sehr spät erwacht, zu ihrem Schutz (eben weil ihr Geruch so süß war. Königliche Vampire neigten dazu, auch von anderen Vampiren das Blut zu trinken wenn es Ihnen gefiel. Laut ihrer Geschichte, sollte die erste Königin, Iruga, extra ein Kind geboren haben, nur um dann von ihm zu trinken bis es starb. Iruga sollte hunderte von Kindern gehabt haben, keines war mehr am Leben. Falls doch, und wenn der Vater ebenfalls ein Vampir war, dann sollte das Blut des Kindes, in etwa doppelt so süß sein, wie ihr eigenes. Königliches Blut galt als das aller reinste. Selbst als Halbblut, war sie noch immer das begehrenswerteste Wesen von ganz Unterland.) wurde sie von anderen Vampiren isoliert.

Doch das änderte nichts daran, dass sich ihr eigener Geruch, damals nur noch lediglich mal vermischt mit dem ihres Bruders) der als Junge zwar etwas weniger süß roch, aber immer noch ein Mitglied der königlichen Familie war), sich wie eine hinterlistige Schlange immer weiter um sie schlang, langsam und grausam erstickte. Sie hatte sich Gedanken gemacht.

Gedanken darüber, dass, wenn sie erst Königin war, sich ihr eigener Geruch nur verschlimmern, ihr endgültig den Verstand rauben würde.
Sie war also ausgebrochen, hatte sich damit angefreundet lieber für immer aus ihrer Heimat zu verschwinden, als sich noch eine Sekunde länger einsperren zu lassen.

Sie war durch den Wald gerannt wie eine Irre, berauscht von all den neuen, unbekannten Gerüchen. Dennoch blieb die Angst geschnappt zu werden. Wenn man Sie erkannte, würde man sie vor die Königin bringen.
Die blau Haarige hasste ihre Mutter nicht. Selbst eingesperrt und am Leben zu sein, war besser als miterleben zu müssen wie einem die eigene Mutter Stück für Stück das Leben aussaugte.
(Nur... vielleicht wäre es besser, wenn sie ein Junge gewesen wäre. Kayano schien ein wunderbares Leben zu haben, wurde zu nichts gezwungen, hatte keinerlei Probleme.)
Dennoch wollte sie sich gar nicht vorstellen was passieren würde, sollte man ihre Flucht bemerken.
Ihre Gedanken wurden von einem starken, überwältigenden Duft unterbrochen, ließ sie auf den Menschenpfad rennen, der Spur folgend.

Da hatte sich die Schicksalhafte Begegnung ereignet. Der Jäger, dessen Blut das bitterste war, dass sie je gerochen hatte, hatte ihr das Leben gerettet, ihr Versprochen mit auf Reisen zu gehen, wenn sie ihm nur einen kleinen Gefallen tat. Ihren Lebensretter, dessen Geruch dazu noch all das widerlich süße Blut der Vampire und Menschen mühelos überdeckte, bei sich als Begleiter zu haben, nur gegen ein paar Diamanten?
Nur ein vollkommener Idiot, würde dieses Angebot ablehnen.
Und dann... und dann hatte er ihr auch noch sein Blut gegeben, obwohl er hätte außer sich sein müssen, vor Zorn.

"Karma, lass mich los, du stinkst!"

"Du willst dass ich loslasse? Bring mich dazu!"

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