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"Und Schachmatt! Ich hab schon wieder gewonnen!"

Erneut stieß der rot Haarige die weiße Königsfigur seiner Gegnerin um, symbolisierte damit seinen Sieg.

"Ja, in diesem Spiel scheinst du wirklich unschlagbar zu sein."

Dieses, war jedoch auch das einzige Brettspiel, indem Karma die blau Haarige schlagen konnte, von japanischer, bis zur europäischen Kultur hin. Aber Nagisa war entweder zu gütig oder momentan zu fasziniert von der Tatsache auch mal gegen jemanden verlieren zu können, um dies anzumerken. Ja, ihre Augen schienen förmlich zu funkeln. "Nochmal."

"Du willst wirklich zehn Runden hintereinander ein und dasselbe Spiel spielen?"

"Ich wäre nicht die erste Person die das heute probiert hat, Karma."

Und da wären sie wieder.

"Schön, aber diesmal lass uns um etwas wetten."

Lass uns das schnell wieder vergessen, sagte der Blick der blau Haarigen, dennoch verließ lediglich ein "Einverstanden", ihre Lippen.

"Schön, wenn ich gewinne, hab ich einen Wunsch frei."

"Und wenn nicht?"

"Der Geschmack unserer Prinzessin ist etwas anders, als der von normalen Vampiren."
Karma grinste. Er war lebensmüde, kein Grund, noch daran zu zweifeln.

"Dann darfst du mein Blut trinken."

Er hätte ihr vielleicht nicht so ein Angebot machen sollen, denn das Wort Feuer und Flamme traf es bei ihrem plötzlich aufkommendem Ehrgeiz, nicht mal annähernd. Ein perfekter Zug nach dem anderem folgte, und einige Zeit dachte der rot Haarige wirklich, jetzt verloren zu haben.
Doch als die Fenster des Saales die ersten Sonnenstrahlen zeigten, Nagisa anfing zu gähnen, hatte er es schließlich geschafft sie in die Zwickmühle zu bringen.

"Schachmatt."

Auch über ihn fiel langsam die Müdigkeit her, er machte sich schon sorgen wie zum Teufel er zurück kommen sollte, ohne auf halben Weg einzuschlafen.

"Ich hab gewonnen Nagisa. Also hab ich einen Wunsch frei."

"Huh? Ja, dass hast du wohl - was wünscht du dir? Mehr Diamanten? Ich kann dir soviele geben wie du willst."

Die blau Haarige, schon ganz schläfrig, nahm sein Messer (nachdem sie zugegeben hatte, dass es ihr Angst machte zu wissen er könnte es jeden Moment gegen sie wenden (er konnte ganz schön wütend werden, wenn er verlor), hatte er es lachend auf den Tisch gelegt) und schnitt sich ohne mit der Wimper zu zucken in den Finger.

Ein funkelndes Juwel nach dem anderen landete vor Karma's Augen auf dem Schachbrett, riss so manche Kerben in das teuer aussehende Holz.
Die Regel, dass allein der Kontakt mit Silber tödlich war, galt wohl nur für Vampire einer niedrigen Generation, stellte der rot Haarige, welcher der Vampirin sofort das Messer aus der Hand gerissen hatte, erleichtert fest.

"Bist du verrückt? Lass das sein, mach es nie wieder!"

"...E-entschuldige, verstanden."

Nagisa  sah wieder aus wie damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte. So klein und hilflos, sie wäre nie und nimmer als eu Vampir durchgegangen. Wahrscheinlich hätte sich die blau Haarige sogar verbeugt, würde sie nicht schon sitzen, festgehalten werden.

"Aber... Was wünscht du dir dann? Ich hab mich ein halbes Jahr lang über euch Menschen schlau gemacht, und egal was ihr euch wünscht, mit Geld kann man es kaufen! Als Jäger wäre es fragwürdig, wenn du dir Unsterblichkeit wünschen würdest - also was willst du haben, wenn nicht Geld?"

Es stimmte zwar, aber das was Karma wollte, konnte er so wahrscheinlich nicht einfach kaufen - er war sich nicht einmal sicher, ob das was er wollte, wirklich das war, was er wollte! Er ließ sie los, beugte sich auf ihre Größe herunter, um ihr direkt in die Augen sehen zu können.
Sein Messer hinterm Rücken zuklappend, fing der rot Haarige schließlich an, langsam zu sprechen.

"Deine Reise zum Dämonen König. Lass mich dich dorthin begleiten, Nagisa."

~...~

Gakkushú schlief tief und fest, als Karma um die Mittagszeit zurück kam und anfing seine Sachen zusammen zu suchen.

Es war heute Sonntag, der 01. November, in einer Woche hätten sie zwei Wochen lang Semester Ferien. Vor zwei Tagen waren Mr. Asano und seine Mutter für 3 Wochen und sechs Tage (da ihre Flitterwochen aufgrund der Arbeit nicht gleich nach der Hochzeit stattfinden konnten, wurden sie nun doppelt so lange nachgeholt.) in den Urlaub geflogen.

In einer Woche und drei Tagen würde Nagisa zusammen mit ihm und zwei Wachen zum Dämonenkönig aufbrechen, was etwa drei Wochen dauern würde. Für ihn ca. fünf, da er nach der Hochzeit (an welcher er teilnahm, auf Einladung hin) anschließend noch mit einer Wache zurück reisen musste. Wenn alles glatt lief, sie sich beim Zurückreisen nur genug beeilten und Gakkushú mitspielte, würde seine Mutter nicht mal merken, dass er weg gewesen war.

Aber dafür musste er den Rotblonden erstmal überzeugen, die Klappe zu halten, was nur dann klappte, wenn er wach war.
Da Karma keine Ahnung hatte, wann seine Vorbildlichere Hälfte die Tabletten geschluckt hatte (er war echt mutig, das zu tun, obwohl sie im gleichen Zimmer lebten), legte er sich einfach hin.

Auch wenn sein Stiefbruder nicht mitspielte, für eine Woche in der Schule zu fehlen war beim 16 Jährigen nichts neues. Nur würde er seiner Mutter dann vielleicht Sorgen bereiten, das, wollte er so gut es ging vermeiden.

Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass er dort für immer und ewig als Haustier verweilen musste, aber hätte Nagisa das wirklich vorgehabt, wäre es wohl bereits geschehen.

"Versprich mir dass du, wenn ich die Schulden begleiche, du mich begleiten wirst, komme was wolle. Versprich es!"
"Ich verspreche es."

Komme was wolle, war genau die richtige Ausdrucksweise gewesen, dachte er sich noch, bis auch er vom Schlaf eingenommen wurde.
Es war ein tiefer, traumloser Schlaf, welcher zu seinem eigenen Leidwesen bis zum späten Abend andauerte.
Als er dann endlich aufwachte, war da niemand mehr im Zimmer, außer ihm und der weißen Katze, die aus irgendeinem Grund hier neben ihm auf seinem Bett lag. Er schob sie weg, stand auf.

Richtig, er musste noch mit Gakkushú reden.

Aber auch nachdem er und sein vorübergehender Begleiter das ganze Haus auf den Kopf gestellt hatten, vom Rotblonden keine Spur.
Sah ihm gar nicht ähnlich, an einem Sonntag so spät noch draußen zu sein, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.

Vielleicht war ja was mit seinen treusten Untergebenen geschehen, sodass er ihnen zu Hilfe geeilt war, oder irgendwas anderes, zweifellos heldenhaftes vollbrachte und nun auf dem Weg zurück war.
Auf jeden Fall nichts um was er sich Sorgen machen müsste.
Er machte sich auch keine Sorgen.
Gar keine.

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