"Warum zupfst du den Blumen die Blatter ab, Nagisa?"
Rió war schon immer von jemandem abhängig gewesen. Von ihren Eltern, als sie noch ein kleines Kind gewesen war, keine Kräfte hatte. Doch wurden ihre Eltern, durch einen Streit mit einem anderen Paar, ausgesaugt, leer vor ihren Augen zu Boden geschmissen.
"Weil ich nur die Blumen haben möchte. Man kann keinen Blumenkranz aus Blättern flechten. Komm Rió, hilf mir die Blumen von den Blättern zu trennen!"
Sie hatte seitdem auf den Straßen von Unterland gelebt, hungrig und durstig. Hatte den Haustieren ihre Leckereien abgenommen, großen wie kleinen. Hatte sich drum geprügelt, war nicht immer erfolgreich dabei. Manchmal, waren die Menschen heulend zu ihren Besitzern gelaufen, Schutz suchend. (Oder Vergeltung.) Oft war es den Vampiren egal gewesen - manchmal nicht.
"Aber, Aber, wer wird denn gleich?"
Der Mann hatte gelächelt, sie vorsichtig von seinem Haustier getrennt (der Junge hatte sich nicht Mal gewehrt! Sie hätte ohne weiteres eine richtige Mahlzeit bekommen können!), als wäre sie ein gefährliches Tier. Er hatte sie zu sich herein geladen, ihr Süßes angeboten. Sie wäre auch beinahe mitgegangen (liebend gern wäre sie damals mit diesem fetten Mann mitgegangen), hätten weiße Hände sie nicht von hinten ergriffen, sie zurück gezogen.
Sanft. Liebevoll."Zu schade. Aber meine Begleitung hier hat keine Lust, mit in deine perverse Welt zu kommen, Takaoka."
Die Hände hatten ihr die Sicht versperrt, sie konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, als er antwortete.
Er hatte wütend geklungen, war davon gegangen, der Junge mit gesenktem Kopf hinter ihm her. Als sie weg waren, hatte die Frau sie losgelassen, sich auf ihre Größe hinunter gebeugt."Du siehst mir aber ähnlich, Kleines. Fast, als wären wir Schwestern, nicht?"
Rió warf den erst besten Stein über den Berg, hörte es plätschern. Wütend warf sie den Nächsten, ging weiter.
Irina hatte sie an diesem Tag davor gerettet, das Spielzeug eines widerlichen Vampirs zu werden. Hatte sie aufgenommen, gefüttert, neu eingekleidet und dann im Palast der Prinzessin vorgestellt.
Nagisas Mutter war anfangs dagegen gewesen, dass sie blieb, aber irgendwie blieb sie sowieso. Sie wollte nicht bleiben, hatte die Vampirin angefleht, sie wieder mitzunehmen. Hatte ihre Meinung geändert, als sie das enttäuschte, abwertende Gesicht ihrer Retterin gesehen hatte.
Anfangs hatte die Blonde sie noch jeden Tag besucht, ihr den Kopf getätschelte, gemeint sie wäre ein großartiges, liebliches Mädchen. Hatte sie ausgefragt, zu gerne hatte sie alles erzählt.
Wie sie mit Nagisa und Kayano gespielt hatte, wie zerbrechlich die Beiden doch waren, wie vorsichtig sie sein musste, wie lecker das Essen geschmeckt hatte.Irina hatte bloß weiter gelächelt, zufrieden genickt.
Die Besuche von ihr wurden mit der Zeit weniger, aber dass hatte sie nicht weiter gestört, schließlich machte es Spaß, Zeit mit Nagisa zu verbringen.Doch eines Tages kam die Nachricht, dass Irina, Vampirin erster Generation, Ursprung unbekannt, von einem Mensch exekutiert wurde.
Es gab eine kurze Beerdigung. Die Königin selbst sprach einen Segen, ließ das, was von ihr übrig war, vergraben.
Rió hatte geglaubt, sie sei tot. Die Diamanten im Wald waren eindeutig ihre gewesen, hatte der Suchtrupp bestätigt.Sie war so wütend an diesen Tagen gewesen, hatte Hunger und Gefühle verwechselt. Nicht gemerkt, wie süß Nagisa auf einmal roch, wie oft sie sie angesehen hatte wie eine Malzeit.
Am Tag als sie ihre Kräfte erhielt, war es am Schlimmsten.
Es war das erste Mal, dass sie solchen Hunger verspürt, die blau Haarige fast angefallen hatte.Einer der älteren Vampire (war es Terasaka gewesen?) hatte sie raus gebracht, zusammengeschlagen. Es erfüllte seinen Zweck, sie wurde wieder klar im Kopf, realisierte, was sie fast zugelassen hätte.
Es war verboten, von anderen Vampiren zu trinken, nur einem Vampir 1ster Generation war es erlaubt. (Zu Vampiren gemachte Haustiere zählten nicht. Zu Haustieren gemachte Vampire auch nicht.) Hätte sie von Nagisa getrunken, hätte man sie umgebracht. So wertvoll war das Blut dieser Prinzessin.
(Dennoch hatte niemand die Mörder ihrer Eltern bestraft. Natürlich nicht.)
Sie wollte wieder zurück zu Nagisa, hatte aber Angst, ihr wieder was anzutun. Als Nagisa dann endlich ihre Kräfte bekam, erwachte, waren mehrere Jahre seit ihrem letzten Treffen vergangen.
Sie war so froh gewesen, endlich wieder bei ihr sein zu können. So froh, nicht mehr allein zu sein. Nagisa war kühler seit ihrer letzten Begegnung, doch es war nicht anders zu erwarten. Immerhin war das arme Ding die ganze Zeit in einem goldenen Käfig gefangen, wo Freiheit doch immer nur ihr einziger Wunsch war.
Doch kaum hatten sie sich begrüßt, hatte Nagisa sich vor ihren Augen in den Finger geschnitten, Diamanten in ein Säckchen tropfen lassen. Hatte sie drum gebeten es einem rothaarigen Jäger zu geben, zusammen mit dem Messer in ihrer Hand.
"Ich kann nur dir vertrauen. Es muss unversehrt zu ihm kommen. Ich würde ja selbst gehen, aber ich darf nicht. Bitte bitte, ja?"
Sie hatte es sofort gemacht, Euphorie verspürt ihrer Königin helfen zu können. Euphorie, ihre Freundin nicht verloren zu haben. Sie hatte den Beutel zum Menschen gebracht, wurde aber durch den vertrauten Geruch aufgehalten, der sie wie eine Wolke umgab.
Irina?
Sie hatte wirklich gedacht, dass Sie es war, hatte sich noch mehr beeilt.
Doch war es nicht die Blonde, von der dieser Geruch ausging - es war ein Junge.Ein normaler Mensch, der sich gerade mit einem Anderen über etwas stritt, auf ihn losgehen wollte.
All ihre gute Laune war weg, so schnell wie möglich erledigte sie ihren Auftrag, kehrte um. Erst auf halben Weg zurück, fiel ihr auf, dass sie dem falschen Menschen den Beutel gegeben hatte.Was, wenn er zu schwach war, dem anderen den Beutel wieder abzunehmen?
Obwohl sie bereits Hunger hatte (in den vergangenen Jahren hatte sie sich immer daran gehalten, kein Haustier zu nehmen. Sie trank immer von vielen unterschiedlich, wollte sich nicht festlegen. Deshalb blieb sie auch oft hungrig), kehrte sie um, lief so schnell sie konnte zurück.
Gerade rechtzeitig um zusehen zu können, wie der Jäger von einem fetten, alten Vampir angegriffen wurde. Doch noch bevor sie eingreifen konnte (es zu gern getan hätte. Der Vampir kam ihr verdächtig bekannt vor, außerdem hätte sie so Nagisas Schuld begleichen können), hatte der Mensch sie bereits mit seinen Worten erfasst, sie davon abgehalten.
Er hatte sich angestellt, wie ein Haustier, das seit seiner Geburt bei Vampiren war, sie mehr als nur amüsiert. Sie hatte ihn für diese Paar Sekunden wirklich bewundert.
(Vielleicht auch kurz was für ihn empfunden. Da sie das natürlich nicht zeigen konnte, hatte sie ihn stattdessen heruntergemacht.)
Doch als er anfing über Nagisa zu reden, als wäre sie sein Haustier, war die Bewunderung wieder dahin. Eh schon hungrig, hatte sie ihn anfallen wollen (hatte es nicht unbedingt gewollt, einfach getan), wurde aber von Kayano zurück zu verstand gebracht. Hatte sie ihn an dem Tag nicht angeschrien wie verrückt?
Er war ruhig geblieben, hatte erklärt, dass es alleine Nagisas Entscheidung war.
Sie hatte sich dem gefügt, mehr oder weniger, dachte, es wäre das erste und letzte Mal.War es nur nicht.
DU LIEST GERADE
ASSASINATION CLASSROOM
Fanfic"Und du dachtest wirklich, du könntest einfach verschwinden? Wie soll man so eine Person denn nur bestrafen, hm?" "H-hilfe... T-tu mir nicht weh." Langsam kam Karma näher, das Messer bereit zum Angriff, als er die zwei Gestalten endlich sehen konnte...