ASSASINATION CLASSROOM

48.

Kein einziger Traum hatte ihn im Schlaf heimgesucht, stellte Gakushú fest als er erwachte; mit einer Kehle, die so trocken erschien wie die Wüste, in der er nicht gewesen war.

Noch bevor der Vampir aufstehen und den bekannten Drang nach Blut ohne weiteres ignorieren konnte, war da eine Hand; klein, greifbar, gefüllt mit genau dem was er begehrte. Er packte sie, zog den daran befestigten Körper zu sich hin ohne zu zögern, fixierte ihn unter sich, biss zu. Es war viel zu einfach, machte kaum Spaß. Hätte man ihm nicht etwas schicken können, dass nicht sofort erstarrte?

Der Geschmack war vertraut, süß und verbunden mit dem besten Gefühl seines Lebens. Er erkannte ihn, zwang sich nach einem Moment aufzuhören, von seinem Fang abzulassen um ihn genauer zu betrachten. Wie erwartet; es war der Prinz. Gakushú seufzte enttäuscht, ließ den anderen vollständig los.

„Wie lange habe ich geschlafen?"

„Eine Woche", Kayano sah ihn nicht an, rührte sich nicht vom Fleck, auch, als sich der neue Vampir erhob, das überflüssige Blut von den Lippen wischte, den grünen Staub zu Boden warf. Eine Woche. Er hatte eine Woche lang durchgeschlafen. Er hatte eine Woche an Zeit verloren. „Karma-"

„Ich habe den Raum nicht verlassen, seit du hier her gebracht wurdest, Hoheit. Ich weiß es nicht."

Nutzlos. Er heilte die noch immer blutende Wunde des anderen, sah sich um. Das Zimmer war größer als das bei ihm Zuhause, und gefüllt mit gläsernen Gegenständen und Möbeln. Selbst das Bett war aus Glas, die weiche Matratze auf transparenten Flächen platziert. Es gefiel ihm, aber wahrscheinlich nur, weil er seit Ewigkeiten einmal wirklich ausgeschlafen war und sich damit abgefunden hatte, dass das ab sofort sein Zimmer sein würde. Es war einfacher, dass es ihm gefiel. Es hätte keinen Unterschied gemacht.

„Wurdest du hier hin geschickt?"

„Ja."

„Auf wessen- Mit welchem Ziel?" Es war eindeutig, auf wessen Befehl. Wahrscheinlich um als Nahrung zu dienen sobald er aufgewacht war. „Vergiss es", der Rotblonde winkte die kommende Antwort wieder ab, brauchte sie nicht mehr zu hören. „Jetzt-" Er wollte weitersprechen, doch sein- Kayano hob die Hand, zog seine Aufmerksamkeit sofort zurück auf sich. „Was? Willst du etwas?"

Der Prinz zuckte zusammen, schüttelte seinen Kopf langsam und holte einmal tief Luft, wie um sich zu beruhigen. Dann atmete er aus, setzte sich auf die Knie und verbeugte sich, die Arme unter dem eigenem Gewicht zitternd.

„Ich weiß, dass du den Raum so schnell wie möglich verlassen willst, aber wenn du erlaubst, dann lass mich hier bleiben. Blut zu verlieren ist... ein ziemlich unangenehmer Zustand. Ich würde gerne hier bleiben und schlafen. Wenn es nicht stört." Es störte ihn. Ja, er wollte den Raum verlassen, natürlich wollte er den Raum verlassen, aber nicht, wenn seine Beute hier blieb. Der Prinz gehörte nun zu ihm, hatte gefälligst zu folgen, wenn er den Befehl gab. Wie konnte er es wagen?

Nur stimmte das gar nicht. Es hatte ihn nicht zu stören. Gakushú winkte die Bitte ab, drehte sich zur Tür. „Mach meinetwegen was du willst. Aber hast du keine eigenen Räume zugeteilt bekommen?"

Der Prinz lachte; leise, humorlos. Er rührte sich immer noch nicht, blieb in genau derselben Position kniend. „Du hast eine ziemlich großzügige Ader, wie es scheint. Glaub mir, der Moment in dem ich den ersten Schritt aus diesem Raum mache ist der in dem du dich vollständig vergessen wirst. Um ehrlich zu sein ist es ein Wunder, dass ich überhaupt noch lebe. Ich schätze ich sollte dankbar dafür sein." Er hörte sich nicht besonders dankbar an. Gakushú erinnerte sich – zwanghaft – daran, dass es keinen Grund für ihn gab, sich deshalb auch nur im entferntesten dankbar anzuhören. „Es ist mir egal, was du sein solltest." Dann, als er realisierte, dass er denselben Fehler schon wieder beging, streckte er seine Hand aus. „Komm her."