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Nagisa ergriff seine Hand ohne zu zögern, oder sich gar zu beschweren.
Karma zog sie wieder nach oben, fühlte sich plötzlich schuldig für das was er gerade abgezogen hatte.

Er hatte solche Momente, in denen er nicht ganz richtig tickte, leider ziemlich oft. Es war schon immer so gewesen, auch als kleines Kind, wenn er mit Insekten, oder Blumen im Garten gespielt hatte. Was damals noch als kindliche Laune belächelt wurde, machte seiner Mutter bald schon ziemliche Sorgen.

Wahrscheinlich hatten genau aus diesem Grund, die Kinder in der Schule Angst vor ihm, konnten ihn nicht leiden. Und auch die Sache mit dem Minister tat ihm leid, denn er hatte übertrieben. Doch er brachte es einfach nicht über sich, es anzusprechen.

"Meine Begrüßung an den Boten,"
Er stoppte kurz, vergaß was er ursprünglich sagen wollte.
War es denn so schwer sich zu entschuldigen?

"Ach, der kleine Vorfall? Mach dir darüber keine Sorgen, als ich dieser Stadt vor einem halben Jahr die Freiheit geschenkt habe, ist sie mir zu absoluten Gehorsam verpflichtet. Also selbst wenn du die Stadt Herrin ins Jenseits schickst, drohen dir keinerlei Konsequenzen.", teilte die blau Haarige ihm lächelnd mit.
Karma seufzte. Wenn er nicht langsam lernte sich klar und deutlich auszudrücken würde er wohl wirklich zum Wahnsinnigem werden.

"Wie auch immer. Bring mich bitte runter."

"Verstanden."

Elegant hüpfte sie vom Dach, fing ihn dann auf als er selbst sprang.
Obgleich Karma noch immer nicht alles fragen konnte was er wissen wollte (ob Nagisa was mit dem Vorfall von Gakkushú zu tun hatte, oder ob sie ihm damals den Diamanten an den Kopf geschmissen hatte), fühlte er sich doch besser, jetzt wo er zumindest den Grund kannte, wieso die blau Haarige mehr oder weniger alles tat, was er verlangte. Er dachte erst, es wäre aus einer Laune heraus, ähnlich wie bei seinen Aktionen, aber sie war, wie Isogai schon sagte, tatsächlich einfach nur Loyal der Person gegenüber die sie gerettet hatte (aus einer Laune heraus), als sie hilflos war.

"Status, Rang, Reichtum - das spielt ihm Vergleich zum Leben doch überhaupt keine Rolle!"

Sie schien wohl tatsächlich nach diesem Vorsatz zu leben, realisierte er mit einem Grinsen, während er sich von Nagisa hinterher ziehen ließ.
Sie erkundeten noch einen Großteil der Stadt, ehe sie sich ins Hotel zurück zogen, dort trennten.
Karma ging noch ein wenig im Schloss herum, nervte die Angestellten und unterhielt sich ein wenig mit den Haustieren.
Im Großen und Ganzen amüsierte er sich prächtig, auch wenn er immer müder wurde.
Bis ihm der Minister wieder über den Weg lief, kurz stockte, als Er den rot Haarigen sah. Der Arme hatte auch wirklich Pech.

"Schön das ich dich hier treffe, Vampir. Du kannst mich doch sicher zu einem geheimen Ort hier im Palast führen, nicht wahr?"

"Sicher... Mensch. Sei bitte so gnädig und lass dafür dein Messer vor meinem Hals, sinken."

Stumm folgte er dem Jungen, dessen Augen von seinen Haaren verdeckt wurden. Konnte man so überhaupt was sehen? Klappte irgendwie wohl schon.

"Dieser Ort hier ist ziemlich alt. Er wurde ursprünglich zur Wasserversorgung der Stadt erbaut, aber nun dient er als Bademöglichkeit für hohe Persönlichkeiten."

"Bist du hier oft?"

Der Minister, von welchem Karma nach seinem "Unterricht" eigentlich schon erwartet hätte, eine hohe Persönlichkeit zu sein, schüttelte den Kopf.

"Nein. Als Haustier habe ich nicht das Recht, hier drinnen zu baden-"

"Los geht's."

Dass selbst ein Haustier Minister werden konnte, würde Gakkushú sicher Augen machen lassen, dachte sich der rot Haarige, während er den anderen halb ertränkte (zusah, wie er sich geschockt umsah, als wäre es sein Todesurteil, hier zu Baden). Doch gleich darauf wurde er selbst ins Wasser geschmissen, blickte beim Aufschauen in funkelnde, goldene Augen.

"Aber Karma, wenn du so unvorsichtig am Rand stehst schmeißt dich noch wer rein."

Kurz darauf sprang Isogai selbst ins Wasser, half dem halb ertränkten Jungen hinaus.

"Auch wenn du als Begleiter von Nagisa praktisch alles machen kannst was du willst, so ist es doch verboten die Haustiere anderer umzubringen. Ich hätte dir dies schon gerne bei unserer Ankunft gesagt, allerdings ist Befehl nun mal Befehl. Chiba hat das Schwimmen nie gelernt, du hättest ihn also schon das zweite mal fast umgebracht.", meinte der braun Haarige mahnend, streckte ihm lächelnd die Hand entgegen, weder wütend, noch auf Rache aus.

"Warum sollte ich schwimmen lernen? Das ist doch vollkommen unnötig Shú!"

"Es ist wichtig, hat Vater gesagt! Und nenn mich nicht so!"

"...Du hast mich ins Wasser geschubst."

"Ja, dass habe ich."

Noch immer lächelte der Vampir, ließ seine Hand langsam sinken und tätschelte dem nassen Häuflein Elend, welches zitternd (dabei war das Wasser warm) vor ihm kniete sachte den Kopf.
Der schwarz Haarige hatte im Laufe der Zeit wohl wirklich all seinen Stolz verloren, sich als höher Gestellter, vor einem einfachen Diener derartig zu verneigen.

Weil er ihm gerade das Leben gerettet hatte? Weil er den Mut gehabt hatte seinen Peiniger (eigentlich wollte der rot Haarige wirklich bloß mit ihm reden, war dann aber irgendwie außer Kontrolle geraten) ins Wasser zu stoßen?

Oder war es doch tatsächlich weil...

"Isogai, kann es sein, dass du sein Besitzer bist?"

Karma zog sich aus dem Wasser, ließ den Vampir dabei nicht aus den Augen. Kopfschütteln.

"Nicht mehr. Jetzt gehört er zur Stadt Herrin, aber wir verbrachten viel Zeit, als wir Kinder waren, zusammen.
Ob sich Positionen nun ändern oder nicht, ein einmal gegebenes Versprechen muss eingehalten werden. Und ich hab damals versprochen zu beschützen was mir gehört. Was dich angeht Karma, solltest du nun schlafen gehen, sonst bereust du es später."

Isogai half dem Minister, dessen Name ihm schon wieder entfallen war, auf, winkte zum Abschied und verschwand Schritt für Schritt, kein Bisschen bedrohlich.
Seufzend sprang der rot Haarige gleich wieder ins Wasser zurück, fertig mit der Welt und allem anderen.

Nagisa, die jetzige Königin von Unterland, war bis vor einem halben Jahr ein Mensch gewesen, wurde behandelt, wie ein besonders wertvolles Haustier. Isogai, welcher Nagisa damals ihre Mahlzeiten brachte, war seit Kindestagen mit einem Vampir befreundet, der 6 Stunden mit dem Flugzeug entfernt lebte, die zweit wichtigste Person in der Stadt, und das Haustier, der Stadt Herrin war.

Wenn er den schwarz Haarigen während seines Aufenthaltes hier noch mal alleine antreffen sollte, würde er sich entschuldigen.
Wenn nicht, dann war es halt so, denn einem Monster hinterher zu laufen, ob Haustier oder nicht, war wirklich unter seiner Würde.

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