11. Raven Cooper and Scott McCall

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„Weil...weil ich dich sehen wollte!"

Ich schweige und warte auf eine Antwort von Scott McCall. Doch auch er schweigt. Wir starren uns gegenseitig an und die einzigen Geräusche zwischen uns, sind das gleichmäßige Ticken der Wanduhr und das leise Knarren und Rascheln der kranken Kleintiere im Nebenraum. Ich werde nervös und bereue meine ehrliche Antwort. Ich sollte ihn und seine Freunde nicht schon wieder wegen meinen - meist familiären - Problemen in eine lebensgefährliche Lage bringen.

„Du hast dich verändert," ich bin überrascht von der ruhigen Aussage meines Gegenübers. Trotzdem bildet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht und mit einem leichten Kopfschütteln erwidere ich: „Wenn du wüsstest!" In meinem Kopf wiederholen sich automatisch die letzten Monate, in denen ich vielen Menschen auf Crowleys Kommando hin geschadet und getötet habe. Mit diesem Gedanken im Kopf erlischt das Lächeln in meinem Gesicht - wenn McCall wüsste. Als würde der Alpha mein Gefühlsumschwung bemerken, fragt er leise nach: „Warum bist du immer noch mit ihm unterwegs?" Ich nicke leicht als ich die vollständige Frage höre. Ich hatte bereits erwartet, dass das Rudel mir diese Frage stellt, weshalb ich mir die Antwort schon vor langer Zeit zurecht gelegt habe.

„Weil ich ihm meine Loyalität versprochen habe!"

„Man kann wahre Loyalität nicht einfach versprechen," erwidert McCall jetzt in einer kritischen Tonlage und ich nicke leicht. Eine Antwort dieser Art hatte ich ebenfalls bereits erwartet. „Die Einzelheiten von unserem Deal sind hier nicht wichtig," widerspreche ich deshalb mit einer ruhigen Stimme, was McCall nicht zu beruhigen scheint. In seinem Gesicht erkenne ich die Unzufriedenheit über meine Worte. Ein Jahr lang war er in Ungewissheit über die Hintergründe von meinem und Crowleys Deal. Ein Jahr lang wusste er nichts über meine Beweggründe...und jetzt wo er endlich die Chance auf ein paar ehrliche Antworten hat, verweigere ich ihm jegliche Information.

„Raven du schuldest uns Antworten," sagt McCall eindrücklich und in seiner Stimme kann ich heraushören, dass er es mir noch immer nicht verziehen hat, dass ich ihn ohne eine Erklärung stehen gelassen und mit meinem Vater mitgegangen bin. „Die kannst du haben," ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr, „aber nicht jetzt. In spätesten sieben Minuten wird hier die Hölle los sein und da sollte zu mindestens einer von uns nicht mehr hier sein!"

Meine Worte sind eine klare Übertreibung. Selbst Crowleys Leute würden nicht einfach irgendwo im großen Stil einbrechen und einen Krieg anfangen. Stattdessen würden sie uns still und heimlich belauschen und später alles meinem Vater berichten...und dieser wäre dann wütend genug, um die Hölle auf Erden für seine Rache in Kauf zu nehmen. Ich seufze leise auf. Es war nicht die beste Idee hier aufzukreuzen.

„Ich sollte gehen," sage ich jetzt leise und bin schon dabei mich von dem Alpha wegzudrehen. Das regelmäßige Ticken der Wanduhr bleibt in meinen Ohren hängen, während sich in meinem Kopf der Gedanke verfängt, dass sechs Minuten reichen sollten um ungesehen von hier zu verschwinden. McCalls Stimme lässt mich innehalten: „Du schuldest uns trotzdem noch ein paar Erklärungen!" Ich bleibe stehen und drehe mich erneut zu dem Alpha um, der mich mit einem neutralen Blick anschaut. „Ich bin nicht auf eurer Seite," erwidere ich daraufhin in einem emotionslosen Unterton und verschränke meine Arme vor der Brust. Es tut mir Leid McCall dermaßen von mir zu stoßen aber in dieser Sekunde bin ich wieder mal an dem Punkt angekommen, bei dem es mir mehr als nur egoistisch erscheint den Alpha und seine Freunde in mein Drama zu involvieren.

Früher hätte ich diesen Gedanken nie gehabt. Schon allein aus dem Grund, weil ich Egoismus mit Stolz und Selbstsicherheit verwechselt habe.

„Doch das bist du," widerspricht mir der Alpha jetzt mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, „Ansonsten wärst du jetzt nicht hier!" Über McCalls vertrauensselige Worte kann ich nur den Kopf schütteln. „Du solltest jemanden der dich hintergangen hat nicht mehr so schnell vertrauen," rate ich ihm anschließend und fahre mir zur selben Zeit locker durch die Haare. Dabei spüre ich in meinem Inneren einen protestierenden Gefühlswechsel aufkommen, der versucht mich zu einer Allianz mit dem Alpha zu überreden. Ich kämpfe ihn nieder und warte auf eine Antwort von McCall, in der Hoffnung, diese würde mir genug Ruhe geben um endlich mit ihm abzuschließen.

Ich gehöre zu meinem Vater. Das war der Deal. Der Deal, der Scott das Leben sichert.

„Ich habe aber nie aufgehört dir zu vertrauen," entgegnet Scott McCall jetzt und tritt wenige Schritte näher an mich. Im ersten Moment möchte ich zurückweichen, verharre dann aber an der Stelle. Ich räuspere mich und hole tief Luft: „Fehler Nummer 1!" Scott lässt sich von meinen Worten nicht irritieren und umgreift stattdessen meine Hände. Ich lasse es zu. Auch wenn mein gesunder Menschenverstand bereits laut danach schreit endlich von hier zu verschwinden und den Alpha zu vergessen.

Ich gehöre zu Crowley...und nur zu ihm.

„Raven ich glaube, dass du aus einem bestimmten Grund hier bist," ich möchte dem Alpha eine Antwort entgegen schleudern, ja um endlich Peter Hale zu finden und ihn nach mehr als 16 Jahren endlich zu töten, komme aber noch nicht einmal annähernd dazu. Denn McCall spricht bereits weiter: „Und wenn du bereit bist mit uns zusammen zu arbeiten, werden wir dir helfen deinen Vater hinter dir zu lassen!" Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und schüttele über die leichtgläubigen Worte des Alphas enttäuscht den Kopf. Er weiß noch nicht, dass ich meine Loyalität im Gegenzug für sein Leben versprochen habe. Würde ich Crowley hintergehen und Scott's Worten folgen, würde ich zur selben Zeit sein Todesurteil unterschreiben.

„Nein Scott," ich schüttele noch immer leicht den Kopf, „Es würde nur zu einem Krieg führen bei dem wir, bei dem du, nicht lebend rauskommen würdest!" „Und was wenn mir das egal bist?" fragt der Alpha mich und kopfschüttelnd beantworte ich seine Frage: „Dann wärst du der dümmste Mensch den ich kenne!" Ohne auf eine Erwiderung zu warten, drehe ich mich von ihm weg und bin schon so gut wie durch den Durchbruch, als Scotts Stimme mich erneut aufhält.

„Ach komm schon Raven," er atmet tief durch, während ich weiterhin mit dem Rücken zu ihm stehen bleiben, „Du schuldest uns antworten. Uns allen!" Als er von seinem Rudel redet, seufze ich demonstrativ genervt aus, muss ihm dann jedoch recht geben. Wenn ich seiner Haut stecken würde, dann würde ich dasselbe wollen. Außerdem habe ich ihn erst wenige Minuten zuvor Antworten versprochen. Also drehe ich mich mit meinem Oberkörper noch einmal zu ihm um.

„Wann?"
„Heute Abend bei mir!"

Sekundenlang starre ich den Alpha nachdenklich ab, während ich in meinem Kopf den Vorschlag von McCall abwäge. Anschließend nicke ich langsam und sage selbstbewusst: „Gut ich werde versuchen da zu sein," ich nicke kurz um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, „Aber ich kann nichts garantieren. Crowley's Leute schieben durchgehend Wache und daher, dass er mir nicht mal annähernd vertraut, muss ich mich ungesehen rausschleichen!"

Scott, sichtbar erleichtert, nickt über meine Worte und sichert mir somit jegliche Zustimmung. „Punkt Mitternacht bin ich bei dir, wenn nicht," ich zucke leicht mit den Schultern, „Werden wir uns wohl auch nicht noch einmal sehen!" Ich nicke dem Alpha ein letztes Mal zu, bevor ich mich dieses Mal endgültig von ihm wegdrehe. Mit schnellen Schritten verlasse ich die Tierklinik, während in meinem Kopf für das Rauschschleichen heute Nacht bereits ein waghalsiger Plan Form annimmt. Auch wenn ich genau weiß, dass dieser Plan mir mein Leben kosten könnte wenn Crowley mich dabei erwischt.

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Ein späteres Kapitel für all meine supertollen Leser da draußen ❤️ wir haben schon fast die 1K geschafft - unglaublich 😊 vielen vielen Dank für euren weitreichenden Support. Ihr seid ohne scheiße das Beste, was mir je passieren konnte

Lg CoolerBenutzername
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Silver Bullet [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt