34. Crowley #traitor

826 55 19
                                    

Von den drei Gefolgsleuten meines Vaters umzingelt stehe ich in dem kleinen Aufzug, der uns dank Zahlencode direkt in das oberste Stockwerk bringt. Irgendwo im Hintergrund dudelt die beunruhigend nervige Musik des Fahrstuhls, während wir alle im Inneren des Aufzuges schweigen. Ich aus reiner Desinteresse, die drei Männer - darunter Steven und Grumpy Bun - wahrscheinlich aus reinem guten Benehmen. Wir sind noch gute zwei Stockwerke von dem Apartment meines Vaters entfernt und gelangweilt lege ich meinen Kopf in den Nacken und starre die graue Decke des Aufzuges an. Dabei findet die Stimme meines Vaters nahezu automatisch meine Ohren.

„...aber meine Liebste," die tiefe Stimme von Crowley klingt plötzlich beunruhigend nah, auch wenn ich genau weiß, dass sich zwischen uns mehrere Meter von Metall, Holz, Beton und Möbel befinden. Mein übernatürlicher Gehörsinn bleibt an Crowleys Worten hängen und verstärkt seine Stimme so lange, bis es tatsächlich so klingt als stünde er direkt neben mir. „Ich würde dich doch nicht hintergehen. Etwas Vertrauen könntest du mir schon zusprechen!" In dieser Sekunde würde ich Crowley widersprechen und der Person am Telefon - ihre Stimme ist so verzerrt und leise, dass sie nur aus diesem stammen kann -  davon abraten Crowley auch nur einen winzigen Vertrauensbonus zu geben. Jedoch lasse ich mir weiterhin nichts anmerken, während der Aufzug stehen bleibt und die Türen sich seitlich mit einem leisen Klingeln öffnen. Herein tritt eine junge, hübsche Frau im dunkelroten Minikleid. Ich kann buchstäblich die Blicke der Männer an ihr hängen spüren - nur den von Steven nicht. Der scheint zu anständig, um die Unbekannte bereits mit seinem Blick auszuziehen.

Meine Ohren fangen erneut Crowleys Stimme auf, unter der jetzt ein gekünsteltes Lachen mitschwingt. „Ich bitte dich. Ich liefere dir den Alpha doch geradewegs auf dem Präsentierteller." Sofort werde ich hellhörig und ich kann spüren, wie meine Werwolfskräfte das letze aus meinem Gehör herausholen und es bis zur Grenze verstärken. Somit kann ich jetzt auch die verzerrte Stimme aus dem Telefon hören, die bereits in dieser Sekunde auf den Satz meines Vaters antwortet: „Und genau dass ist ja das Problem, Crowley. Was springt bei der ganzen Sache für dich raus?"

Obwohl die Stimme leicht verzerrt ist und ich sie nur durch eine gefühlt 1000-fache Verstärkung wahrnehmen kann, erkenne ich sie nahezu sofort wieder: Tamara Monroe. Mein Kopf schellt aus der entspannten Kopf-In-Den-Nacken-Legen-Haltung zu der ursprünglichen zurück und während sich die Aufzugstüren erneut mit einem leisen 'Bling' schließen - in der Zwischenzeit ist auch noch ein junger Mann im schwarzen Anzug in den Fahrstuhl getreten - starre ich verbissen auf das Metall vor mir. Die Hintergrundgeschichte von Monroe, erzählt von Scott, kommt mir erneut in den Kopf und ich muss auch wieder daran denken, dass sie mich vor nicht mal einem Jahr fast erfolgreich getötet hätte. Der Aufzug setzt sich ruckartig in Bewegung und setzt seinen Weg zum Apartment meines Vaters fort.

Lass das mal meine Sorge sein, Tamara," lenkt mein Vater geschickt die forschende Frage der Jägerin ab und für einen kurzen Moment frage ich mich, ob ich es beunruhigend finden sollte, dass sich die beiden mit ihren Vornamen ansprechen. In dieser Sekunde wäre selbst ein Mr. Cooper besser als ein freundschaftliches Crowley. „Was ist mit dem Alpha? Weiß er das wir kommen?" Dieses Mal ist es erneut Tamara Monroe die spricht und obwohl ich ihre Stimme noch immer recht deutlich und gut verstehen kann, spüre ich bereits das leichte Andeuten eines Schmerzes. Die dauerhafte Verstärkung meines Gehörsinnes raubt mir Energie und reizt mein Trommelfeld. Trotzdem wage ich es in dieser Sekunde nicht das Belauschen für meine Gesundheit zu unterbrechen.

Nein er weiß von nichts und um zu garantieren, dass in den nächsten Tagen alles funktioniert, habe ich meine eigene Tochter darauf angesetzt ihn pausenlos beobachten."

Wütend reise ich meine Augenbrauen nach oben und starre mit einem mörderischen Blick die geschlossenen Aufzugstüren an. Crowley garantiert gerade die Erfolgschancen des Planes mit mir, obwohl er gerade andeutet Scott McCall der Feindin auszuliefern - obwohl dies unseren gemeinsamen Deal verletzten würde. Der einzige Lichtblick in seinen Worten: Tamara scheint nicht zu wissen, dass gerade ich Crowleys Tochter bin. Ansonsten wäre sie wohl nicht so offen für eine Zusammenarbeit.

Gut. Dieses Mal soll alles nach Plan laufen. Ich möchte endlich den Kopf des Alphas!" Die Stimme der dunkelhäutigen Jägerin klingt selbst durch das Telefon nach einer Mischung aus Zufriedenheit und krankhafter Zielsetzung. Die Motivation hinter ihren Worten ist nicht zu überhören. Jedoch wird ihre Stimme von den aufsteigenden Schmerzen, die von der Überstrapazion meines Gehörs zeugt, langsam in den Hintergrund gedrängt. Sie pulsieren schmerzhaft langsam von meinem Ohr über meinen gesamten Körper. Die letzten Worte, die ich von Tamara Monroe selbst aufschnappe sind 'Halte alles bereit. Ich werde in drei bis vier Tagen in Beacon Hills sein'. Dann wird mein Gehörsinn ruckartig zu dem eines Menschen zurückkatapultiert und ich kehre aktiv in den Aufzug zurück, in dem noch immer alle Schweigen.

Krampfhaft versuche ich erneut die Stimme von Crowley aufzufangen und zu verstärken. Doch obwohl der Aufzug immer höher steigt und somit dem gewünschten Apartment und meinem Vater selbst immer näher kommt, weigert sich mein überstrapazierter Gehörsinn gegen ein erneutes Verstärken. Ich spüre den pulsierenden Schmerz, der langsam abklingt und dabei meine Aufmerksamkeit auf die heisse Flüssigkeit lenkt, die langsam aus meinen Ohr fließt. Ich tippe auf Blut und senke schnell meinen Kopf, sodass meine blonden Haare über meine Ohren fallen und somit die kurzzeitige Verletzung verdecken. Im selben Moment ertönt die leise Klingel des Aufzuges die ankündigt das oberste Stockwerk des Gebäudes erreicht zu haben.

Ohne Rücksicht auf die anderen Insassen im Lift zu nehmen, stürme ich blitzartig aus dem metallischen Kasten. Erneut versuche ich meinen Gehörsinn für die Stimme von Crowley zu verschärfen, während ich zielstrebig auf das Wohnzimmer zu eile, indem ich meinen Vater vermute. Doch gerade als ich den, mit künstlichen Licht durchfluteten, Raum erreiche, tritt Crowley mir mit einem zufriedenen Lächeln entgegen. Mein Blick schweift automatisch über ihn, muss dabei jedoch feststellen, dass er sein Handy nicht länger in der Hand hält: das Gespräch mit der Jägerin ist beendet

Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten und kämpfe innerlich mit mir selbst, um das zwielichtige Telefonat meines Vaters nicht laut anzusprechen. Ihm würde es gar nicht gefallen erfahren zu müssen, dass ich ihn belauscht habe. Außerdem sollte ich vorerst nichts auf's Spiel setzten. Hier geht es um McCalls Leben und mit einer kleinen Mischung aus Geschick und Glück könnte ich Crowley vielleicht davon überzeugen, dass Tamara Monroe niemand ist mit dem er zusammen arbeiten möchte. Trotzdem sollte ich den Alpha und sein Rudel warnen. Drei Tage sollten reichen um alles in Beacon Hills zu regeln und aus dieser verfluchten Stadt zu verschwinden.

„Raven," begrüßt mich mein Vater jetzt mit einem breiten Lächeln und ich kann nicht verhindern seinen selbstzufriedenen Unterton zu bemerken. Trotzdem versuche ich mir nichts weiter anmerken zu lassen. Stattdessen erwidere ich in einem ruhigen Ton: „Wir haben nichts gefunden, Vater!" Zur selben Zeit sind meine Muskeln weiterhin vor Wut angespannt und bereit zu einem Kampf. Trotzdem halte ich mich zurück. „Schade," sein Schade klingt nicht sonderlich bedauernd, „Aber vorerst müssen wir die Suche nach Peter Hale eh' aufs Eis legen. Wir haben einen wichtigeren Auftrag!"

Wütend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen mustere meinen Vater mit einem mörderischen Blick. „Was für ein Auftrag ist wichtiger als Peter Hale zu finden und endlich zu töten?" frage ich anschließend mit einem kritischen Ton nach und ich kann hören, wie Steven, Grumpy Bun und der letzte Mann hinter mich treten. Ich werfe ihnen keinen Blick zu, fixiere stattdessen erwartungsvoll meinen Vater, der sich in dieser Sekunde viel Zeit zum antworten lässt.

„Die genauen Details brauchen dich nicht zu interessieren," weist Crowley mich anschließend streng zurück und wieder muss ich jeden meiner Impulse unterdrücken, um meinen Vater nicht offen mit seinem Geheimnis zu konfrontieren. „Und jetzt gehe schlafen. Ich brauche dich morgen früh fit und ausgeschlafen!" Mit diesen befehlerischen Worten drückt sich auch Crowley an mir vorbei und lässt mich allein in dem geräumigen Wohnzimmer stehen. Erst in diesem Moment bemerke ich, dass sich meine Werwolfskrallen vor Wut so tief in meinen Handballen gebohrt haben, dass sich heißes Blut um sie sammelt.

—-
Hiermit veröffentliche ich noch schnell ein Kapitel, bevor ich mich ans lernen machen 😊 ich wünsche euch allen ein schönes Restwochenende.

Lg CoolerBenutzername
—-

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt