4. Raven Cooper #spy on me

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„So wunderschön wieder hier zu sein," stellt mein Vater mit falscher Freude fest und macht eine schwungvolle Bewegung, die scheinbar die ganze Stadt umfassen soll. Unbeeindruckt ziehe ich bei seinen Worten die Augenbrauen nach oben und hänge meinen schwarzen Helm über den Lenker meines Motorrads, das ich erst wenige Sekunden zuvor hier im tiefsten Wald neben dem schwarzen Range Rover abgestellt habe. Ich richte meinen Blick, wie mein Vater, über den Rand des steilen Abhangs heraus und beobachte sekundenlang schweigend die kleine kalifornische Stadt unter uns.

„Was machen wir hier oben?" frage ich anschließend mit einem kritischen Unterton nach und mache wenige Schritte nach vorne, sodass ich direkt neben meinem Vater stehe. Seine Anhänger bleiben vorerst schweigend hinter uns stehen. „Regel Nummer eins jeder Operation," fängt mein Vater jetzt belehrend an und augenverdrehend spreche ich mit: „ist es, das Territorium zu kennen!" Ein kurzes Nicken von der Seite meines Vaters aus, bestätigt meine gesprochenen Worte. Trotzdem verraten sie mir noch immer nicht wirklich den Grund, warum wir bei Sonnenaufgang, in dem tiefen Wald an einem steilen Abgang stehen und auf Beacon Hills herunterschauen als wären wir ein Liebespaar.

Ighhh...

Bei diesem Gedanken verziehe ich kaum merklich das Gesicht und richte meinen Blick auf meinen Vater, anstatt auf die noch teils im Schatten liegende Stadt unter uns. Von hier oben scheint sie sich keinerlei verändert zu haben, seit dem ich vor gut einem Jahr mit Crowley von hier weggegangen bin. Aber was hatte ich auch erwartet? Nicht nur handelt es sich hier um Beacon Hills, das so gut wie alle Gefahren bisher überstanden noch, sondern es ist auch noch das Zuhause von Scott McCall, dem wahren Alpha. Jup...ich glaube mehr muss man dazu nicht mehr sagen.

„Ich möchte, dass du diesen Alpha beschattest," fängt mein Vater jetzt erneut mit sprechen an, ohne seinen Blick von der Stadt zu nehmen. Ich schiele seitlich zu ihm herüber, bevor ich korrigierend einwerfe: „Peter ist kein Alpha mehr!" Ein leises Lachen seinerseits, macht mich auf meinen Fehler aufmerksam. „Ich meinte auch nicht ihn. Du wirst diesen McCall Jungen beschatten, sowie den Größtenteil seines Rudels. Über sie werden wir Peter Hale finden!" erklärt mir Crowley sein zu vorigen Befehl in aller Klarheit und langsam nicke ich. Doch dann wende ich kritisch ein: „Aber zurück in die High School kann ich nicht mehr," ich erinnere mich noch gut daran, schon bei meiner ersten Rückkehr nach Beacon Hills nur mit einer ziemlich schlechten Notlüge in die Schule zurückkehren konnte, „Noch einmal werde ich mich da bestimmt nicht reinmoggel können!"

Crowleys Lächeln wird breiter und für wenige Sekunden habe ich das Gefühl, dass er schon sehr genau weiß wie er mich wieder in der Schule anmelden kann. Doch dann überrascht er mich, in dem er mit einem belustigten Unterton anfängt zu sprechen: „Keine Sorge Prinzessin. Dieser Scott McCall," er spricht den Namen voller Verachtung aus, „Er hat im letzten Schuljahr seinen Abschluss gemacht!" Ich ziehe bei dieser neuen Information leicht die Augenbrauen nach oben, stelle dann jedoch fest, dass seine Worte durchaus Sinn machen. Als ich McCall und sein Rudel das letzte Mal sah, waren die meisten von ihnen bereits in der Abschlussklasse. Das neue Schuljahr hat schon längst begonnen und um ehrlich zu sein, halte ich keinen aus dem Rudel für so dumm, dass er ein Schuljahr wiederholen müsste.  

Ich nicke leicht und verstehe auch endlich Crowleys Befehl. Denn in seinen letzten Worten kann ich deutlich heraushören, dass ich McCall nur beschatten und nicht etwa mit ihnen reden soll. Ich soll sein Schatten werden und nicht seine Freundin.

Ich atme tief durch und richte meinen Blick zurück auf Crowley. „Und wo ist unser Quartier?" frage ich anschließend mit einem sachlichen Unterton. Das Lächeln meines Vaters wird breiter und er nickt mir leicht zu - es ist seine Art, um mir etwas Annerkennung für das Gesagte entgegen zu bringen. Denn immerhin habe ich mich in dieser Sekunde unabhänging von ihm selbst an die zweite Regel seines Operationshandbuchs erinnert, die lautet, dass man ein eigenes Quartiert aufssuchen muss, dass sowohl von den Augen des Feindes als auch von den eines Freundes verdeckt bleibt.

„Du wirst mich finden," lautet jetzt jedoch die simple Antwort meines Vaters auf meine ernstgemeinte Frage und leicht nicke ich. „Und jetzt mache dich auf den Weg und hole mir ein paar brauchbare Informationen!" Untergeben senke ich für wenige Sekunden meinen Kopf, bevor ich mich von ihm wegdrehe und mit schnellen Schritten mein Motorrad ansteuere. Dabei ignoriere ich die Blicke der beiden Männer, die vor dem schwarzen Fahrzeug stehen und mich beim Laufen genaustens beobachten. Mein Vater dagegen bleibt weiterhin mit dem Gesicht zu der unter ihm liegenden Stadt gewandt stehen und fantasiert dabei bestimmt wild über seine unrealistische Weltherrschaft.

Ich stülpe mir meinen Helm über und klappe das schwarze Visir herunter. Anschließend schwinge ich mich elegant auf mein Motorrad und starte ohne den Anwesenden einen letzten Blick zu schenken den Motor. Während die Maschine unter mir ratternd angeht, stoße ich mich von dem weichen Waldboden ab und fahre den plattgedrückten Weg entlang. Irgendwo hoch im Himmel höre ich zwei Raben vorfreudig krächzen und weiß somit, dass mein Vater wieder einmal nicht darauf verzichten konnte, mich von zwei seinen Männern beschatten zu lassen.

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Ein etwas kürzeres Kapitel als gewöhnlich, aber ich bin sicher dass ihr mir verzeihen könnt - ich dachte nur ich update jetzt mal bevor ihr mir alle wegrennt 😂😂😂 und auch heute wieder mal die Frage: wie stellt ihr euch den Verlauf des Buches vor? Würde mich über ein paar Vermutungen freuen 😊

Lg CoolerBenutzername 
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Silver Bullet [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt