Ryan und Rose führen uns durch etliche leere Gänge und verlassene Räume und obwohl ich mir die größte Mühe gebe, den Weg einigermaßen im Gedächtnis zu behalten, verliere ich schon nach wenigen Minuten die Orientierung. Meine letzte Hoffnung sind Theo und Liam, die sich - nach einem kurzen Seitenblick meinerseits - als nicht sonderlich tauglich erweisen. Keiner der beiden scheint in dieser Sekunde an einen praktischen Schritt oder zu mindestens einen Notfallplan zu denken. Stattdessen trottet Liam mit verletztem Arm und etlichen Schürf- und Prellwunden hinter Ryan her und starrt ihm verbissen auf den Rücken. Sein verletztes Auge scheint sich derweilen kaum merklich zu verbessern, was seinem missratenen Äußeren jedoch nicht zu helfen vermag.
Selbst aus meiner Position kann ich seine angespannten Muskeln sehen, die nichts von einer Kampfbereitschaft herrühren, sondern vielmehr von der Wut seines Versagens. Wie ich, wird auf er wohl noch eine Zeit lang brauchen, bis er sich damit abgefunden hat, dass ihn noch vor wenigen Sekunden zwei Kinder fertig gemacht hatten. Theo dagegen scheint...normal. Auch er hat einige, noch blutende, Wunden. Doch im Gegensatz zu dem Schoßhündchen scheint er sich bereits mit der Situation abgefunden zu haben, auch wenn er noch wenige Minuten zuvor bereit war erneut auf die beiden loszustürmen. Wie es scheint steckt er eine Niederlage und sein verletztes Ego besser weg als sein jüngerer Freund. Trotzdem scheint ihm der rationale Gedanke zur Flucht noch immer zu fehlen.
„Wo bringen sie uns hin?" murmelt Theo mir jetzt leise zu, als hätte er meinen schielenden Seitenblick bemerkt. „Zu Crowley," antworte ich überzeugend, ohne ihm einen Blick zuzuwerfen. Trotzdem spreche ich mit einem ähnlichen flüsternden Unterton wie er. Liam scheint uns derweilen vollkommen auszublenden und zum ersten Mal habe ich den Wunsch, dass er seine Impuls Kontrolle Störung im Griff halten kann. Zu mindestens solange bis wir eine echte Chance aufs Entkommen haben.
In dieser Sekunde bleibt Rose seitlich neben einer geschlossenen Türe stehen und öffnet sie schwungvoll. Somit kann Ryan sie ohne Zögern durchqueren und uns bleibt nichts anderes übrig als ihm in den Raum zu folgen. Auch wenn ich bereits die vermehrten Herzschläge höre und die Anwesenheit von mehreren schussbereiten Waffen wahrnehme.
Beim Eintreten gilt mein erster Blick Crowley, der wie ein König in der Mitte des Raumes steht und uns zufrieden lächelnd begrüßt. Ich unterdrücke den Wunsch ihm eine reinzuhauen und lasse meinen Blick beim Weiterlaufen stattdessen aufmerksam durch den Raum schweifen. Dieser entpuppt sich als riesige Lagerhalle, mit länglichen Trübglasfenstern, die es unmöglich machen die Landschaft dahinter zu erkennen. Auf den ersten Blick zähle ich 10 Männern. Alle von ihnen in schwarzer Kleidung und schwer bewaffnet. Ein kurzer, umherschweifender Blick reicht nicht, um alle Schusswaffen zu erfassen.
„Oh wie süß," ertönt jetzt die hämische Stimme meines Vaters, wodurch mein Blick automatisch auf ihn zurück fällt. Ryan steht inzwischen neben ihm und auch Rose hat sich scheinbar lautlos neben ihm manifestiert. Ich, Theo und Liam sind noch etliche Meter von dem Trio entfernt. Trotzdem bleibe ich stehen und mustere meinen Vater mit einem mörderischen Blick. Für mich ist es keine Frage, dass er mit seinem herablassenden Kommentar auf mich anspielt. Im nächsten Moment bestätigt er mir diese Vermutung. „Selbst mit diesem analysierenden Blick wirst du keine Chance gegen mich haben. Wir haben hier mehr Wachen und Waffen, als du an deinen Händen und an denen deiner Freunde abzählen kannst!"
Ich verdrehe die Augen über sein arrogantes Kommentar und werfe mir die Haare elegant über die Schultern. „Ich brauche eure Waffen gar nicht zu zählen," erwidere ich anschließend ebenfalls mit einem herablassenden Unterton, „Ihr trefft doch eh daneben!" Sofort reagieren alle in dem Raum und fast einheitlich werden alle Schusswaffen auf mich gerichtet und hörbar laut entsichert. Die Männer meines Vaters sind eine solche Respektlosigkeit nicht gewöhnt und somit auch sofort bereit, mich aufgrund meines Verhaltens zu erschiessen. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass es vorerst keiner wagen wird. Deshalb bleibe ich auch völlig entspannt stehen, während ich im Augenwinkel Liam und Theo sehen kann, die sich kampfbereit umschauen.
„Kommt näher," sagt mein Vater jetzt mit einer strengen Stimme und genüsslich stelle ich fest, dass durch mein selbstsicheres Kommentar jegliche hämische Freude aus seinem Gesicht verschwunden ist. Zur selben Zeit bemerke ich jedoch das Zögern der beiden Betas neben mir und ihr kritischer Blick zu den etlichen, auf uns gerichtete, Waffen. Deshalb werfe ich belächelnd ein: „Kommt Jungs. Wir sollten tun was er sagt. Sonst schießen seine Freunde noch so daneben, das sie uns am Ende doch noch tatsächlich treffen!" Gleichzeitig setze ich mich in Bewegung, sodass ich nur noch wenige Meter von meinem Vater entfernt bin.
„Und was jetzt?" frage ich anschließend mit einer hämischen Stimme, „Willst du uns nacheinander exekutieren?" Ich spüre die Blicke von Liam und Theo auf mir. Das Schoßhündchen scheint angespannt und ehrlich besorgt über meine herausfordernde Worte, während ich von Mr. Besserwisser einen fast schon überraschten Blick zugeworfen bekomme, indem auch so etwas wie Anerkennung mitschwingt. Er hatte von mir wohl keine so rebellische Haltung erwartet. Vor allem nicht gegenüber meines eigenen Vaters, den er in der Zwischenzeit als diesen erkannt haben sollte.
„Nicht doch," sage Crowley jetzt hörbar amüsiert, ohne den auffälligen Blickeaustausch zwischen seinen Gefangen zu beachten. Ich starre ihn auffordernd an und warte auf weitere Aussagen. „Zu erst einmal möchte ich, dass ihr meine charmante Assistentin kennen lernt!" Während seinen ankündigenden Worten macht Crowley eine unterstützende Handbewegung nach hinten und wie auf Kommando stolziert eine junge Frau herein. Ich brauche nur wenige Sekunden um sie wiederzuerkennen, während die Betas hinter mir wesentlich länger brauchen um die dunkelhäutige Jägerin in Lederjacke als Tamora Monroe wieder zuerkennen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil keiner der beiden mit ihr gerechnet hat. Doch hatte McCall ihnen nicht von Tamoras Rückkehr erzählt?!
„Partnerin," wirft Tamora jetzt korrigierend ein und kommt selbstbewusst neben meinem Vater zu stehen, „Wir sind Partner, Crowley. Schon vergessen?" Mein Vater nickt als Bestätigung, auch wenn ich schon jetzt erkenne, dass es ihn in Wirklichkeit nicht interessiert ob er es seiner Partnerin recht macht. Ich erinnere mich an seine Andeutung, sie so oder so zu töten, sobald sie für ihn unwichtig geworden ist und ein amüsiertes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Hoffentlich erlebe ich den Moment, in dem er ihr eine Kugel ins Gehirn schießt.
„Monroe?" höre ich jetzt Liam hinter mir ungläubig murmeln. Jedoch scheint er laut genug zu sprechen, sodass auch die Angesprochene ihren Namen hört. Sie richtet ihren Blick zum ersten Mal aufmerksam auf uns und mustert uns neugierig. „Drei von Acht. Gar nicht schlecht Crowley," stellt sie anschließend zufrieden fest und mir entgeht es nicht, dass sie mich dabei zu dem McCall Rudel zählt. Ich fixiere sie mit einem Blick und halte es in dieser Sekunde für einen guten Moment, um mich erneut bemerkbar zu machen.
„Schön dich wiederzusehen Tamora," werfe ich jetzt mit einem gefälschten Lächeln ein, „Wie ich sehe arbeitest du noch immer erfolglos daran das Übernatürliche auszurotten!" Tamora's Augen fixieren daraufhin nur mich. Ein teuflisches Lächeln bildet sich auf ihren Lippen, bevor sie ebenfalls provokant auf meine herausfordernde Feststellung antwortet: „Und wie ich, sehe lebst du ja immer noch. Dabei war ich mir doch so sicher, dass dich endlich jemand umbringt!"
„Keine Sorge," auf meinem Gesicht bildet sich ein herablassendes Lächeln, „Bevor es jemand schafft mich umzubringen, habe ich zuerst noch ein paar Personen, die ich umbringen möchte!" Ich werfe mir arrogant die Haare über die Schultern und fixiere sie an: „Und übrigens herzlichen Glückwunsch. Du und Crowley sind momentan Platz eins auf dieser Liste!"
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Wichtige Info! Ab heute bin ich bis Montag Morgen auf dem Southside Festival, deshalb werden bis Montag keine Updates bei dieser Geschichte kommen. In dieser Zeit werde ich auch keine Kommentare beantworten, was ich dann aber nachholen werde 💪🏻😊 und nun wünsche ich euch ein schönes WochenendeLg CoolerBenutzername
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Silver Bullet [Teen Wolf FF]
Fanfiction'We don't see things as they are, we see things as we are' Noch immer in der Welt unterwegs mit meinem psychopathischen Vater, auf der Suche nach der nicht gerade weniger psychopathischen Zielperson. Wie das noch besser werden kann? Oh keine Ahnung...