Zurück in dem Apartment meines Vaters nutze ich die erst beste Gelegenheit um mich seiner Beobachtung zu entziehen. Mit der Entschuldigung, müde zu sein und schlafen gehen zu wollten - was er mir wirklich abkauft- entziehe ich mich dem späten Abendessen und kehre unbeobachtet in das Zimmer zurück, dass ich seit wenigen Tagen mein eigenes nenne. Dabei schließt, außer meiner Reisetasche, nichts aus dem Zimmer auf einen Bewohnern. Ich war noch nie der große Typ von Deko oder überhaupt irgendeiner Art von heimischer Gestaltung.
Sobald ich mich versichert habe, dass mein Vater keinen Wachposten vor meiner Zimmertüre positioniert hat, ziehe ich den Zettel mit McCalls Nummer hervor und werfe dieses Mal im Schein der Lampe einen Blick darauf. Mir fällt auf, dass die Zahlen mit Kugelschreiber geschrieben sind und zwar mit eine einfachen Druckbuchstaben, die mich an keine Schriftart aus dem Rudel erinnert. Ich schließe daraus, dass Theo selbst die Nummer niedergeschrieben hat und Scott somit vielleicht auch noch nichts über die Situation weiß, in der ich stecke.
Raven wollte unbedingt deine Nummer, so hätte er Scott brühwarm von meiner Bitte erzählen können und mit einem weiteren Sie schien verzweifelt, hätte er in Scott's Kopf problemlos die willkürlichsten Bedrohungen und Ängste projizieren können.
Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und entsperre den Bildschirm. Ich habe - wie bereits erwartet - keine neuen Nachrichten. Auch keine verpassten Anrufe. Von wem auch? Mein Blick schweift von dem Bildschirm zum oberen rechten Hand, wo der momentane Akkustand angezeigt wird. Nur noch knappe 10% bleiben mir für ein Telefonat. Kurz wäge ich ab, ob es nicht schlauer wäre mein Handy erst ein bisschen aufzuladen, bevor ich McCall anrufe - entscheide mich dann jedoch dagegen. Ich möchte dem Alpha die ganze Geschichte eh nicht übers Telefon erzählen. Somit sollte ich den Anruf kurz halten können.
Meine freie Hand streicht den Zettel auf meinem Schoß glatt, sodass ich die darauf gekritzelten Zahlen besser lesen kann. In der Zwischenzeit tippt meine andere Hand die Nummern bereits nacheinander ein, sodass sie schlussendlich auf dem Bildschirm erscheinen. Kurz überprüfe ich die eingetippte Nummer, stelle dann jedoch fest dass ich alles richtig abgeschrieben habe. Trotzdem zögere ich kurz meinen Finger auf den grünen Hörer zu drücken. Stattdessen schwebt er sekundenlang darüber, während sich in meinem Kopf vermehrt Zweifel aufbauen.
Doch schlussendlich verdränge ich alle in den Hintergrund und starte stattdessen den Anruf. Es wählt, dann ein gleichmäßiges klingeln, das mir anzeigt dass Scott noch nicht abgenommen hat. Mein Herzschlag beschleunigt sich minimal und während das Tuten in meinem Ohr zur, in den Hintergrund rutschenden, Gewohnheit übergeht, lausche ich kurz in das Apartment herein. Ich höre verschiedene Schritte die teilweise schnell, teilweise gemütlich über den Parkettboden laufen. Ich höre die Stimme meines Vaters die scheinbar Anweisungen erteilt. Ich möchte mich auf seine Worte konzentrieren, werde dann jedoch ruckartig zurück in mein Zimmer gerissen.
„Raven?" ertönt die ruhige Stimme von McCall und einerseits erleichtert, andererseits verwundert atme ich aus. Er wusste also doch von meiner Bitte an Theo. Ansonsten hätte er bei dem Anruf wohl unmöglich an mich gedacht. „Wir müssen reden," beantworte ich seinen fragenden Satz und versuche mir zur selben Zeit nicht anmerken zu lassen, dass ich leicht nervös bin. McCall würde so schnell wie möglich die Wahrheit wissen wollen - würde er wütend auf mich sein, wenn er erfährt, dass ich der Grund für Crowleys weitreichendes Wissen über das Rudel bin?
„Was ist passiert?" fragt Scott ohne langes Zögern nach und in seiner Stimme kann ich selbst durch das Handy noch die leichte Sorge mitschwingen hören. Außerdem glaube ich aus seiner Frage herauszuhören, dass er sich um mich sorgt. Scheinbar hat er - im Gegensatz zu mir - die kleine gewalttätige Auseinandersetzung mit Crowley nicht so schnell vergessen. Ich atme tief durch. „Mir geht es gut, wenn es das ist was du wissen willst!" Ich versuche meine Stimme möglichst locker klingen zu lassen, auch wenn ich davon überzeugt bin dass der Alpha problemlos meine Angespanntheit heraushören kann. Doch in dieser Sekunde stellt McCall keine weiteren Fragen, sondern wartet geduldig darauf, dass ich weiterspreche.
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Silver Bullet [Teen Wolf FF]
Fanfiction'We don't see things as they are, we see things as we are' Noch immer in der Welt unterwegs mit meinem psychopathischen Vater, auf der Suche nach der nicht gerade weniger psychopathischen Zielperson. Wie das noch besser werden kann? Oh keine Ahnung...