Nearly 6 Months ago
Ich werde schmerzhaft zu Boden geschleudert und schlittere dabei wenige Zentimeter über den nassen Asphalt. Ich spüre ein Brennen an meinen Knien und an meinen Händen. Ich muss noch nicht mal an mir herunter schauen um zu wissen, dass meine Klamotten zerissen und meine Haut mit Schürfwunden überzogen ist. Jedoch lasse ich mich von den brennenden Schmerzen nicht ablenken. Stattdessen konzentriere ich mich auf meinen Gegner, der bereits schon wieder über mir steht.
Er hat die Faust weit erhoben und ist bereit für den nächsten Schlag. Seine geballte Hand kommt näher. Doch kurz bevor sie mich erreichen kann, schlage ich ihm mit einem gekonnten Tritt die Füße unter dem Körper weg und drehe mich zur selben Zeit blitzschnell unter ihm weg. Dadurch verfehlt seine Faust mein Gesicht um wenige Millimeter und trifft stattdessen den harten Asphalt. Ich höre Knochen brechen und das Schmerzgeheule des Mannes. Alles innerhalb Sekunden. Dann setzt die Schwerkraft ein und der Mann fällt.
Ich springe elegant auf. Lasse meinen Feind jedoch nicht eine Sekunde aus den Augen. Er liegt noch immer auf den Boden. In dieser Sekunde mit schmerzverzerrtem Gesicht, einer blutenden Kopfwunde und seiner gebrochenen Hand, die alles andere als gut aussieht. Ich ziehe die Waffe aus meinem hinteren Hosenbund, dazu bereit den Angreifer hier und jetzt zu töten. Doch noch bevor ich die Waffe überhaupt erst hinter meinem Rücken hervorziehen und entsichern kann, wird mein Handgelenk fest gepackt. Innerhalb Millisekunden spüre ich einen weiteren Angreifer dicht an meinem Körper, der nicht damit zögert meinen Arm in Polizeimanieren in Richtung meines Nackens zu drücken.
Stechender Schmerz durchzuckt mich und trotz meinen Werwolfkräften schaffe ich es nicht, mich weiter an meine Schusswaffe zu krallen. Meine Finger entkrampfen sich und die Waffe rutscht aus meiner Hand. Klirrend fällt sie zu Boden und ich kann den Angreifer hinter mir nahezu lautlos erleichtert ausatmen hören. Ich spüre seine Unaufmerksamkeit und nutze sie bedenkenlos ein. Ich ramme ihm meinen freien Ellenbogen tief in den Bauch und lasse einen zielgenauer Tritt auf seine Kniescheibe folgen. Er krümmt sich zusammen und lässt meinen Arm los. Ich höre einen unterdrückten Schrei, bevor der Mann in meinem Rücken zurücktaumelt und aufgrund den Schmerzen in seinem Bein hilflos niederbricht.
Blitzschnell fahre ich herum und sehe somit zum ersten Mal den zweiten Angreifer, der sich als junger Mann mit pechschwarzen Haaren und dunkelgrünen Augen entpuppt. Auch wenn er in diesem Moment auf dem Boden liegt, in sich zusammen gekauert, stöhnend und den Tränen nahe, reicht ein einziger Blick um mir sicher zu sein, dass ich ihn nicht kenne.
Schritte hinter mir. Ohne zu Zögern ducke ich mich, wodurch nur noch das kurze Zischen der Luft über mir beweist, dass ich einer weiteren Attacke entkommen bin. Ich stoße mich mit meinen Händen von dem dreckigen Asphaltboden ab und nutze die Energie, um mich beim Aufstehen zu dem nächsten Angreifer umzudrehen. Es ist - überraschenderweise - eine ältere Frau. Hinter ihr ein muskelbepackter Mann, der mich mit seiner Größe um gut einen Kopf überragt. Ich setze ein spielerisches Lächeln auf und ziehe das Springmesser aus meiner Jackentasche. Die silberne Klinke schießt aus dem Griff hervor und verfängt sich im Licht der langsam untergehenden Sonne.
Die Frau, mit einem Baseballschläger, greift an. Ich passiere ihren ersten Schlag mit dem Unterarm. Auch wenn es höllisch schmerzt als der Holzschläger auf meinen Arm prallt. Jedoch nutze ich den Schmerz - und die kurzzeitige Selbstsicherheit der Frau - um mein Messer hochzureißen und es ihr mit der freien Hand in den Magen zu rammen. Jedoch ist sie schneller und dreht sich im letzten Moment zur Seite. Meine Klinge bohrt sich ins Leere und aufgrund des fehlenden Widerstandes stolpere ich überrascht nach vorne.
Der muskelbepackte Mann reagiert. Er macht einen Schritt nach vorne und packt meine Schulter. Er dreht sich - mit einer überraschenden leichtfüßigen Eleganz - an dem nach vorne stolpernden Ich vorbei und steht somit nach wenigen Sekunden hinter mir. Ich brauche zu lange um die Situation zu begreifen und habe somit keine Zeit mehr um zu verhindern, dass der muskelbepackte Mann mich eng an sich drückt und mir den Arm drückend auf den Hals presst. Für wenige Sekunden droht mir die Luft auszugehen und panisch versuche ich nach dem Mann zu treten und mich dabei geschickt aus seinem Griff zu lösen. Doch weder Taktik, noch meine übernatürliche Kraft erlaubt es mir, mich aus dem Würgegriff zu befreien.
Gerade als ich denke, nicht länger von der Ohnmacht fliehen zu können, höre ich eine weibliche Stimme, die dominant durch die Gasse ruft: „Genug!" Sofort wird der Griff um meinen Hals lockerer und gierig schnappe ich nach Luft. Zur selben Zeit lasse ich jedoch auch schon bereits meinen Blick durch die schattigen Ecken schweifen, auf der Suche nach der selbstbewussten, nicht kämpfenden Frau. Jedoch treten in diesem Moment nur zwei Männer vor mich. Keiner von ihnen sieht so aus, als hätten sie die Stimme einer Frau.
„Wer ist hier der Anführer?" frage ich jetzt mit lauter Stimme und visiere abwechselnd alle Angreifer in meinem Blickfeld an, „nur damit ich weiß, wen ich ignorieren soll!" Ein herzhaftes Lachen ertönt seitlich von mir und instinktiv möchte ich meinen Kopf zu dem Geräusch umdrehen. Jedoch lässt es der Arm des Angreifers, der noch immer hinter mir steht und mich jeder Zeit mit etwas Druck erwürgen könnte, nicht zu. Somit muss ich ungeduldig warten, bis die überraschend junge Frau aus dem Schatten der Gasse tritt und sich mit wenig Abstand vor mir platziert.
Ich bin überrascht über ihr Aussehen. Allen voran über ihr scheinbar jüngeres Alter, trotz dem ziemlich viele Männer unter ihrer Kontrolle stehen. Außerdem ist sie hübsch und scheinbar noch nicht lang genug dabei - oder zu gut - damit sich die Spuren von zahlreichen Kämpfen äußerlich auf ihrer Haut zeigen. Für wenige Sekunden vermute ich entgegen meiner Feststellung unter dem Kragen ihrer Jacke Narbengewebe an ihrem Hals zu sehen. Jedoch ist dieser Moment so schnell wieder vorbei und der Stoff so schnell wieder an deinen ursprünglichen Platz gerutscht, dass ich bei meinem ersten Gedankengang bleibe und mich stattdessen auf weitere Details konzentriere.
Dabei stelle ich sofort fest, dass sie kein Werwolf ist. Auch sonst scheint sie durch und durch menschlich zu sein, wie scheinbar alle ihre Schoßhündchen, die ich gerade kennenlernen durfte.„Raven Cooper. Wie man sie kennt und liebt," flötet die Frau jetzt mit einer freundlichen Stimme und wütend beobachte ich sie dabei. Denn auch wenn ihre Worte etwas anderes erahnen lassen, habe ich sie noch nie zuvor gesehen. „Endlich lernen wir uns mal kennen," spiele ich jetzt also ihr Spiel mit und lächele ebenfalls freundlich. Doch dann verschwindet mein Lächeln augenblicklich und mit hochgezogenen Augenbrauen spreche ich weiter „Wer auch immer Sie sind."
„Ich bin Tamora Monroe," sie kommt mit langsamen Schritten auf mich zu, „Und hier um dich zu töten!" Sie steht jetzt dicht vor mir und mit einem amüsierten Grinsen werfe ich ein: „Süß dass du das glaubst. Aber leider bist du nicht die einzige die bei diesem Vorsatz scheitert!" Bei meinen Worten bildet sich auch auf dem Gesicht der Frau ein humorvolles Lächeln, bevor sie ein Messer hervorzieht. Ich kann mich noch immer nicht bewegen, wodurch sie mir die kalte Klinge des Messers fest an den Hals drückt. Ich spüre den Schnitt und das Metall, dass sich durch den Druck in meine Haut bohrt. Warmes Blut fließt langsam über meinen Hals und das warme Prickeln kündigt meine Heilkräfte an, die jedoch nichts unternehmen können, solang das Messer an meinem Hals anliegt.
„Du versuchst dich zu heilen," stellt die Frau jetzt mit einem kurzen Blick auf meinen Hals fest. Dabei kann ich jedoch keine Faszination oder Angst an ihr wahrnehmen - wie sonst bei so vielen Gegnern - sondern nur puren Hass. Ich kann ihr Ansehen und auch an ihrem Körper riechen, dass ich für sie nichts weiter bin als Abschaum. Dass alle, die so sind wie ich, nicht mehr für sie sind.
„Und du versuchst mich naiverweise zu töten," stelle ich jetzt mit demselben Tonfall fest, während mein Kopf bereits fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser - ehrlich gesagt ziemlich kniffligen - Situation sucht. Denn auch wenn ich äußerlich nur so von Selbstvertrauen erstrahle, bin ich innerlich bereits am verzweifeln. Denn ich scheitere schon an dem Griff des Mannes, der sich bei dem kleinsten Fluchtversuch in einen tödlichen Würgegriff verwandeln würde. Selbst meine heilenden Werwolfkräfte hätten dabei nichts mehr zu sagen.
„Nicht nur dich," antwortet mir die junge Frau mit einem überlegenen Lächeln, „Ich werde alle übernatürlichen Wesen auf dieser Welt töten!" In derselben Sekunde tauchen aus dem Schatten der Häuserwände mehrere, dunkel gekleidete, Männer auf. Wortlos stürzten sie auf die Angreifer und retten mich von der jungen Frau, die mich mit ihren größenwahnsinnigen Worten verwirrt zurück lässt...und das länger als nur für ein paar Stunden.
DU LIEST GERADE
Silver Bullet [Teen Wolf FF]
Fanfiction'We don't see things as they are, we see things as we are' Noch immer in der Welt unterwegs mit meinem psychopathischen Vater, auf der Suche nach der nicht gerade weniger psychopathischen Zielperson. Wie das noch besser werden kann? Oh keine Ahnung...