58. Tamora Monroe und Theo Rakean

606 56 33
                                    

Feindselig starre ich Tamora an, die mit keinem freundlicheren Blick antwortet. Stattdessen hat sie die Arme vor der Brust verschränkt und mustert mich herablassend. Rechts neben mir steht Liam, links von mir Theo. Beide Schweigen auch wenn ich deutlich ihre kritischen Blicke auf mir spüren kann. Im Gegensatz zu mir scheinen sie meine Großmäuligkeit nicht angemessen zu finden.

„Ihr fragt euch bestimmt, warum wir euch genau hier her gebracht haben," meldet sich plötzlich Crowley zu Wort und tritt wenige Zentimeter nach vorne. Durch seine Bewegung unterbreche ich den Blickkontakt mit Tamora und richte meine Augen stattdessen auf meinen Vater, der eine vielversprechende Geste macht. Ich verdrehe darüber die Augen. Gleichzeitig lehne ich mich minimal zu Liam und murmele ihm hörbar laut zu: „Keine Sorge jetzt erzählt er uns gleich seinen bösen Plan und wir haben genügend Zeit abzuhauen," ich spüre Liam's verwirrten Blick auf mir und zucke leicht mit den Schultern. „Das ist es doch was die Bösen so machen!"

Das Schoßhündchen versteht meine Anspielung nicht sonderlich gut. Er scheint den Zusammenhang des Momentes nicht greifen zu können und scheint dementsprechend verwirrt. Jedoch meldet sich dafür Crowley zu Wort: „Nur dass wir dieses Mal nicht die Bösen sind!" Ein humorloses Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und mein Blick fällt zurück auf ihn. Er scheint seine Worte vollkommen ernst zu meinen und trotz des warnenden Blickes von Theo, räuspere ich mich und entgegne belächelnd: „Oh ja stimmt. Weil das hinterhältige Entführen von drei Jugendlichen auch so nett ist!" „Bitte Raven," wirft mein Vater jetzt mit gespielter Enttäuschung ein, „Weder der Angriff, noch die Entführung war hinterhältig!" „Ach ja?" stelle ich ihm jetzt eine spöttische Frage, bevor ich meine Erläuterung weiter ausführe: „Zu aller erstmal hast du mir eine dreistündige Frist gutgesprochen," bereits an dieser Stelle unterbricht mich mein Vater mit einem höhnische Unterton: „Ach bitte. Wir wissen doch beide, dass du die drei Stunden nie im Leben dafür genutzt hättest um ernsthaft über den Deal nachzudenken!"

Mir wird bewusst, dass Crowley in wirklich nie vor hatte mich in seine Reihen zurück kehren zu lassen. Er wollte mich überhaupt nicht mehr als seine rechte Hand, stattdessen hatte er die drei Stunden Frist als Tarnung genutzt, damit ich mich überlegen fühle und angreifbar werde. Guter Schachzug, Vater. Jedoch lasse ich mich von dieser Feststellung nicht aus der Fassung bringen und setze meine eigene Argumentation - Gründe für Crowleys Label als „Der Böse" - fort, ohne auf sein höhnisches Kommentar einzugehen. Dafür verschränke ich die Arme vor der Brust, ziehe meine Augenbrauen leicht an und sage ihn einem kritisierenden Ton: „Zweitens hat einer deiner Männer mich von hinten angegriffen. In den Rücken. Als ich nicht hingeschaut habe. Wirklich sehr fair!"

Ich schaue meinen Vater provokant an, bemerke dann jedoch sein abwesenden Blick und den leicht schräggelegten Kopf. Sofort deute ich die sichtbaren Zeichen und komme zu dem Entschluss, dass Crowley mit einem seiner Männern kommuniziert. Mir fällt sein kurzer, unzufriedener Blick auf, denn er jedoch innerhalb Sekunden wieder hinter einer überheblichen Mimik  versteckt. Ich möchte Liam und Theo über meine Vermutung, dass mein Vater gerade weniger gute Nachrichten erhält - wahrscheinlich auf Grund von Scotts Rudel - aufklären. Doch als ich mich Liam zuwende und mich leicht zu ihm lehne, fällt mein Blick auf einen schmalen Tisch an der Wand. Auf diesem stehen mehrere Taschen, unter anderem auch zahlreiche Waffenkoffer. Zwei Soldaten meines Vaters haben sich an je einem Ende des Tisches positioniert, haben jetzt jedoch ebenfalls den Kopf leicht schräg gelegt und kommunizieren somit wahrscheinlich ebenfalls mit Crowley.

Mein Blick schweift über den Tisch und ich erblicke eine schwarze Reisetasche. Ich brauche wenige Sekunden um sie als meine zu erkennen und zwei weitere, um anhand der Fülle der Tasche abzuschätzen, wie viel Crowley von meinen Sachen gefunden hat. Es scheint alles noch an seinem ursprünglichen Platz und erneut brauche ich wenige Sekunden bis mein Gehirn diese Information brauchbar nutzen kann: Direkt vor unserer Nase steht ein ganzes Waffenarsenal, alles auf mich abgestimmt und personalisiert...und mir wird auch klar, dass mein Vater auch sicherlich nicht das Geheimfach im Boden der Tasche gefunden hat. Und das würde wiederum heißen, dass die silbernen Patronen in greifbarer Nähe sind.

„Theo," hauche ich jetzt nahezu lautlos den Namen des Betas und als er mir einen Blick zuwirft, mache ich ihn möglichst unauffällig auf die Reisetasche links neben ihn aufmerksam. Er versteht, wirft mir jedoch einen verwirrten Blick zu. Mir wird klar, dass er die Tasche nicht als meine eigene wiederkennen kann - immerhin hatte er sie bisher noch nie zuvor gesehen - und auch von den übernatürlichen Kugeln kann er nichts wissen. Doch da wir für eine lange Erklärung keine Zeit haben, raune ich ihm einfach ein leises „Wir brauchen sie. Hilft uns hier raus" zu, was er aufgrund seines überdurchschnittlich gutem Gehör natürlich problemlos versteht. Er nickt wissend und wirft einen abschätzenden Blick durch den Raum. Ich habe Angst dass er sofort losstürmt und uns damit die einzige Chance auf einen endgültigen Fluchtversuch versaut. Immerhin ist der Raum gefüllt mit Soldaten meines Vaters und den Anhängern von Tamora. Selbst wenn ich und Liam ein Ablenkungsmanöver starten würden, würde Theo noch nicht einmal die Tasche erreichen - geschweige denn sie öffnen können - bevor ihm die Soldaten mehrere Kugeln in den Kopf jagen.

Plötzlich ergreift Theo meine Hand und mein Blick schellt von seinem Gesicht zu unseren, in einander verschränkten Händen. Ich möchte ihm meine Finger entziehen, jedoch presst er seine eigenen so stark zusammen sodass ich mich vorerst nicht unauffällig aus seinem Griff befreien kann. Also richte ich meinen Blick wütend auf sein Gesicht, in der Hoffnung eine gute Antwort von ihm zu kriegen. Doch die einzigen Signale die ich von ihm bekomme, sind sich schnell bewegende Augen und als ich der Bewegung folge, bemerke ich den kritisch beobachtenden Blick von Tamora. Sie scheint bemerkt zu haben, dass ich mit Theo geflüstert habe und jetzt verstehe ich seine Geste. „Keine Sorge, Babe. Wir kommen hier schon irgendwie raus," sagt Theo jetzt in einem leisen Ton, jedoch mit so einer lockeren Stimme, dass Tamora die Worte problemlos verstehen kann. Sie zieht die Augenbrauen zusammen, lässt sich dann jedoch von Crowley ablenken der mit schnellen Schritten den Raum verlässt.

Ich dagegen funkele dem Beta wütend an und presse meinen Kiefer zusammen. Mein Herz pulsiert wütend schnell gegen meine Brust und um ihm klar zu machen, dass er am besten keine weiteren solcher Kommentare zum Besten gibt, drücke ich seine Hand - die noch immer mit meiner verschränkt ist - langsam zusammen, sodass ich nahezu spüren kann, wie der Schmerz durch seinen Körper rennt.

Doch gerade als ich mir sicher bin, dass ich ihm seine Knochen entweder breche oder er mir die Hand im letzten Moment selbst entzieht, stößt mir Liam seinen Arm in die Rippen und meine Aufmerksamkeit wandert von Theo zu dem Schoßhündchen, dass die körperliche Interaktion zwischen mir und Mr. Besserwisser entweder noch nicht bemerkt hat oder sie überraschend gut ignoriert. „Leute," sagt Liam jetzt mit einem zögerlichen Unterton und fast schon automatisch löst sich meine Hand aus der von Theo. Dieses Mal versucht er meine Flucht aus der gespielt vertrauten Haltung auch nicht zu verhindern. Stattdessen lehnt er sich etwas näher zu mir, um auch selbst die Worte von Liam zu verstehen.

„Erkennt ihr auch diese Stimme wieder?"

Ich lege meinen Kopf kurz verwundert zur Seite und realisiere, dass in dieser Sekunde keiner in dem Raum spricht. Tamora starrt noch immer verbissen in Richtung Stahltüre, hinter der Crowley mit zwei seinen Männern verschwunden sein muss. Zu mindestens sind sie nicht länger im Raum. Doch dann verstehe ich Liam's Anspielung und aktiviere meinen übernatürlichen Gehörsinn, mit dem ich anfange in das ganze Gebäude herein zu lauschen. Dabei sind die ersten Stimme, die meine Ohren erreichen in scheinbarer Greifnähe. Ich schätze den wirklichen Abstand auf mehrere Meter, wonach sich die sprechenden Personen mehr oder weniger direkt vor der Stahltüre befinden. Das wiederum würde meine Vermutung stützen, dass Crowley durch diese verschwunden ist.

„Bringt ihn rein," höre ich in dieser Sekunde die vertraute Stimme meines Vaters, die einen befehlerischen Ton angeschlagen hat. Auf seinen Stau folgt ein gedämpftes Poltern und ein Fluchen. Dann ebenfalls eine altbekannte Stimme, die sarkastisch provokant einwirft: „Hey. Finger weg! Um so mit mir umzugehen, solltest du mich vorher wenigstens zum Kaffee einladen!" Problemlos erkenne ich die Jungenstimme wieder und obwohl ich über das Auftauchen des Teenagers eigentlich froh sein sollte, würde ich mir in dieser Sekunde liebend gerne gegen die Stirn schlagen. Denn bei der Person handelt es sich um niemanden geringeren als Stiles Stilinski.

—-
Willkommen zurück 😊 nach vier Tagen Southside bin ich körperlich kaputt aber so gut gelaunt wie schon lange nicht mehr. Hoffe euch gefällt das Kapitel mit dem winzigen #Thaven Moment - nur wegen euch habe ich diesen kleinen Moment der Tarnung eingebaut. Wir sehen uns beim nächsten Kapitel ❤️😊

Lg CoolerBenutzername
—-

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt