„Steh auf!" fordert mein Vater mit einer strengen Stimme und tritt wenige Schritte zurück, um mir das Aufstehen zu erleichtern. Blut läuft mir über die Stirn und verklebt meine zerzausten Haare. Langsam rappele ich mich erst zu einer sitzenden Haltung auf, bevor ich mich schwerfällig auf die Beine stemme. Schmerzen rasen durch meinen Körper, doch in diesem Moment kann ich froh sein, überhaupt noch am Leben zu sein. Noch immer richtet Crowley meine eigene Waffe auf mich, jedoch hat er bisher noch nicht abgedrückt. Stattdessen bringt er einen meterweiten Abstand zwischen uns. Ich vermute dahinter einen rein praktischen Grund.
Mehr Schussfreiheit und weniger Blut landet auf seinen Klamotten.
Ein höhnisches Lächeln bildet sich bei diesem Gedanken auf meinen Lippen und um das Schauspiel zu perfektionieren, hebe ich langsam die Hände kapitulierend vor meine Brust. „Bitte schieß nicht," heuchle ich ihm meine Angst vor, bevor ich die Augen abffällig verdrehe. „Raven!" ertönt plötzlich ein lauter Ruf, seitlich von mir. Automatisch erkennt mein Gehirn die Stimme als die von McCall und nahezu gleichzeitig wie der Kopf meines Vaters werfe ich einen Blick zur Bürotüre. Die steht noch immer speerangelweit offen und birgt tatsächlich den Alpha. Dieser steht in kampfbereiter Haltung im Türrahmen und lässt den Blick aufmerksam zwischen mir und Crowley schweifen. „Na toll jetzt kommt auch noch deine ganzen Freunde," höhnt Crowley und aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie er erneut wenige Schritte zurückweicht. Mit einem schlendernden Gang läuft er wenige Schritte durch den Raum ohne mir näher zukommen, bevor er die Ladung meiner Waffe überprüft. Ich kann sehen, wie Scott die Anstalt macht in meine Richtung zu kommen. Mit einer strengen Handbewegung befehle ich ihm zum Stehenbleiben und zum ersten - gefühlten - Mal gehorcht er mir. Er verharrt in seiner Haltung und bleibt im Türrahme stehen.
Ich drehe meinen Kopf Crowley zu, der in der Zwischenzeit die einzelne Lutrinae Patrone in den Händen hält und sie untersuchend in den Fingern hin und her dreht. Seine Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen und während er sich in aller Ruhe die Zeit nimmt die Patrone weiter zu analysieren, werde ich nervös. Ich lasse meinen Vater nicht aus den Augen, aus Angst er würde meine Unaufmerksamkeit nutzen. Jedoch hat er in dieser Sekunde keinerlei Interesse an mir. Stattdessen mustert er weiterhin die Kugel und lässt mir dabei aus irgendeinem unverständlichen Grund Zeit, die Situation mit Scott zu regeln.
Ich richte meine Aufmerksamkeit zurück auf den Alpha und nehme aus seiner Richtung nahezu sofort den starken Geruch der Besorgnis war, was bei mir eine schlimme Vorahnung hervorruft. Im selben Moment höre ich meinen Vater leise Lutrinae vor sich hinmurmeln und obwohl er leise spricht, entgeht mir nicht das Fachwort für die tödliche Kugel. Er weiß also, um was es sich in seinen Fingern handelt. Trotz dieses erschreckenden Faktes, lenke ich meine Konzentration zurück auf den Alpha. Dieser wirkt doppelt so angespannt wie ich selbst. Vor allem jetzt, wo mein Vater die Waffe in seinen Händen erneut nachlädt.
„Scott," sage ich jetzt mit warnender Stimme, „Gerade ist kein guter Zeitpunkt. Du solltest gehen," ich mache eine dramatische Pause, „Oder du wirst hier und jetzt sterben!" In dieser Sekunde meldet sich auch wieder mein Vater zu Wort, indem er erst amüsiert auflacht und dann zustimmend einwirft: „Da sind wir ja endlich mal einer Meinung, Teuerste!" Ich unterdrücke einen Würgreiz und versuche dem Alpha stattdessen mit meinem Blick das zu sagen, was mit Worten bei ihm scheinbar nicht ankommt. Er muss sofort hier verschwinden. Ansonsten wird mein Tod zu seinem.
Ich spüre wie Scott meinen Blick erwidert. Zur selben Zeit greift er in seine Jackentasche und ich sehe einen schwarzen Griff aufblitzen. Genau wie Crowley. Innerhalb Millisekunden hat mein Vater den Lauf meiner Waffe auf den Alpha gerichtet, der drauf und dran ist eine Waffe aus seiner Tasche zu ziehen. Doch auch jetzt handelt Crowley nicht voreilig und drückt sofort den Abzug. Sttatdessen rät er mit einer väterlichen Stimme: „Das würde ich lieber sein lassen, mein Sohn." Trotz der Warnung meines Vaters und der, auf ihn gerichteten, Waffe meint Scott den Helden spielen zu müssen. Er zieht die Handfeuerwaffe vollständig aus seiner Tasche und obwohl er es in Zeitlupe und mit aller Vorsicht macht, spüre ich Crowleys Missmut. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie jeder Muskel meines Vaters angespannt ist und er mit dem Gedanken spielt Scott hier und jetzt zu töten.
Instiktiv möchte ich mich vor den Alpha - und somit in die Schussbahn stellen - unterdrücke dann jedoch diesen Gedanken. Die Lutrinae Patrone würde mich bei einem guten Schuss nahezu sofort töten und Scott wahrscheinlich nachträglich - wenn die Kugel auch seinen Körper trifft - mit dem restlichen Gift infizieren. Somit hat es kein Sinn mich selbst zu opfern un ich bleibe voller Anspannung stehen.
„Scott das ist keine gute Idee," versuche ich auf den Alpha einzureden. Gleichzeitig hebe ich langsam meine Hände, sodass sie erneut eine abwehrende - in dieser Sekunde jedoch auch beruhigende - Wirkung zeigen. „Ich weiß," lenkt der Teenager jetzt ein, „Das hier ist dein Kampf!" Mit diesen prophezeischen Worten, macht er eine schnelle Handbewegung und wirft die Pistole in meine Richtung. Geschockt starre ich den Alpha an, reagiere dank meiner Werwolfskräfte jedoch instiktiv schnell und fange die Waffe geschickt auf. Mit nur einer weiteren Bewegung habe ich sie schussbereit in meiner rechten Hand. Trotzdem kann ich dieser Sekunde nur daran denken, wie viel Glück der Alpha gehabt hat, dass mein Vater nicht instinktiv bei der schnellen Bewegung abgedrückt hat.
„Es soll doch fair bleiben," sagt Scott in dieser Sekunde an meinen Vater und zwinkert ihm dabei sogar noch zu. Überrascht von dieser Aussage - und dem Augenzwinkern - starre ich den Alpha sprachlos an. Erst mein Vater schafft es mich aus meiner Starre zu lösen. „Du hast Recht. Ich möchte mir ja nicht noch einmal anhören müssen, dass ich scheinbar mit unfairen Mitteln kämpfe!" Ich presse meinen Kiefer aufeinander, der noch immer von dem zuvorigen Bruch schmerzt. Jedoch durchfährt mich der Schmerz wie eine aufputschende Adrenalinwelle und während ich Blick und Waffe auf ihn richte, berufe ich mich zur Konzentration. McCall hat in dieser Sekunde die richtige Entscheidung getroffen und mir die Führung des Kampfes überlassen.
Ich sehe meinem Vater an, dass er zwar kampfbereit ist, jedoch nicht vorhat als Erstes zu schießen. Deshalb tue ich vorerst nichts, was ihn provozieren könnte und überprüfe dabei innerhalb weniger Sekunden die Ladung der Waffe. Jedoch fällt in meine Hand - wie Minuten zuvor bei meinem Vater - nur eine einzelne Patrone. Sie ist silbern und auf dem abgeflachten Ende pragt das inzwischen bekannte Motiv des sich um eine Blume windenden Otters. Sanft streiche ich mit der Fingerspitze über die Einkerbung. Es handelt sich um die zweite Lutrinae Patrone, die ich Scott bevor unserer Trennung anvertraut habe.
Ich atme tief durch, bevor ich die Kugel zurück in den Schaft schiebe und die Waffe entsichere. Anschließend richte ich den Lauf der Pistole auf meinen Vater, der meinen Bewegungen folgt. Somit richten wir gegenseitig Waffen mit tödlicher Munition auf uns. Ich spüre Scott seitlich von mir angespannt die Luft anhalten und obwohl er schweigt, kann ich ihn innerlich fast schon beten hören. Ich richte meine Konzentration zurück auf meinen Vater, der mich schon seit Sekunden schweigend anstarrt. Wir beide warten darauf, dass der jeweils andere den ersten Fehler begeht. Dass seine Muskeln zucken, dass er einen Schritt näher kommt oder den Finger am Abzug nur wenige Zentimeter weiter anspannt. Dann hätte der Andere einen Grund zum Schießen. So jedoch halten wir beide die Waffen auf einander gerichtet, ohne uns zu bewegen.
„Wir sehen uns auf der anderen Seite," sage ich jetzt mit Blick auf Crowley. Jedoch habe ich selbst keine Ahnung ob ich in dieser Sekunde zu ihm spreche oder zu Scott. Stattdessen reagiere ich. Bewegung kommt in meinen Körper und ich drücke ab. Der Rückstoß reist mich wie erwartet wenige Millimeter zurück und der Schall des Schusses hallt unangenehm laut durch den Raum. Sekunden später ertönt ein weiterer Knall, dieses Mal aus der Richtung meines Vaters. Ich sehe wie sich der Schuss aus seiner Waffe löst und auf mich zufliegt. Ich reagiere und lasse mich fallen.
Jedoch ist es unmöglich, der Kugel rechtzeitig zu entkommen.
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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und das man die Spannung einigermaßen ertragen kann 😅 ihr wisst ja ich liebe spektakuläre Cliffhanger also verzeiht mir bitte. Aber wenn ihr schön brav weiterlest schaffen wir es vielleicht noch vor dem Ende des Buches auf über 14K Reads würde mich auf alle Fälle mega freuen - ihr seid die bestenLg CoolerBenutzername
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Silver Bullet [Teen Wolf FF]
Fanfiction'We don't see things as they are, we see things as we are' Noch immer in der Welt unterwegs mit meinem psychopathischen Vater, auf der Suche nach der nicht gerade weniger psychopathischen Zielperson. Wie das noch besser werden kann? Oh keine Ahnung...