63. Raven Cooper #TeamUp

596 45 19
                                    

Großzügig teile ich meine Waffen auf die anwesenden Rudelmitglieder auf, während ich zur selben Zeit gekonnt ignoriere dass sie in dem letzten Jahr scheinbar noch immer nicht gelernt haben mit Handfeuerwaffen richtig umzugehen. In dieser Sekunde werfe ich Derek eine meiner Lieblingspistolen zu und gekonnt fängt er sie auf. Er wirft einen analysierenden Blick darauf, bevor er die Munition checkt und die Pistole griffbereit in seinen hinteren Hosenbund schiebt. Überrascht über sein offenkundiges Wissen, ziehe ich meine Augenbrauen hoch. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass in dieser Sekunde alle Teenager um uns herum mit ihren Waffen beschäftigt sind, frage ich direkt an meinen Onkel gewandt: „So vertraut mit Waffen?" 

Er scheint nicht sonderlich überrascht über meine Frage. Er hebt leicht seinen Kopf, zieht die Augenbrauen nach oben und wirft mir einen Blick zu. Dann erklärt er mir halbherzig: „Ich hatte mal eine," er zögert kurz, „Freundin. Sie hat mir das ein oder andere, was Waffen betrifft, gezeigt!" Seine Worte klingen verdächtig wage und augenverdrehend erwidere ich: „Schon klar, Mr. Grey!" Anschließend wende ich mich wieder meiner Reisetasche zu, in der sich nur noch wenige Waffen befinden. Drei Pistolen, zwei Springmesser und die zwei silbernen Patronen. Die zwei Messer nehme ich selbst an mich und verstaue sie rutschsicher in meinem rechten Boot und meiner linken Hosentasche. Von den übriggebliebene Handfeuerwaffen nehme ich mir nur zwei heraus. Die letzte übergebe ich Stiles, auch wenn ich bei ihm eigentlich auf jegliche Bewaffnung verzichten wollen würde. Jedoch scheint er dieses Mal seinen metallischen Baseballschläger vergessen zu haben, den stattdessen Mason in den Händen hält.

Anschließend taucht meine Hand erneut in die Reisetasche unter und sucht tastend den Boden ab. Noch immer bin ich auf der Suche nach den zwei silbernen Patronen, die jedes übernatürliche Wesen töten können. In dieser Sekunde ergreift Theo das Wort: „Wir sollten uns in Bewegung halten. In der Zwischenzeit sind sie bestimmt schon über alle Berge!" Während meine Finger triumphierend die zwei Patronen herausziehen, werfe ich dem Teenager einen kurzen Blick zu, bevor ich ihm widersprechend erkläre: „Mein Vater würde sich nicht zurückziehen. Nicht jetzt. Er hat einen von uns, gefühlt tausend Anhänger und die bessere Position," ich schüttele leicht den Kopf als ich Crowleys Plan noch während meiner eigenen Erklärung anfange zu verstehen, „Es war von Anfang an sein Plan das ganze Rudel hier her zu locken. Damit hat er Tamara auf seiner Seite und die Chance uns alle auf einmal töten. Wahrscheinlich hat er nur nicht gerade damit gerechnet, dass ihr alle Fenster zerbrecht!"

„Also wollte er Corey von Anfang an entführen?" fragt McCalls Schoßhündchen jetzt hörbar verwundert und gleichzeitig wütend nach. Ich kann sehen, dass er das entführte Chamäleon nicht annähernd so gut leiden kann wie seinen besten Freund Mason. Trotzdem scheint er sich gut genug mit ihm zu verstehen, um ihn retten zu wollen. „Nein nicht unbedingt," als Antwort zucke ich gleichzeitig mit den Schultern und schüttele den Kopf, „Er wollte irgendjemand aus dem Rudel als Geisel nehmen. Hauptsache wir haben einen Grund vorzudringen. Er möchte uns alle töten!" „Na toll und was jetzt?" fragt Stiles fast schon sarkastisch nach und ich stelle nebensächlich fest, dass er seine Waffe an Derek weitergegeben hat. Gottseidank. „Wir teilen uns auf. Suchen das Gebäude Stück für Stück ab. Crowley wird erwarten, dass wir ihm in unvorbereiteter Hektik folgen und er wird vor allem auch erwarten, dass wir zusammen bleiben!"

In dieser Sekunde fühle ich mich unbesiegbar. Problemlos durchschaue ich meinen Vater in seinem Plan. Zur selben Zeit läuft mir jedoch auch ein kalter Schauer über den Rücken. Crowley so gut zu verstehen, bedeutet nicht nur ihm überlegen sein zu können. Ich und er sind uns in dem letzten Jahr wohl doch ähnlicher geworden als immer von uns gedacht. Ich fahre mir durch die Haare und stehe von dem dreckigen Boden auf, auf dem ich in den letzten Sekunden gekniet habe. Meine inzwischen leere Reisetasche kicke ich anschließend unachtsam zur Seite. Als ich meinen Blick zurück auf das Rudel richte, kann ich in fast jedem Gesicht sehen, dass ihnen meine Beschreibung von Crowleys Plan einleuchtet. Wahrscheinlich wird ihnen dabei auch bewusst, dass sie ohne mich wahrscheinlich genauso wie von meinem Vater erwartet gehandelt hätten.

Sie wären ihm hektisch gefolgt. Ohne Plan. Ohne Waffen. Nur getrieben von der Sorge und der Angst ihres Freundes. Für Crowley wäre es ab diesem Punkt ein leichtes Spiel gewesen, sie alle nacheinander zu töten. Doch dank meiner kurzzeitigen Ohnmacht, meinen kurzen Kontrollverlust und meiner Reisetasche handeln wir jetzt hoffentlich höchst überraschend.

„Ihr verteilt euch im West, Ost und Nord Sektor," ich richte meinen Blick auf den noch unerwähnten Südsektor. Durch diesen sind Crowley und Tamora geflohen. „Und ich nehme mir den Südlichen vor," beende ich jetzt meinen Satz und verstaue die drei Patronen sicher in meiner Jackentasche. „Du gehst nicht alleine," wirft Scott jetzt befehlerisch ein und hält mich somit davon ab, mich in Bewegung zu setzen. Ein höhnisches Lächeln legt sich auf meine Lippen, bevor ich sarkastisch einwerfe: „Weil es das letzte Mal ja auch so viel gebracht hat!" Ich verdrehe die Augen und weise Scott mit meinen Worten nur zu gerne darauf hin, dass ich das letzte Mal seinen Worten gefolgt bin und mit zwei seiner Leute - Liam und Theo - aufgebrochen bin...und wie gesagt, hat das nicht sonderlich gut geendet. Um genau zu sein, ist Scotts Team-Bedingung der Grund warum wir jetzt alle hier stehen und nicht nur ich alleine.

„Ich lasse dich nicht alleine gehen," widerspricht Scott sofort meinen unterschwelligen Widerworten und augenverdrehend gebe ich nach. Jetzt eine zu lange Diskussion zu führen, könnte schlussendlich noch dazu führen, dass mein Vater einen nervösen Finger bekommt und Corey noch vor einer Rettung erschiesst. Also zucke ich mit den Schultern und winke meinen Onkel zu mir herüber. „Dann nehme ich Derek mit," sage ich gleichzeitig laut und obwohl ich keine Ahnung habe, warum ich mich in dieser Sekunde gerade für ihn entscheide, habe ich ein gutes Gefühl bei dieser Wahl. Zu mindestens ist es mir lieber die nächste Zeit mit ihm zu verbringen, anstatt mit Miss Außerkontrolle, Mr. Große Klappe oder McCall höchstpersönlich. Denn beim Letzteren müsste ich mit tiefgründigen Gesprächen rechnen, die sich in letzter Zeit zwischen uns häufen. Doch noch schlimmer wäre Peter Hale. Ihn würde ich bereits nach wenigen Sekunden erschießen, was unsere Situation in diesem Moment nicht gerade besser machen würde.

„Noch Fragen?"

Ungeduldig warte ich wenige Sekunden auf Wiederworte. Doch dieses Mal scheint keiner aus dem Rudel - selbst die unzufrieden dreinblickende Malia nicht - Einwände zu haben und somit scheint es langsam zur Gewohnheit zu werden, mein Plan mit winzigen Zweitänderungen von Scott durchzuführen. Ich werfe mir die Haare schwungvoll über die Schultern, bevor ich mich ohne weitere Worte von dem Rudel wegdrehe und den Durchgang ansteuere, durch den mein Vater verschwunden ist. Auch ohne einen Blick zurück zuwerfen, höre ich, dass Derek mir ebenfalls ohne Wiederworte folgt. Überraschenderweise scheint er nichts gegen etwas Familienzeit einzuwenden zu haben. Meine freien Hände versinken locker in den Taschen meiner Jacke und mit einer ertaste ich die zwei Patronen.

„Ach ja und Scott," während ich den Alpha anspreche, bleibe ich stehen und drehe mich anschließend ein letztes Mal zu ihm um. Derek neben mir hält ebenfalls in seiner Bewegung inne, dreht sich jedoch nur mit dem Oberkörper leicht zurück. Scott hat seinen Blick bereits auf uns gerichtet und mit schnellen Schritten kehre ich zu ihm zurück. Dafür muss ich nur wenige Meter überbrücken. Dann stehe ich erneut vor ihm und wortlos ziehe ich meine geballte Hand hervor. In dieser befindet sich eine der silbernen Kugeln.

„Falls du Crowley oder Tamora sehen solltest," mit meiner freien Hand nehme ich seine und platziere sie mit der Handfläche nach oben vor seinem Körper. Scott wehrt sich nicht und wartet stattdessen geduldig auf meine nächsten Worte. Stattdessen spüre ich Peters interessierten Blick auf mir hängen, was ich jedoch ignoriere. „Dann schieße nicht daneben," ich lege Scott die silberne Patrone in die Finger und ich kann sehen, wie er sie neugierig mustert. Für ihn muss sie - wie wenige Tage zuvor für Steve - aussehen wie eine normale Pistolenkugel. Jedoch habe ich in dieser Sekunde nicht vor, ihm die ganze Geschichte hinter den Patronen zu erzählen. Stattdessen ringe ich mich nur zu einer wagen, jedoch eindringlichen Erklärung durch: „Diese Kugel tötet jeden. Ob übernatürlich oder nicht...," ich mache eine dramatische Sprechpausen, „Und du hast nur eine Chance!"

Bevor der Alpha genauer nachfragen kann, habe ich ihm respektvoll zugenickt und mich von ihm weggedreht. Mit schnellen Schritten schließe ich erneut zu Derek auf und dieses Mal lasse ich mich nicht erneut aufhalten. Stattdessen steuern ich und mein Onkel geradewegs auf den Gang zu, mit der Gewissheit, auf der Suche nach Corey in mehrere tödliche Gefahren zu laufen. Jedoch fühle ich mich in dieser Sekunde etwas besser, als noch Minuten zuvor. Denn der Gedanke, Scott mit dieser Kugel gleiche Chancen und vor allem etwas Schutz zu übergeben, lässt mich vergessen, dass schon ich alleine keine Chance gegen meinen Vater und seine Gefolgsleute hatte.

Ich möchte es nicht zugegeben, aber die übriggebliebene Patron in meiner Jacke ist womöglich unsere einzige Chance, um gegen Crowley ein für alle Mal zu gewinnen.

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt