Das Herz

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„Wie hast du das ganze Drama verarbeitet Ally?", fragte mich Liv.

„Welches Drama?", stellte ich die Gegenfrage. Natürlich war mir sehr klar, welches Drama Liv meinte, doch eigentlich wollte ich dies nur noch verdrängen.

„Allyson, ich merke sehr wohl, dass du noch nicht ganz damit abgeschlossen hast. Jetzt rück mit der Sprache raus. Es wird dir besser gehen, wenn du mit mir geredet hast."

„Etwas enttäuscht bin ich schon noch, vielleicht auch noch leicht verletzt. Ein Rest von Unsicherheit ist noch vorhanden und der wird auch nicht so schnell verschwinden. Doch ich möchte die Geschichte einfach nur vergessen und nach vorne blicken. Jedes Paar hat ab und an Streitigkeiten. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass unser erster Streit nicht so starke Auswirkungen gehabt hätte, aber ich kann es nicht mehr ändern. Ich hoffe einfach, dass Lucas bewusst geworden ist, was er mir damit zugesetzt hat und wie ich mich gefühlt habe. Ich möchte das nicht noch einmal erleben müssen", stellte ich klar und stand auf.

Ich sah aus dem Fenster und genoss die Aussicht. Liv und ich sind hoch gegangen, denn in der oberen Etage ist es einfach gemütlicher.

„Lucas hat seinen Fehler eingesehen. Er wird ihn nicht nochmal wiederholen, glaub mir. Du bist für ihn die wichtigste Person. Er liebt dich von ganzem Herzen und er wollte dich niemals mit Absicht verletzten. Er war einfach nur ein Idiot und hat seine Augen nicht weit genug geöffnet um zu erkennen, was er falsch gemacht hat. Außerdem bekommt er es mit mir zu tun, wenn er dich nochmal so verletzten sollte", versprach mir Liv.

„Danke Liv, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Ich liebe deinen Bruder auch, sehr sogar. Wir werden das schon wieder hinbekommen. Ich habe ihm verziehen. Wir brauchen einfach nur noch etwas mehr Zeit und dann haben wir die Sache auch überstanden. Aber nun zu dir Liv. Du kannst mir nicht weismachen, dass du nur wegen meines Dramas eine ganze Woche eher aus San Francisco gekommen bist. Ich sehe doch, dass da mehr dahinter steckt", hakte ich bei meiner besten Freundin nach und sah sie prüfend an. Sie schluckte und sah woanders hin, nur nicht zu mir.

„Da bildest du dir etwas ein Ally. Mir geht es gut, keine Sorge", redete sich Liv heraus.

„Du weißt, dass du es mir sagen kannst, oder Liv? Ich höre dir immer zu", erklärte ich meiner besten Freundin.

„Ich weiß Ally. Ich kann nur noch nicht darüber reden", gab sie zu und lächelte gequält.

„Jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen."

„Ich brauche einfach etwas Ablenkung, okay? Erzähl mir lieber, wie das Treffen mit meinen Eltern war. Ich hoffe doch sehr, dass dich Mum ins Herz geschlossen hat."

Bevor ich antworten konnte, kam mir jemand zuvor: „Mum liebt sie. Du hast ihr ja auch schon genug über Ally erzählt, sodass sie gar keine andere Wahl hätte, Schwesterchen."

„Lucas, mit dir hätte ich jetzt nicht gerechnet. Hast du dir etwa die Mittagspause für Ally frei gehalten?", spielte Liv auf das letzte Geschehen an und Lucas verzog gequält das Gesicht.

„Ich weiß, dass du sauer auf mich bist Liv, aber Ally hat mir verziehen. Würdest du mir bitte auch verzeihen und deine Standpauke einfach runterschlucken?", bat Lucas seine kleine Schwester inständig.

„Du bist mein Bruder und wenn ich dir nicht manchmal zeigen würde, was für ein Idiot du sein kannst, hättest du echt ein riesen großes Problem. Du hast meine beste Freundin extrem verletzt. Der erste Streit hätte sich um etwas Banales drehen sollen, wie die Planung der Feiertage oder um ein neues Haustier. Aber ganz sicher nicht um eine Bohnenstange, die in dich verschossen ist und der du nicht aus dem Weg gehst. Glaub mir Lucas, ich werde die Sache nicht so schnell vergessen."

Mein wahrer Gentleman?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt