Farbschlacht

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„Wieso bist du eigentlich nie in deiner Wohnung, wenn ich zu dir möchte?", fragte ich meine beste Freundin, nachdem sie mich in die Galerie hinein ließ.

„Wenn du mir einfach eine Nachricht schreiben würdest, könnte ich dir sagen wo ich bin. Außerdem sollten dir die letzten Tage doch bestätigt haben, dass ich eigentlich immer hier bin", antwortete mir Liv und klang genervt.

Wahrscheinlich habe ich mich die ganze letzte Woche schon zu sehr um sie gekümmert, sodass sie genervt von mir ist. Aber wenn ich ehrlich sein soll, bin ich mehr als froh, dass ich Liv nicht alleine gelassen habe. Ich habe mir riesen große Sorgen um sie gemacht, nachdem sie letzte Woche einfach so aus dem Laden gestürmt ist. Ich habe dann bei ihr geklingelt und sie hat mir weinend die Tür geöffnet. Seit dem haben wir die ganze Woche etwas zusammen unternommen. Wir sind shoppen gegangen, haben bis in die Nacht irgendwelche kitschigen Filme gesehen, bis hin zum Frust-essen. Auch Lucas habe ich den einen oder anderen Abend zu seiner Schwester geschickt, damit sie auf andere Gedanken kommt. Diese Woche hat sich Liv jedoch zurückgezogen und blieb viel zu lange in der Galerie, wo sie an neuen Bildern arbeitete. Deshalb bin ich nun hierhergekommen, um nach ihr zu sehen.

Wir gingen in die obere Etage und standen in dem Atelier für die Künstler, welche in der Galerie arbeiten. Liv bedauert es sehr, dass sie in ihrer Wohnung nicht den nötigen Platz für ihr eigenes Atelier hat. Sie kann sich am besten kreativ entfalten, wenn sie alleine ist.

„Wow", staunte ich und blieb mitten im Raum stehen.

Vor mir stand ein wunderschönes Kunstwerk. Ich habe zwar keine Ahnung von Kunst, aber das hier sieht großartig aus. Auf dem ersten Blick wirkt es, als wenn man auf ein riesengroßes Buch schauen würde. Doch wenn man genauer hinblickt erkennt man, dass die Wörter ineinander verfließen, sie bilden eine Einheit. Wundervolle, geschwungene Buchstaben werden zu einem Wort. Freundschaft, Liebe, Schmerz und das Wort Traum sehe ich als erstes. Liv hat mehr als einhundert Wörter aufgeschrieben, die ich gar nicht alle aufzählen könnte. Das Bild sieht wundervoll aus und berührt mich auf eine Art, die ich nicht erklären kann.

„Gefällt es dir? Ich wollte einfach zeichnen und plötzlich hatte ich diese Idee, dass ich ein Bild für deinen neuen Buchladen zeichnen möchte. Also habe ich einfach angefangen, mir einen Pinsel geschnappt und die Wörter aufgeschrieben, die mir in den Sinn gekommen sind. Jedes einzelne Wort hat eine andere Bedeutung doch zusammen bilden sie ein gemeinsames Werk."

Ich ging auf Liv zu und zog sie in eine Umarmung.

„Danke Liv. Ich liebe das Bild. Es berührt mich. Du hast meine Leidenschaft festgehalten und dafür bin ich dir dankbar. Das bedeutet mir viel. Du hast dich selbst übertroffen. Dankeschön", bedankte ich mich bei meiner besten Freundin und löste mich aus der Umarmung.

„Danke, dass du in den letzten Tagen für mich da warst und mir nicht von der Seite gewichen bist. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Du bist die allerbeste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Deswegen, wirst du das hier schnell drüber ziehen." Liv reichte mir einen weißen Kittel, welcher schon mit vielen Farbtupfern verziert war.

„Was hast du denn vor? Ich erinnere dich nur zu gern daran, dass ich nicht zeichnen kann."

„Ich bin deine beste Freundin und wir werden jetzt gemeinsam meiner Leidenschaft nachgehen. Lass deiner Kreativität einfach freien Lauf. Dir sind keine Grenzen gesetzt. Das wird Spaß machen. Vertrau mir", versprach mir Liv und überreichte mir einen Pinsel.

„Sag aber hinterher nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte", sagte ich zu meiner besten Freundin und grinste sie an.

„Hauptsache wir haben Spaß. Das ist das wichtigste. Na los Ally! Du kannst deine kreative Ader bestimmt auch in Farbe umsetzten", motivierte mich Liv.

Mein wahrer Gentleman?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt