Kapitel 22

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"Saphira, halt durch und sag mir wo du bist." Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sie wieder zu öffnen. Es war so schwer wach zubleiben. Doch sie musste. Wenn sie jetzt aufgab, verlor sie. Verloren ihre Brüder.
Saphira riss die Augen auf. "Friedhof." brachte sie heraus. "Ich bin gleich da. Halt durch!", rief Jake ihr durchs Handy zu und sie nickte. Auch wenn Jake es nicht mitbekommen würde.
"Zum Friedhof. Schnell! Und ich brauche...", hörte sie Jakes Stimme. 

Wahrscheinlich war er gleich da. Saphira müsste nur ein kleines bisschen länger durchhalten und dann wäre Jake da. Alles würde gut ausgehen, wenn sie etwas länger durchhielt. Die Dunkelheit und somit die Befreiung zu verdrängen war aber schwer. Sehr schwer. Die Versuchung war zu leicht, einfach die Augen zu schließen und nichts mehr mitbekommen zu müssen. Trotzdem trieb sie sich bis ans Ende ihrer Kräfte, um nicht die Augen zu schließen. "Saphira, versuch mit mir zu reden.", ordnete Jake ihr an. "Was für Verletzungen hast du?", fragte er und sie riss sich zusammen. Sie musste Jake auch helfen, wenn sie überleben wollte. Alleine konnte er auch nichts machen. Deswegen hob sie ihren Arm und drückte ihn auf die Verletzungen im Bauch, um die Blutung etwas zu stoppen. "Mehrere Schnitte und eine schlimme im Bauch." brachte sie hervor. "Und noch eine in der Seite. Zwei Schüsse. Schulterblatt und Rippe."
"Nur noch ganz kurz. Wir sind gleich da.", meinte Jake und die Verzweiflung in seiner Stimme war zu hören. "Denk dran was ich dir beigebracht habe und mach es." Jake brachte ihr vor Jahren bei, wie sie im Notfall handeln soll und was sie machen kann, wenn sie nichts dabei hatte. In diesem Fall sollte sie versuchen, so gut wie möglich, die Blutung zu stoppen und tief ein und aus atmen, damit sie bei Bewusstsein blieb. Saphira tat dies jetzt auch. Den Arm drückte sie ja schon auf die Wunde. Nun atmete sie so ruhig sie konnte ein und aus. 

Jake meinte zwar es würde nicht lange dauern, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Als würden Jahre vergehen, bis sie sah wie der Krankenwagen um die Ecke bog und zum stehen kam. Sofort lief Jake gefolgt von mehreren Sanitätern auf sie zu. Er kniete sich vor sie und fing sofort an sie zu behandeln. "Besorgt mir die Trage und Verbände. Wir müssen erst notdürftig verbinden. Und macht schnell. Ich will so schnell wie möglich anfangen.", wies er sofort an. Die Sanitäter machten sich direkt an die Arbeit, während Jake mit ihr sprach. "Sei tapfer. Es sieht schlimm aus, aber du kannst es schaffen. Gib einfach nicht auf." Saphira nickte als Bestätigung. Ein Sanitäter brachte Jake mehrere Dinge, die Saphira gar nicht mehr erkannte. Inzwischen war ihre Sicht unklar und verschwommen geworden. "Ich werde dich gleich im Wagen notdürftig verbinden. Im Krankenhaus kriegst du eine Vollnarkose. Das heißt, ich kann dir keine Schmerzmittel geben, muss aber direkt eingreifen. Schaffst du das?"
"Haben wir doch immer so gemacht.", antwortete sie brüchig und bemühte sich ein Lächeln zustande zu bringen. "Ja. Stimmt.", lächelte Jake. Saphira spürte wie Jake ihr mehrere Verbände umlegte. Als Jake mit ihrem Bauch fertig war, wurde sie hochgehoben und auf eine Trage gelegt. Keine Sekunde später befand sie sich schon im Krankenwagen und hörte die Türen zuschlagen. Noch immer versuchte Saphira den Schmerz auszublenden. Sie kämpfte gegen die Dunkelheit an. Am Rande dieses Kampfes hörte sie Jakes ruhige Stimme, die Anweisungen verteilte.
"Es ist unmöglich, dass sie überlebt. Sie verliert zu viel Blut.", hörte sie dann einen der Sanitäter sagen. Es klang irgendwie verzweifelt oder auch frustriert. "Sie ist nicht wie Andere. Sie wird das verdammt nochmal schaffen und wenn sie mir nicht dabei helfen wollen, das Mädchen zu retten, dann stehen sie nicht im Weg und lassen mich meine Arbeit machen. Denn ich lass nicht zu, dass sie stirbt." Jakes Stimme war laut geworden, aber er stoppte nicht Saphira zu behandeln. Er sah zu ihr auf und in seinen Augen sah sie, wenn auch nur verschwommen, die Angst, Saphira zu verlieren. 

Saphira war ihm wichtig. Das wusste sie selbst zu gut. Jake behandelte sie nun schon über 3 Jahre und sorgte immer dafür, dass sie überlebte und durchkam.
"Keine Sorge. Du kommst durch.", flüsterte er. Aber er tat es mit Angst.
Sie erinnerte sich an ihren 14. Geburtstag, als sie mit den schweren Verletzungen im Krankenhaus eingeliefert wurde und Jake wie erstarrt war, als er sie sah. Doch er riss sich zusammen und hatte sogleich angefangen sie zu behandeln. Er rettete ihr das Leben. So wie er es auch an ihrem 15. Geburtstag hat.
Jake hatte wieder angefangen die Verletzungen zu behandeln, um die er sich schon kümmern konnte. "Ist alles bereit für die OP?", fragte er einen der Sanitäter. "Nur noch unsere Ankunft wird erwartet und dann können wir sofort los legen.", antwortete der Sanitäter. "Ich brauche ein starkes Narkosemittel. Am besten eins, das nur wenige Minuten braucht, um zu wirken. Und ich brauche Blutgruppe O negativ.", wies Jake an. "Geben wir sofort weiter." 

The Brothers I lostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt