Kapitel 32

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Schwer atmend und komplett verängstigt setzte Saphira sich ruckartig auf. Ihr Atem ging noch immer ziemlich schnell und sie brauchte ein paar Ansätze, um zu realisieren, dass es nur ein Albtraum war. "Es war nur ein Traum. Beruhige dich. Alles ist gut.", flüsterte sie in die Dunkelheit.
Ihr ganzer Körper zitterte und sie spürte eine eisige Kälte.
"Er ist nicht hier.", probierte sie sich zu beruhigen. Langsam klappte das auch.
Saphira zog die Beine an und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Tief atmete sie durch und als sie sich wieder vollkommen im Griff hatte, fuhr sie sich einmal durch ihre langen schwarzen Haare. 

Saphira merkte, dass sie im Wohnzimmer auf dem Sofa lag. Das merkte sie daran, dass sie nicht ihr weiches Bett unter sich spürte sondern das Sofa. Leider war es im Wohnzimmer stockdunkel. Wie spät war es überhaupt? Wo war denn bloß wieder ihr Handy.
Sie tastete um sich herum und versuchte auch den Boden abzutasten. Da fand sie es auch.
Es war sechs. Viel geschlafen hatte sie dann nicht. Das letzte mal, als sie auf die Uhr gesehen hatte, war es zwei Uhr morgens gewesen und danach war sie noch wach. Da war sie sich sicher. Da waren alle noch wach.
Nachdem gestern Abend ihre Eltern zurück waren, haben die Geschwister die Süßigkeiten in die Schalen gefüllt und schon mal den Film eingelegt. Ihre Eltern wollten sich nur noch schnell frisch machen. Danach haben sie einen Film nach dem anderen gesehen bis spät in die Morgenstunden. Wann Saphira eingeschlafen war, wusste sie nicht. Aber definitiv erst nach zwei Uhr. Das sie überhaupt solange durchgehalten hatte, wo sie doch schon am Freitag nicht Schlafen gegangen war. 

Das Licht, das ihr Handy ausstrahlte, erhellte ein wenig das Wohnzimmer. Sie konnte vor sich ihren Bruder Jayden erkennen.
Die beiden hatten sich zusammen auf ein Sofa geschmissen. Die Zwillinge lagen vor dem Sofa auf dem Boden und Raffael lag friedlich im Sessel. Ihre Eltern lagen gestern gemeinsam auf dem anderen Sofa. Richtig erkennen konnte sie die beiden nicht mehr. Dafür reichte das Licht nicht aus, aber sie ging davon aus. Wer sollte es sonst sein? Ihre Brüder lagen ja alle um sie herum. 
Eigentlich müsste die Sonne langsam aufgehen, da jedoch die Schalosinen runter gelassen wurden, drang kein Sonnenlicht durch. 

Saphira entschied sich aufzustehen. Schlafen konnte sie ja nicht mehr.
Die Erinnerung an den Albtraum ließ sie erschaudern. Schnell schob sie diesen Gedanken in die hinterste Ecke ihres Kopfes. Als sie aufstand, fiel ihr Blick auf Zack. Erstarrt blieb sie stehen. Nicht mal eine Minute war vergangen und die Bilder schossen ihr wieder ins Gesicht.
Vor Schreck und Angst kniff sie die Augen zusammen.
Vielleicht konnte sie sich doch noch nicht vom Albtraum erholen. 

Mit dem Handy fest in ihrer Hand schlich sie sich leise durchs Wohnzimmer die Treppen hoch und direkt in ihr Zimmer, wo sie sich auf ihr Bett schmiss. Die Arme verschränkte sie vor sich auf dem Bett und die Stirn legte sie auf ihre Arme.
"Du musst stark sein.", flüsterte sie und atmete mehrmals tief durch. Die aufkommenden Tränen blinzelte sie weg. "Du darfst nicht weinen. Bleib stark.", machte sie sich selbst Mut und drehte sich auf den Rücken.
Die Deckenlampe erhellte ihr ganzes Zimmer. Es war leer und man merkte sichtlich, dass niemand mehr in dem Zimmer wohnte.
Saphira setzte sich auf. Die Beine zog sie hoch aufs Bett.
Auf der Wand zum Fußende ihres Bettes hangen einmal die ganzen Bilder und Sprüche, die nun in ihrem Zimmer im Internat hangen.
Der Schrank war leer. Keine Klamotten lagen da drinnen.
Auf dem Schreibtisch lagen weder Bücher noch Stifte. Genauso wie in den Schränken und auf dem Nachttisch stand nur eine kleine Tischlampe.
Das Zimmer war unbewohnt, aber Saphira störte es kein bisschen.
Sie hatte ein neues Zuhause gefunden. Im Internat. Bei Kayla, Kayson und ihren Brüdern. Trotzdem würde dieses Haus immer ihr Zuhause bleiben. Der Ort an dem sie groß geworden ist. 

Jedoch auch der Ort, an dem sie schlechte Erfahrungen machen musste.
Jetzt direkt nach dem Albtraum sah Saphira deutlich vor sich, wie sie manchmal Stunden auf dem Boden gesessen hatte und auf einen Punkt gestarrt hatte.
Nichts tuend auf dem Boden saß.
Sie schloss die Augen, aber selbst dann konnte sie Brad nicht entkommen.

The Brothers I lostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt