Erfinden einer Story

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Louis
Wahrscheinlich vertiefte ich mich in diesen Kuss so sehr, dass ich alles um mich herum und in meinem Kopf ausblendete, bis dieser sich von mir riss, ich kurz blinzelte und erst jetzt checkte, was ich da eben angestellt hatte. Heilige Mutter Maria. Was um Himmels Willen habe ich da eben nur mit ihm angestellt? Es war ja überhaupt nicht so, dass ich ihn mochte, aber ich hatte den kurzen Wunsch in mir erweckt, jemandem für einen kleinen Moment nahe zu sein.

Und nun... hatte ich ihn einfach geküsst. Oh Gott.. er würde mich jetzt sicher selber für diese Aktion hassen, da er soeben von einem Kerl geküsst wurde. Da fühlte man sich einmal alleine und dann tat mal sowas dämliches, was man nicht steuern konnte. Wie unglaublich bescheuert musste ich denn eigentlich sein? Ihn einfach so aus freiem Himmel zu küssen.

Erst jetzt ertönte jedoch wieder seine Stimme und ich blickte erst ängstlich und dann leicht augenverdrehend in seine Augen. Er sah nicht gerade schlecht gelaunt aus. Sehr gut.
"Du bist nicht attraktiv... und ja weiß ich... tut mir Leid... es hatte mich eben einfach überkommen. Ich bin gerade selber so verwirrt, wieso genau ich das getan habe..", erklärte ich diesem kleinlaut und wurde rot im Gesicht.

Das war so unangenehm und peinlich eben gewesen, dass ich ihm nicht mehr ins Gesicht schauen konnte. "Vergiss das einfach wieder.", fügte ich noch hinzu und wuschelte mir durch mein Haar, obwohl mein Arm so weh tat.

Also nahm ich die Hand wieder von ihm und musterte den Körper vor mir. "So kann ich mich unmöglich bei Mom und deinem Dad blicken lassen. Was soll ich tun? Ich werde auch in den nächsten zwei Tagen nicht zur Schule gehen.. wegen deinen netten Freunden und da ich kein Handy mehr hab, kann ich die beiden nicht einmal anschreiben. Wie soll ich denen das Bitte erklären? K-kannst du einfach sagen, dass ich 'ne fette Erkältung abbekommen habe und deswegen lieber in meinem Zimmer bleibe?", fragte ich ihn verlegen und bereute im Nachhinein die Worte, die ich ihm im Urlaub an den Kopf geworfen habe.

Vielleicht war das viel zu fies von mir gewesen und ich habe zu übertrieben gehandelt. Das tat mir gerade ein wenig Leid, um ehrlich zu sein.

Noah
Als er mir verkündete, dass ich nicht attraktiv war, musste ich leicht grinsen. Es war mir klar gewesen das er so etwas in der Art sagen würde, weswegen es mich eher amüsierte, anstatt mich zu stören. Dass ich nicht hässlich war wusste ich, doch Attraktivität lag ja immer im Auge des betrachters, richtig?

Ich zum Beispiel fand Louis eigentlich verdammt attraktiv, aber das würde er wohl niemals erfahren. Ich winkte schließlich nur ab. ''Passt schon.'', lautete meine letztendliche Antwort auf die Situation von eben. So ausgelassen ich nach außen hin auch wirkte, in meinem Innern spielte alles verrückt. Mein Herzschlag lag sicher bei 200 Schlägen pro Sekunde, meine Lippen prickelten leicht elektrisiert und das angenehme Gefühl in meiner Magengrube war noch immer nicht abgeflacht. Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht, riefen Alarm aus und Verunsicherung. Bis jetzt war es mir recht leicht gefallen mich von Kerlen fern zu halten, da ich überhaupt nicht gewusst hatte, wie toll es sich anfühlte, doch jetzt?
Jetzt wusste ich, was ich haben konnte, wenn ich wollte. 

Meine Aufmerksamkeit galt wieder ihm, als er schließlich meinte, dass er sich so nicht zeigen konnte und damit hatte er Recht. Eine Grippe würden sie ihm aber auch nicht abkaufen, niemals. Dann würde seine Mom doch erst Recht bei ihm sein wollen. ''Das mit der Grippe glauben die doch niemals, außerdem würde deine Mom dich dann sicher direkt umpflegen wollen...'', gab ich nachdenklich von mir. Was könnte passiert sein um wirklich all die blauen Flecke zu erklären?

Eine Weile lang starrte ich dumm an die Wand mir gegenüber, bis mir schließlich ein Licht aufging. ''Was wenn wir sagen, keine Ahnung, dass ich dir irgendwas weggenomen habe und du mir nachgerannt bist um es wiederzubekommen und dabei bis du die Treppe runtergefallen? Ich meine das würde so einiges erklären und die nächsten zwei Tage dürftest du sicher trotzdem zu Hause bleiben.'' Fast schon erwartend sah ich ihn an. Ich wollte wissen, was er von der Idee hielt, da ich sie für ganz plausiebel fand. 

Louis
Ja stimmt... da hatte er wohl oder übel Recht. Meine Mom würde sich umso mehr Sorgen machen und wahrscheinlich alle zwei Sekunden meine Temperatur messen - so fürsorglich sie auch war. Jedoch könnte ich ihr das dann nicht mit dem blauen Auge erklären.
Auf seinen Vorschlag hin, fing ich leicht an zu lächeln, da diese Situation vollkommen realistisch klang und ich blickte zurück zu ihm. "Klingt nach uns...", antwortete ich diesem daraufhin und löste mich von Noah. Ich hatte mich ein wenig beruhigt und griff unbewusst in meine Hosentasche, als ich merkte, dass ich mein Handy ja gar nicht mehr hatte und seufzte leise.

"Woher... weißt du eigentlich, wer das war? A-also das hätten ja auch andere sein können und nicht die aus deiner wunderbaren Clique. Du hast echt bezaubernde Freunde... wie kannst du dich nur mit solchen... Spasten abgeben? Gerade hast du mir doch bewiesen, dass du... besser bist.. wieso also das alles? Magst du die Leute wirklich so sehr? Interessiert ihnen denn deine Meinung? Fragen sie dich wie es dir geht?"
 
Auf einmal wurde ich sehr gesprächig, was ich erst jetzt checkte und verstummte kurz. Ich glaube, ich hatte nicht das Recht ihn sowas zu fragen. "Vergiss meine Fragen. Hab gerade nur laut nachgedacht.", erklärte ich leise und legte mich hinter ihm auf den Bauch auf mein Bett, da mir mein Rücken besonders doll weh tat und ich ja sogar die Verletzungen auf dem Rücken spürte... vielleicht sollte ich meinen Oberkörper einbandagieren gehen, doch ich wollte nicht noch mehr laufen oder mich generell bewegen. Dann also eher nicht.

"Kannst du mir vielleicht Wasser bringen? Mein Hals ist so trocken.", bat ich ihn leise. Lag wohl daran, dass ich vorhin noch Blut gehustet hatte, als ich nach Hause gegangen bin.
Das alles sah auch nicht gerade apettitlich aus.

Noah
Er schien meinen Vorschlag ebenso einleuchtend zu finden wie ich selbst. Das klang viel realistischer als eine Grippe. Es gefiel mir, dass er lächelte, wenn auch nur leicht. Hatte er mich bis jetzt jemals angelächelt? Ich glaube nicht, dabei hatte er ein schönes Lächeln, das er öfter mal zeigen sollte. Als er in seine Hosentasche griff und kurz danach generft seufzte, war mir klar, dass sie ihm tatsächlich das Handy weggenommen hatten, eine Sache die ich auf jeden Fall zurück holen würde. 

Nun begann er eine Frage nach der anderen zu stellen und ich sah ihm erneut in die Augen und biss mir auf die Unterlippe. Die erste seiner Fragen war leicht zu beantworten, die anderen nicht ganz so einfach. Ich überlegte was und wie ich antworten sollte, als er seine Fragen widerrief und mich stattdessen darum bat ihm etwas Wasser zu holen. Leicht nickend und noch immer nachdenklich stand ich auf, lief nach unten und füllte ihm ein großes Glas auf. Ich würde versuchen ihm die Fragen zu beantworten, damit er vielleicht verstand. Nur ein bisschen, er musste mich ja nicht zu 100% verstehen, das sollte er auch gar nicht, denn dann würde er mein tiefgehenstes Geheimnis kennen. 

Während ich wieder das Zimmer betrat, begann ich zu reden. ''Ich weiß, dass es meine 'netten Kumpels' waren, weil sie so stolz auf das sind, was sie getan haben, dass sie ein Video davon machten und es in die Whatsapp Gruppe schicken mussten.'' Auf die zweite Frage, wie ich mich mit solchen Leuten abgeben konnte, wusste ich aber auch keine allzu gute Antwort. Ich tat es einfach.

''Ich mag die Leute nicht, außer Kassy natürlich. Sie sind oberflächlich, arrogant, machen andere fertig um sich selbst besser zu fühlen. Aber sie lassen sich auch leicht beeinflussen. Was glaubst du wie ich deine Kopfhörer zurückbekommen habe?'' Ich sah ihn vielsagend an und lächelte schwach. Meine Stärke lag nicht darin Gewalt anzuwenden, sondern sie zu manipulieren und zu beeinflussen.

Natürlich klappte das bei weitem nicht immer und sicher würde ich deswegen mal richtig eins auf die Fresse bekommen, doch bis jetzt war es immer gut gegangen. ''Und ja, sie fragen wie es mir geht, nur ist es ihnen in Wirklichkeit mehr als scheiß egal. Du könntest ihnen erzählen, dass du dich vor den nächsten Bus wirfst und sie würden trotzdem nicken und grinsen, weil sie nicht wirklich zuhören. Aber du siehst ja was los ist, wenn man sich gegen sie stellt oder etwas tut, oder ist, was ihnen nicht passt.'', erklärte ich unbefangen, wobei ich beim letzten Satz immer leiser wurde, denn dieser beschrieb, warum sie so mit ihm umsprangen, wie sie es taten.
Schließlich reichte ich ihm sein Wasser und setzte mich wieder neben ihn auf das Bett.

Can't show you my Love!(BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt