✫2✫

6.9K 687 255
                                    

Taehyung

Seufzend lasse ich mich in einen Stuhl im Pausenraum fallen und kreise meinen Kopf einige Male, ehe ich ihn erschöpft nach hinten fallen lasse und meine Augen schließe. Die Nacht hat quasi gerade erst begonnen, seit läppischen zwei Stunden befinde ich mich im Krankenhaus und schon jetzt habe ich mehr getan, als die letzten Tage zuvor.

»Die Bude brennt heute mal wieder«, höre ich meinen Kollegen und gleichzeitig besten Freund neben mir sagen und als ich eines meiner Augen öffne, sehe ich, wie er mir einen kleinen Pappbecher mit meinem Lieblingsgetränk vor die Nase stellt.

»Danke«, grinse ich ihm zu und greife nach dem Becher, welcher innerhalb weniger Sekunden bereits geleert ist. »Und du hast recht«, füge ich dann noch hinzu und seufze wieder. »Dieses Mädel mit den Bauchschmerzen eben war einfach nur unnötig.«

Seokjin prustet einmal leise. »In der Notaufnahme hat man wahrscheinlich nie seine Ruhe, oder?«

Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. »Du hast gut reden. Als Gynäkologe musst du ja nur Kinder zur Welt bringen.«

Nun lacht der Ältere ein wenig lauter, zuckt dann aber sofort zusammen, als mein Pieper alarmiert. Genervt aufstöhnend hole ich ihn aus meiner Tasche und sehe darauf, verdrehe dann die Augen. »Ich werde nie meine Ruhe haben.«

»Du hast es dir ausgesucht, Tae«, erwidert er schulterzuckend, sieht mich dann aber neugierig an. »Was ist es denn dieses Mal?«

Ich stehe auf und werfe mir dabei meinen Kittel über die Schulter, mein Stethoskop landet um meinen Hals und ich richte noch meinen Kragen. »Abdominelle Schussverletzung.«

»Ui«, pfeift Seokjin. »Das klingt nach 'ner OP.«

Ich nicke und reibe mir einmal über meinen Nacken, bevor ich den kleinen Pappbecher in den Mülleimer werfe. »Ich hoffe, es ist keine gravierende. Die Nacht habe ich mir anders vorgestellt, als sie Stunden im OP zu verbringen.«

Mit einem letzten Winken in Seokjins Richtung drehe ich mich um und verlasse den Raum, nur um dann bereits auf dem langen Flur des Krankenhauses zu stehen. Ungeduldig warte ich vor einem Fahrstuhl, was mir aber zu lange dauert, weshalb ich mich dann doch für die Treppen entscheide. Innerhalb weniger Minuten stehe ich dann in dem Flur der Notaufnahme, gerade rechtzeitig, als der Patient eingeliefert wird.

»Dr. Kim!« Eine junge Krankenschwester kommt eilig angelaufen, hat ein Klemmbrett in der Hand und reicht es mir direkt, damit ich es mir durchlesen kann, während ich neben der Bahre entlang laufe.

»Junger Mann, 25 Jahre«, beginnt sie mir zusätzlich zu erklären, als ich durch die Akte blättere, die schon angelegt wurde. »Schussverletzung mithilfe einer automatischen Pistole in das linke Abdomen. Patient ist kreislaufstabil, allerdings nicht ansprechbar.«

Ich werfe meinem neuen Patienten einen flüchtigen Blick zu, überprüfe selbst einmal die Vitalparameter, die auf einem Monitor angezeigt werden und gebe dann der Schwester das Klemmbrett zurück. »Einmal bitte in Schockraum 1 und umlagern, piepen sie auch bitte Dr. Choi an, damit er die OP leiten kann.«

Sie weitet die Augen. »Sie wollen tatsächlich operieren?«

Überrascht erwidere ich ihren Blick, denke dann kurz nach. »Sie sind neu, was? Natürlich muss ich ihn operieren. Es scheint so, als befinde sich die Kugel noch immer in seinem Bauchraum. Bereiten Sie auch das CT vor, damit ich weiß, worauf ich mich einstellen kann.«

Sie nickt einmal hektisch und verschwindet dann, bevor ich mit den Sanitätern den Patienten auf eine unserer Tragen umlagere. Als er wieder ruhig liegt, nehme ich sofort vorsichtig den Druckverband herunter und verschaffe mir einen Überblick, allerdings beginnt die Wunde sofort wieder zu bluten.

»Bestellen Sie auch Erythrozytenkonzentrate«, befehle ich einer weiteren Schwester, die ihn gerade an unser Überwachungssystem geschlossen hat. Mit einem Nicken kommt sie dem nach und verschwindet ebenfalls, sodass ich nun für einen Moment allein mit dem jungen Mann in einem Raum bin.

Nachdenklich sehe ich in sein Gesicht und mustere es, jedenfalls das, was ich aufgrund der Beatmungsmaske sehen kann. Er scheint ganz hübsch zu sein und mit 25 auch noch viel zu jung, um zu sterben. »Keine Sorge, ich werde dich retten«, murmele ich leise, bevor die junge Schwester wiederkommt und ich nun mit der groben Diagnostik beginnen kann, bevor eine Nacht im OP beginnt.



ᴘᴀʀᴛɴᴇʀsᴛᴏʀʏ ʙʏ:
ᴊɪᴀɴᴊᴇᴏɴ13 & ᴛᴀᴇ-ʀᴀʜ

𝖱𝖾𝗎𝗇𝗂𝗈𝗇  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt