Prolog

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Hi!
Dies ist also meine neue Geschichte. Die Idee dafür spukt mir  schon etwas länger im Kopf herum, doch bisher hatte ich noch nicht die  Gelegenheit, zu beginnen. Ich weiß, der Titel ist nicht sehr kreativ,  vielleicht fällt mir noch was besseres ein...

Ich kann leider  nicht mit Sicherheit sagen, dass meine Posts regelmäßig sein werden,  werde aber versuchen, jede Woche ein neues Kapitel hochzuladen, sollte  dies mal nicht der Fall sein, verzeiht mir bitte!

Und nun: Viel Spaß beim Lesen!!
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Ich  erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Dabei ist es in  Wahrheit beinahe 3 ½ Jahre her. Am Tag vorher war mein 13. Geburtstag.  In Distrikt 8 muss man 13 sein, um Arbeiten gehen zu dürfen. Also sollte  ich an jenem Dienstag direkt nach der Schule ein paar Stunden in der  Textilfabrik arbeiten. Meine Familie brauchte das Geld. Wir waren schon  immer sehr arm gewesen und auch meine Schwester hatte arbeiten müssen,  als sie 13 Jahre alt geworden war.

Der Dienstagmorgen war ein  Morgen wie jeder andere. Meine Schwester, mit der ich schon damals eine  einfache Matratze aus Stroh teilte, weckte mich und ich ging in die  kleine Waschkammer, um mich frisch zu machen und mich umzuziehen. Das  Wasser war eiskalt, aber es war auch mitten im Winter. Anschließend  setzte ich mich an den schäbigen Holztisch, um zu essen. Ein trockenes  Brot und ein Glas Milch, so wie jeden Morgen. Meine Schwester und ich  machten uns gemeinsam auf den Weg zur Schule. Da wir am äußersten Rand  von Distrikt 8 wohnen, hatten wir einen langen Weg und viel Zeit,  miteinander zu reden.

„Bist du aufgeregt?", fragte meine  Schwester, die damals 16 Jahre alt war. Ich sah ihr in die braunen Augen  und murmelte: „Schon ein bisschen..." Sie nahm meine Hand und sagte: „Ich  war an meinem ersten Arbeitstag auch sehr aufgeregt, ich glaube sogar  fast aufgeregter als bei meiner ersten Ernte. Du wirst es schaffen,  glaube mir!" Ich nickte. Natürlich würde ich es schaffen, unsere Familie  brauchte das Geld dringend.

An der Schule angekommen trennten  wir uns. „Ich warte später auf dich!", meinte meine Schwester und  drückte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor sie in Richtung ihres  Klassenzimmers verschwand.

In der Schule sangen wir ein paar  Lieder und hatten Mathematik. In der Pause spielte ich mit meinen  Freundinnen. Sie kamen auch alle aus dem Saum, waren aber nicht ganz so  arm wie meine Familie und mussten deshalb auch noch nicht arbeiten  gehen.

Nach dem Unterricht holte meine Schwester mich ab und wir  gingen gemeinsam zu der Fabrik. Ich mochte die Straßen von Distrikt 8  nicht. Es war trist und eintönig und überall hing der Rauch von den  Fabriken in der Luft. Dort, wo unsere Hütte steht, hatten wir immerhin  Blick auf den Wald; wenn dieser auch durch einen Zaun abgetrennt war.  Meine Schwester stellte mich der Vorarbeiterin vor und diese führte mich  zu meinem neuen Arbeitsplatz. Ich hatte eine relativ leichte Aufgabe:  Ich sollte lediglich die fertigen Kleidungsstücke zusammenfalten, damit  man sie in Kartons verpacken konnte, um sie mit dem Zug an ihren  jeweiligen Bestimmungsort zu versenden.

Ich machte mich sogleich  an die Arbeit. Doch irgendetwas lief schief - gewaltig schief. Es war  nicht mein Fehler, aber als ich gerade das zehnte Hemd zusammengefaltet  hatte, ertönte ein lauter Knall, wie von einer Explosion. Es breitete  sich eine riesige Druckwelle aus und dann schmerzten meine Ohren so,  dass ich vor Schmerzen aufschrie.

Der Knall war das letzte  gewesen, was ich hörte. Ich merkte es in dem Moment, als meine Schwester  panisch auf mich zu gerannt kam, mir etwas zuschrie, das ich nicht  hören konnte. Ich hatte Tränen in den Augen, als sie mich in den Arm  nahm und fest an sich drückte.
Es hieß, dass ein Farbkanister  explodiert sei. Meine Schwester war zu weit weg gewesen, um einen  solchen Schaden wie ich davon zu tragen. Es gab zwei oder drei Arbeiter,  die ebenfalls verletzt waren.

Seit diesem Tag bin ich gehörlos.  Der erste Arbeitstag war auch mein letzter gewesen und bald durfte ich  auch nicht mehr zur Schule gehen. Ich helfe meiner Mutter im Haushalt,  ich koche, wenn sie weg ist, um bei den reicheren Familien zu putzen,  damit sie etwas Geld verdienen kann - Geld, dass eigentlich ich in der  Fabrik verdienen sollte,  aber sie  wollen dort keine tauben Arbeiter,  denen sie keine Befehle zu rufen können.

Mittlerweile bin ich 16 Jahre alt, doch mein Hörvermögen ist nicht zurückgekehrt.

Die 101. Hungerspiele★ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt