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Anscheinend hat Bez mich zurück in mein Bett gebracht, denn als ich aufwache, hänge ich unvorteilhaft in einer Schwebeposition zwischen Bettrahmen und Boden. Fluchend lasse ich mich komplett auf den Teppich plumpsen und stehe vorsichtig auf. Mit kleinen Schritten gehe ich auf das Fenster zu und lehne mich an die Scheibe. Das kühle Glas verhindert, dass ich komplett durchdrehe. Von meiner Position aus sehe ich, wie sich eine kleine Prozession der Baze nähert. „Aufwachen, Prinzessin!", ruft Bez und kommt in mein Zimmer. Er senkt seine Stimme etwas als er bemerkt, dass ich schon längst aufgestanden bin. „Oh. Ich soll dich wecken, wir haben jetzt einen großen Gottesdienst." Bez winkt mich mit sich und ich folge ihm ins Erdgeschoss. „Was ist denn hier passiert?" Ich traue meinen eigenen Augen nicht: Das komplette untere Stockwerk ist mit Umzugskisten und Koffern zugestellt, lediglich schmale Gänge, deren Seiten mit Kartons gepflastert sind, ermöglichen ein Durchkommen. „Habe ich gestern doch schon gesagt. Tapetenwechsel!" Ich runzle die Stirn. „Heute Abend reisen wir ab. Nächste Woche gehst du aufs College." Er stahlt mich an und schwingt die Arme auseinander. „ÄÄh..." Viel mehr fällt mir dazu nicht ein. „Ach, komm schon. Das könnte doch ganz lustig werden." Unüberzeugt ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Ich bin bekannt wie ein bunter Hund. Zumindest seit ich wegen meiner ‚Entführung' in den Nachrichten war." Bez lässt die Mundwinkel sinken. „Kannst du wenigstens einmal nicht sofort so schlau sein? Wir lassen dich auferstehen." Wozu das denn bitte? Ich bahne mir einen Weg durch die Kartons zum Sofa und lasse mich darauf plumpsen. Die Aussicht auf das Meer wird mir leider von einer weiteren Kiste verstellt. Gedankenverloren streiche ich über ein Sofakissen. Mein Zuhause ist jetzt hier. Wieso sollte ich wieder weggehen? Ich habe mein altes Leben aufgegeben, um hier zu bleiben. „Wir brauchen dich genau genommen wieder lebend, damit du im College einige Kontakte knüpfst." Daher weht der Wind also. „Was gibt es denn an einem College bitte, was ihr nirgendwo sonst bekommt?" Bez setzt sich neben mich. „Da wären Drogendealer und Produzenten die überall wie die Ameisen herumwuseln, Schwarzmarkthandel, Korruption, Erpressung und so weiter. Und das alles auf einem Fleck." „Und ich soll jetzt dem kleinen Dealer einen Kaugummi klauen, oder was?" Bez schüttelt energisch den Kopf. „Du sollst Frischfleisch anwerben. Du hast so etwas wie ein Gespür für die richtigen Leute." „Woher willst du das so genau wissen?" „Naja, sonst wärst du nicht hier, oder?" Das ist allerdings ein Argument. Und was hält mich noch in diesem Gebäude? Jaxx ist nicht mehr hier, und ansonsten müsste ich den ganzen Tag Papierkram erledigen. „Also gut, dann lasst mich wieder auferstehen!"


Victories (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt