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Eine halbe Stunde später folge ich ihm durch einen hell erleuchteten Flur zu einem Aufzug, der in einer Tiefgarage endet. Zielstrebig steuern wir auf eine edle Limousine zu und verstauen meinen Koffer im Kofferraum. „Ich bin jetzt nicht dein Bodyguard, du sitzt also vorne neben mir." Er öffnet mir galant die Tür. „Darf ich Ihnen behilflich sein?" Er reicht mir die Hand und ich lächle ihn an. „Vielen Dank, Johann." Ich drücke ihm einen Schein in die Hand. Bez lacht laut los und ein paar Sekunden danach falle ich mit ein. Er schafft es gerade noch hinter den Fahrersitz, bevor ein anderes Auto um die Ecke kommt und ihn sehen könnte. Eine Minute später startet er das Auto und parkt aus. Auf dem Weg aus der Tiefgarage hinaus verfährt er sich drei Mal, bevor wir endlich wieder das Tageslicht erblicken. „Wenn du dich hier noch auskennst: Zu deinem Haus brauchen wir vielleicht zwanzig Minuten." Ich nicke und schließe die Augen. 

Exakt zwanzig Minuten später bleiben wir vor der Haustür meiner Villa stehen und ich steige aus. Die Sonne steht hoch am Himmel und scheint erbarmungslos auf mich herab. Das letzte Mal musste ich mich selbst betäuben, also gehe ich schnell in der Schatten der Veranda und warte dort auf Bez. „Ab jetzt bin ich Jaden", flüstert er mir zu und öffnet die Haustür. Der Geruch der mir entgegenschlägt ist so vertraut, dass einem anderen wahrscheinlich die Tränen in die Augen schießen würden, aber natürlich passiert bei mir rein gar nichts. Ich stehe keine zwei Sekunden in der Tür, als Lara mir schon entgegenkommt und mir um den Hals fällt. „Ich wusste, dass du nicht tot bist!" Nette Begrüßung. Ich drücke sie zurück und mache mich dann möglichst schnell von ihr los, ohne unhöflich zu erscheinen. „In den Nachrichten und in der Schule hieß es immer, dass du schon längst nicht mehr leben würdest, aber das hätte ich gespürt." „Wieso das denn?" Ich schaue sie irritiert an. „Ja weil wir doch so eine Verbindung haben, fast wie Schwestern!" Ich zucke merklich zusammen, doch zum Glück hat Lara Bez, sorry, Jaden im Visier und umkreist ihn wie einen hungrigen Wolf. „Ich wusste, dass du nicht ohne leere Hände zurückkommen würdest. Zeig ihn mir mal!" Ich schaue sie an. „Wen?" „Na deinen Ring natürlich. Wen denn sonst?" Shit. Den habe ich noch nicht an. „ÄÄh... Den hat Jaden, falls er nicht zu dem Outfit passt, dass du für mich ausgesucht hast", dazu lächle ich dämlich und mache einen kleinen Knicks. Meine Ausreden waren auch schon mal besser... Lara zuckt zufrieden mit den Schultern. „Wollen wir dann?" Sie hakt sich bei mir unter, als ob nichts passiert wäre und führt mich in meinen ehemaligen Kleiderschrank. „Du hast es also geschafft, erfolgreiche Stylistin zu werden. Ich bin beeindruckt." Sie lächelt mir über die Schulter zu. „Ja, oder? Nachdem du verschwunden bist, habe ich die Schule am Jahresende beendet und bin zu Chanel gegangen. Die wollten mich sofort haben als sie erfahren haben, dass ich mit dir befreundet war." Und das erzählt sie mir einfach so? Taktik war noch nie ihre Stärke. Lara öffnet schwungvoll den einzigen Schrank, der Türen besitzt. Dahinter kommt ein knielanges Kleid zum Vorschein, dass vermutlich mehr gekostet hat, als sie im Jahr verdient. Es ist schwarz, hauteng geschnitten und sieht einfach wundervoll aus. Auch wenn mir Klamotten inzwischen noch mehr zum Hals raushängen als früher. „Das ist wundervoll!" Lara dreht sich um und fällt mir in die Arme. „Freut mich, dass es dir gefällt." Sie hilft mir dabei, es anzuprobieren. Es sitzt wie angegossen.


Victories (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt