„Wach auf, wir sind fast da." Bez rüttelt leicht an meiner Schulter und ich fahre hoch. Ich will gerade beginne zu fluchen, als ich Doc sehe. Und da er ein nicht unerheblicher Teil meiner Schimpftirade wäre, halte ich mich lieber zurück. Verschlafen reibe ich mir die Augen und recke mich. Mein Rücken ist eingeschlafen und beginnt nun, unangenehm zu kribbeln. Fothy erscheint an der Treppe und macht es sich neben mir bequem. „Zur Landung sitze ich dann doch lieber." Doc schaut mich lächelnd an und ich lächle so ungezwungen wie möglich zurück. „Geht es dir besser?" Er fasst sich theatralisch an den Kopf. „Es dreht sich immer noch alles." Ja klar. Von ein bisschen Schlaftablette. Aber egal. Ich nehme Bez Hand und verschränke seine Finger mit meinen. Das Flugzeug setzt auf dem Boden auf und bleibt zwei Minuten später ganz stehen. Anscheinend haben wir die Parkposition erreicht. Die Luke öffnet sich und ein Kopf erscheint. „Chili!" Ich springe auf und renne auf ihn zu. Kaum habe ich ihn erreicht, da falle ich ihm in die Arme. Er tätschelt mir den Rücken und drückt mir einen Kuss aufs Haar. „Hi, Victoria. Lange nicht mehr gesehen." Er lässt seine Arme sinken und gibt mich wieder frei. Ich klatsche in seine erhobene Hand. „Willkommen zurück." Ich grinse breit. Er beginnt, mit Bez Hilfe Doc auf seiner Trage aus dem Flugzeug zu heben. Vorsichtig schiebe ich ihn dann zu einem der wartenden Autos. Dort übernimmt Bernie ihn. Ich drehe mich wieder um und helfe Fothy dabei, was auch immer zu verstauen. Augenscheinlich handelt es sich dabei um etwas, das er im Flugzeug zusammengebaut hat, ich stelle aber keine weiteren Fragen. Fröhlich klettere ich auf den Rücksitz eines der Autos, setze die Sonnenbrille auf, die Bez mir reicht und schaue aus dem Fenster. Allein schon die Sonne in Malibu ist irgendwie anders als in Cambridge. Irgendwie existent.
Viel zu schnell endet die Fahrt auch schon wieder und wir fahren in den dunklen Schlund der Garage. Fachmännisch parkt Bez ein und stellt den Motor ab. „Hast du dich unter Kontrolle?" Ich nicke. Immerhin bin ich ja kein kleines Kind mehr. „Dann werden wir uns jetzt um Doc kümmern. Halte dich zurück!" Die letzten Worte sind sehr scharf und reißen mich aus meinen Gedanken. Trotzdem noch gut gelaunt springe ich aus dem Auto und helfe dabei, Doc aus einem anderen Fahrzeug zu heben. Wir verlassen die Garage und machen uns auf den Weg zur Krankenstation. Von allein Seiten begrüßen mich Leute und winken mir zu. Oder halten mir alternativ dazu ein Klemmbrett hin und bitten mich, was auch immer zu unterschreiben. Ein bisschen bürokratisch ist das ja schon, aber bitte, wenn es sein muss, mache ich das auch mit. Als wir die Tür der Krankenstation erreicht haben, kümmere ich mich darum, dass Doc in meinem privaten Krankenflügel untergebracht wird. Vorsichtig verfrachten wir ihn auf ein Bett und decken ihn zu. Bez zieht sich einen Arztkittel über und schnappt sich einen der Krankenpfleger. Irgendwie sieht er ziemlich affig aus. Aber gleichzeitig auch ziemlich sexy. Ich schüttele den Kopf, als wollte ich diesen Gedanken aus meinem Gehirn vertreiben. Schnell folge ich dem Geschwader aus dem Krankenzimmer, das inzwischen auf dem Weg zum Röntgen ist. Bez hält mich zurück, als ich auch mit in das Röntgenzimmer gehen will. „Du kannst da nicht rein, da wird gleich gestrahlt." „Was suchen wir eigentlich genau? Wir wissen ja, dass er nichts hat." Bez schaut sich um, und als keiner in der Nähe ist, beginnt er zu sprechen: „Nichts spezielles. Aber wer weiß, was wir finden?" Ich schaue ihn fragend an. „Naja, es ist zwar utopisch, aber manche Verbrecher haben irgendwelche implantierten Sender oder Werkzeug in ihren Körpern. Das ist schon ziemlich pervers." Ich nicke. Wir wenden uns einem Bildschirm zu, auf dem in diesem Moment ein Bild erscheint. „Das ist der Kopf. Alles okay, wie ich es gesagt habe." Seufzend setze ich mich auf den Boden und lasse den Kopf hängen. Was machen wir hier eigentlich? Wir könnten Doc schon längst in irgendeine Zelle gesteckt haben. Zu dieser miesen Verräterin Thekla. Aber es gibt einen Plan und ich werde mich daran halten. Egal was ich denke. Bez holt mich aus meinen Gedanken hervor. „Da ist nichts. Er ist clean." Er winkt den Krankenpfleger wieder herbei, der Doc aus dem Röntgenraum rollt und ihn wieder in das Zimmer schiebt. Doc schaut uns gespannt an. „Alles okay, du hast dir nichts gebrochen." „Na dann, kann ich ja wieder gehen." Doc schwingt merkwürdig schnell die Beine über die Bettkante und stemmt sich hoch. Ich schaue ihn erstaunt an, begleite ihn aber wortlos zu seiner Wohnung in der Baze, die ich nebenbei gemerkt noch nie von innen gesehen habe. Und auch dieses Mal verabschiedet sich Doc an der Tür. Bloß nicht zu freundlich. Ich kann nur hoffen, dass Chili seinen Job erfüllt hat. Der kommt mir auf dem Weg in meine Wohnung auch schon entgegen gewatschelt und streckt beide Daumen in die Höhe. „Alles klar. Die Kameras sind angebracht und voll funktionsfähig. Sie nehmen schon auf." Ich lächle ihn dankbar an. „Wann soll ich kommen?" „Du kannst dich erst mal ausruhen, wir kümmern uns schon darum. Das ist jetzt kein Ein-Mann-Job mehr." Ich nicke und gehe weiter. Der Aufzug zu meiner Wohnung öffnet sich mit dem vertrauten 'Pling'. Aber anders als früher könnte ich diese Klingel auf einmal aus dem Fenster schmeißen! Sie geht mir dermaßen auf die Nerven, dass ich mir die Ohren zuhalte, als ich oben ankomme und die Türen sich wieder öffnen. Bez sitzt schon auf dem Sofa und schaut mich zweifelnd an. „Was machst du da?" „Ich halte diese dämliche Klingel nicht mehr aus!" Wie ein kleines Kind stampfe ich auf den Boden. Bez atmet erleichtert aus und zieht mich zu sich auf die Couch. „Ich dachte schon, dass Doc uns durchschaut hat. So hast du zumindest geguckt." Ich beginne zu lachen und entspanne mich im selben Moment wieder. „Nein, nein, es ist alles okay. Ich habe schon mit Chili gesprochen, die Kameras sind in Docs Zimmer schon angebracht und filmen." Bez nickt zufrieden und küsst mich. „Wir schaffen das. Thekla haben wir uns auch geschnappt." Ich seufze und ziehe ihn näher an mich heran. Seine Körperwärme strahlt auf mich ab und verursacht ein warmes Gefühl in meinem Brustkorb. Und weil wir gerade nichts Besseres zu tun haben, machen wir einfach weiter.
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Victories (Buch 2)
ActionJaxx ist tot, er wurde während der Krönungszeremonie erschossen. Von Rachegedanken geplagt versucht Emilia Stoneforth als neue Victoria nun, die verantwortlichen Rebellen aufzuspüren - um ihnen zu geben, was sie verdienen...